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Bergbau Am Arbeitsplatz herrschen 48 Grad

Vor 45 Jahren nahm das Kaliwerk Zielitz seine Produktion auf. Wer dort untertage arbeitet, muss hart im Nehmen sein.

Von Burkhard Steffen 28.04.2018, 01:01

Zielitz l Rund zwölf Millionen Tonnen Rohsalz fördern die Zielitzer Kalikumpel in jedem Jahr. Wie schaffen sie es, diese gewaltige Menge des „weißen Goldes“ aus bis zu 1300 Metern Tiefe an das Tageslicht zu holen?

Seit rund 40 Jahren arbeitet Thomas Knispel im Kaliwerk. Der Zielitzer bedient einen Sprenglochbohrwagen. „In einer Schicht bohre ich bis zu 150 Löcher“, erzählt Knispel während er von einem externen Bedientableau seine Maschine steuert. Die Löcher haben einen Durchmesser von 38 Millimetern und sind sieben Meter tief.

Dorthinein kommt der Sprengstoff. „Gesprengt wird jeweils am Schichtende, wenn alle Mitarbeiter ausgefahren sind“, informiert Ulf Hölzl, Leiter Produktionsvorbereitung und -absicherung untertage. Dass sich zum Sprengzeitpunkt niemand mehr in der Grube befindet, wird durch ein ausgeklügeltes Kontrollsystem sichergestellt. Gesprengt wird in jeweils rund einstündigen Zeiträumen um 13 Uhr, um 21 Uhr und um 5 Uhr.

Nach der Sprengung hat die nächste Schicht damit zu tun, das herausgelöste Rohsalz abzutransportieren. Dabei kommen riesige Radlader zum Einsatz. Die neueste Generation dieser Fahrzeuge kann mit einer Schaufelfüllung 21 Tonnen Rohsalz transportieren. Dabei müssen die Fahrer zwischen Abbauort und der Kippstelle maximal 300 Meter zurücklegen. Unter riesigem Getöse wird die wertvolle Last abgekippt. An der Kippstelle werden die Rohsalzbrocken zunächst in einem Brecher vorzerkleinert, so dass sie maximal 25 Zentimeter Kantenlänge aufweisen. Dann geht es auf das Förderband. „Nach mehreren Übergaben landet das Rohsalz dann am Förderschacht 1, wo es nach oben gebracht wird“, erzählt Ulf Hölzl.

Etwa 1200 der rund 1800 Kaliwerker, einschließlich der Auszubildenden, arbeiten untertage. Dort ist es nicht nur relativ dunkel, sondern stellenweise auch recht warm. „Unser tiefstes Abbaufeld liegt im Ostrevier bei 1300 Meter. Da herrschen Temperaturen bis zu 48 Grad“, lässt Ulf Hölzl aufhorchen.

Um die einzelnen Reviere, Werkstätten und Ausbildungsstützpunkte zu erreichen, gibt es tief unter der Erde ein riesiges Straßennetz. Das umfasst in seiner Gesamtlänge etwa 500 Kilometer. Ein Besucher verliert bei der Fahrt durch das Straßen- und Kreuzungsgewirr schnell die Orientierung.

„Damit es nicht zu Unfällen oder Kollisionen kommt, gibt es eine Grubenverkehrsordnung“, erläutert der Diplom-Bergingenieur. Alle Fahrberechtigten müssen vor ihrem ersten Einsatz eine Fahrschule absolvieren. Dafür gibt es im Lehrrevier extra einen Fahrlehrer und ein spezielles Fahrschulfahrzeug.

In die Grube gelangen die Kumpel durch eine Seilfahrtsanlage im Personenbeförderungsschacht. Die Plattform hat Platz für maximal 92 Bergarbeiter. Bis zum Ankunftspunkt in zirka 700 Meter Tiefe geht es mit einer Geschwindigkeit von maximal acht Metern pro Sekunde. Von hier müssen die Kaliwerker aber noch zu ihrem Arbeitsplatz gelangen. Die Anreise bis zum entlegensten Westrevier dauert da schon mal 40 Minuten.