Bahnsteige werden ab dem dritten Quartal 2014 saniert Bahnhofsgebäude wartet auf Investoren
Wolmirstedt l Das Bahnhofsgebäude in Wolmirstedt bietet keinen schönen Anblick. Die Wände sind beschmiert, die Scheiben schmutzig, der Vordereingang ist geschlossen. Und keine Besserung ist in Sicht.
Für Zugreisende ist der Bahnhof das Tor zwischen der Stadt und der Welt. Der Wolmirstedter Bahnhof wird ganz gewiss keinen Schönheitspreis bekommen, auch keinen Preis für den angenehmsten Komfort. Die Mittelbahnsteige zwei und drei sind nur über einen Tunnel zu erreichen. Dieser Tunnel ist für Rollstuhlfahrer eine unüberwindbare Hürde.
Aufzug soll kommen
Dieses Problem will die Bahn beheben. Der Bahnhof Wolmirstedt soll im kommenden Jahr stufenfrei erschlossen werden. Rund 20 Meter nördlich der jetzigen Personenunterführung ist eine neue Personenunterführung mit Zugangstreppen geplant. Auch an die behindertengerechte Erschließung ist gedacht. Auf dem Bahnsteig eins und dem Mittelbahnsteigen werden jeweils ein Personenaufzug eingebaut (Volksstimme berichtete). Der Umbau soll vom dritten Quartal 2014 bis zum zweiten Quartal 2015 dauern. Die Bahn wird 2,5 Millionen Euro investieren.
Solche konkreten Planungen liegen für das Bahnhofsgebäude nicht vor. Die Bahn hat diese Immobilie längst abgestoßen. "Das Bahnhofsgebäude wurde bereits im Jahr 2008 an den Investor Main Asset Management verkauft", heißt es aus der Pressestelle der Deutschen Bahn.
Main Asset Management (MAM) ist ein Immobiliendienstleister, Projektentwickler und eigenständige deutsche Tochtergesellschaft der Patron Capital Advisers LLP aus London mit Hauptsitz in Dreieich bei Frankfurt am Main und einer Niederlassung bei Leipzig. Der Investor hat rund 1000 Bahnhöfe aufgekauft. 400 Gebäude wurden bereits wieder verkauft. Der Wolmirstedter Bahnhof gehört nicht dazu.
Stadt will Gebäude nicht kaufen
Die Investor-Firma hat der Stadt Wolmirstedt den Bahnhof zum Kauf angeboten. "Die Stadt hat kein Interesse", stellt Bürgermeister Martin Stichnoth klar, "aufgrund des hohen Sanierungsbedarfs am Gebäudes ist ein Ankauf für uns nicht umsetzbar." Die Rücklagen der Stadt würden die Sanierungskosten bei Weitem nicht decken. Stichnoth hat MAM jedoch darum gebeten, die Stadt zu informieren, sobald Verkaufsabsichten an einen anderen Investor bestehen, da Bahnhofsgebäude und die Stadtplanung eng zusammen gehören.
Vorerst bleibt die Zukunft des Gebäudes also weiterhin ungewiss. "Main Asset Management strebt grundsätzlich eine nachhaltige Nutzungsperspektive an", heißt es auf Volksstimme-Nachfrage, "dabei kann es sich um den Verkauf, die Weiterentwicklung oder die Vermietung der Liegenschaften handeln."
Bei anderen Bahnhofsgebäuden war MAM erfolgreicher. Der Investor verweist auf den Bahnhof in Bernburg, bei dem Investitionen im sechsstelligen Bereich vorgenommen wurden und in dem heute neben privaten Wohnungen und Einrichtungen der Deutschen Bahn ein gastronomischer Betrieb und mehrere Ladengeschäfte präsent sind.
Eine ähnliche Lösung scheint für Wolmirstedt nicht in Sicht. "Wir wissen um die Bedeutung vieler Liegenschaften für die Anwohner in Städten und Gemeinden", sagt MAM-Geschäftsführer Thorsten Vogt. "Für einen Teil des Bestandes zeichnet sich je nach baulichem Zustand mitunter begrenztes Nutzungsinteresse ab. Main Asset Management will gemeinsam mit Partnern vor Ort langfristige Lösungen entwickeln und umsetzen. Häufig lassen sich allerdings weder Käufer noch langfristige Mieter finden."
Wer könnte das Wolmirstedter Bahnhofsgebäude mieten? Mit zehn Supermärkten ist die Stadt überdurchschnittlich versorgt, viele Geschäfte in der Innenstadt kämpfen ums Überleben.
Für MAM gestaltet sich noch ein weiteres Problem. Viele Bahnhöfe, so auch der Wolmirstedter, werden noch von der Deutschen Bahn als Mieter genutzt. "So verfügt MAM hinsichtlich vieler Gegebenheiten vor Ort kaum oder nur begrenzt über Einflussmöglichkeiten", lässt der Investor gegenüber der Volksstimme verlauten.