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Feuerwehr Barleben braucht ein Drehleiterfahrzeug

Barleben braucht ein Drehleiterfahrzeug für die Feuerwehr. Doch weder Geld noch Platz ist für ein solches Fahrzeug da.

Von Ariane Amann 15.02.2018, 23:01

Barleben l In der Theorie klingt die Grundlage der Diskussion unter den Mitgliedern der beiden Barleber Ausschüsse ganz einfach: Laut Risikoanalyse und aktualisiertem Brandschutzbedarfsplan braucht die Gemeinde Barleben ein Drehleiterfahrzeug für die Freiwillige Feuerwehr. Das Fahrzeug kostet rund eine halbe Million Euro und soll 2021 gekauft werden. Die scheinbar einfache Sachlage hat allerdings gleich mehrere Haken.

Die Gemeinde Barleben steckt nach wie vor in der Haushaltskonsolidierung und muss buchstäblich jeden Euro zweimal umdrehen, bevor er ausgegeben werden kann. Im Haushaltskonsolidierungskonzept sind die Kosten für das Drehleiterfahrzeug bislang nicht berücksichtigt.

Der Vorsitzende des Finanzausschusses, Edgar Appenrodt (Fraktion Freie Wähler/Piraten), betonte: „Im Haushaltskonsolidierungskonzept ist kein Puffer vorhanden für solche Anschaffungen. Ich weiß nicht, woher wir die halbe Million nehmen sollen.“ Als Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Barleben war auch Patrick Säuberlich in der Sitzung dabei, um die Sicht seiner Kameraden vertreten zu können. Er wies darauf hin, dass die Gemeinde ein solches Fahrzeug auch mieten könne statt eines zu kaufen, wenn die Finanzen für einen Kauf nicht ausreichen. Gemeinderat Reinhard Lüder (SPD) zeigte sich wie Appenrodt interessiert: „Da bezahlen wir vielleicht mehr, müssen aber nicht alles auf einmal auf den Tisch legen.“

Zweiter Haken: Momentan gibt es kein Gerätehaus bei den Freiwilligen Feuerwehren in Barleben, Ebendorf und Meitzendorf, in welches das große Fahrzeug mit dem Drehleiteraufbau überhaupt hineinpassen würde. „Das Gerätehaus in Barleben platzt aus allen Nähten, und in den anderen Häusern sieht es nicht viel besser aus“, gab Patrick Säuberlich zu bedenken.

Michael Lange, der als sachkundiger Bürger im Finanzausschuss sitzt, schlug in der Sitzung vor, vorhandene Gemeindeflächen daraufhin zu überprüfen, ob eine freitragende Fahrzeughalle erst einmal die Stellplatz-Not für die Drehleiter beseitigen könnte. Säuberlich befand diesen Vorstoß für nicht praxistauglich: „Die Kameraden müssten im Notfall erst das Fahrzeug holen, das kostet zu viel Zeit.“ Ein Anbau am vorhandenen Gerätehaus der Feuerwehr in Barleben ist allerdings ebenfalls bisher weder tatsächlich geplant noch im Haushaltskonsoliderungskonzept berücksichtigt. Möglicherweise kann das Drehleiterfahrzeug in Meitzendorf untergebracht werden, wenn eines der Fahrzeuge dort an den Landkreis Börde zurückgegeben wird, sicher ist das bislang aber nicht.

Um Zeit bis zur Einsatzstelle dreht sich die Notwendigkeit der Anschaffung: Eine Frist von zwölf Minuten darf nicht überschritten werden, wenn es um die Menschenrettung geht, diese Frist ist momentan in der Gemeinde Barleben aber nicht haltbar. „Die Wolmirstedter Drehleiter, die uns momentan zu Hilfe kommt, wenn wir sie brauchen, benötigt aber 15 Minuten. Und das ist schon das nächstgelegene Fahrzeug“, so Säuberlich. Selbst die Berufsfeuerwehr aus Magdeburg wäre nicht schnell genug in der Gemeinde Barleben.

Edgar Appenrodt fragte nach, ob sich in Barleben durch diese Situation ein ungesetzlicher Zustand ergebe. Sven Drebenstedt, der die Risikoanalyse mit verantwortet, konnte diese Frage weder mit ja noch mit nein beantworten. „Das Problem ist bekannt und muss angegangen werden. Sollte jetzt tatsächlich jemand zu Schaden kommen, weil die Drehleiter aus Wolmirstedt nicht rechtzeitig da war, kann das juristisch ernst werden für die Gemeinde“, sagte er.

Vierter Haken: Bislang gibt es unter den Feuerwehr-Kameraden in den drei Ortschaften niemanden, der eine Drehleiter bedienen kann. Allerdings ist dieses Problem wohl eher ein geringeres, denn laut Sicherheitsingenieur Sven Drebenstedt dauert die Ausbildung im Institut für Brand- und Katastrophenschutz Heyrothsberge nur eine Woche.

Die Mitglieder des Gemeinderates beschlossen am Ende der fast zwei Stunden währenden Diskussion mehrheitlich, die Anschaffung des Drehleiterfahrzeuges aus dem Beschluss der Risikoanalyse und des Brandschutzbedarfsplanes auszunehmen. Die Anschaffung des Fahrzeuges muss weiter geprüft, die Finanzierung und Unterbringung vor der Anschaffung sichergestellt werden. Debattiert wird noch im Hauptausschuss, der Gemeinderat muss am Ende entscheiden.