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Bogensport Robin Hood aus Wolmirstedt

Das Kontaktverbot hat große Auswirkungen auf Vereine in Wolmirstedt. Selbst das gemeinsame Training ist nicht mehr möglich.

Von Christian Besecke 22.04.2020, 01:01

Wolmirstedt l Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung des Corona-Virus müssen sein. Das sieht auch Mario Elsner aus Farsleben so. Allerdings sieht er etliche Anweisungen als nicht sonderlich ausgewogen an. „In meinem Privat-Pkw darf ich einen Arbeitskollegen nicht mitnehmen. Fahren wir mit dem Firmenfahrzeug zum Kunden, dann ist das erlaubt. Das ist nicht schlüssig“, sagt der Installateurmeister. Kritisch sieht er auch die Auswirkungen, die das Kontaktverbot auf sein liebstes Hobby entfaltet.

„Es ist ja verständlich, dass Wettkämpfe in Hallen und anderen Räumlichkeiten für Schützen erst einmal untersagt sind“, sagt er weiter. „Allerdings wirkt sich das auch auf die Bogenschützen aus.“ Die nutzen zwar auch einmal Schießstände und dergleichen, tummeln sich aber oft an der frischen Luft. Beliebt sind die Runden durch Feld, Wald und Wiesen.

„Da sind wir alle an der frischen Luft und können die vorgeschriebenen Abstände mehr als einhalten“, argumentiert er. „Selbst das gemeinsame Training ist unter freiem Himmel aber derzeit nicht möglich.“ Das stört ihn. Die Verbände reagieren verschieden darauf. So fallen für etliche Schützen dieses Jahr alle Veranstaltungen generell aus. Bogenschützenverbände haben erst einmal Events in diesem und im nächsten Monat abgesagt. Andere zögern noch etwas und wollen erst einmal abwarten.

Mario Elsner findet, dass zumindest im Land eine Klärung notwendig wäre. „Veranstaltungen wie die beliebten Runden durch die Landschaften und 3-D-Turniere sollten doch machbar sein“, sagt er. „Wir können da weit genug auseinander stehen und nur in Zweiergruppe auf die Pirsch gehen.“ Erst recht sei dies beim Training möglich, da können die Sportler zehn Meter und mehr Abstand halten. Große Ansammlungen ließen sich absolut vermeiden.

Elsner ist Trainer im Schützenverein Wolmirstedt. Seine Gruppe pausiert im Augenblick auch. „Üben können wir getrennt voneinander auf dem heimischen Grundstück oder mit einem mobilen Ziel in der Landschaft. Das ersetzt aber nicht die fachliche Anleitung“, stellt er klar. „Außerdem wird das langweilig.“

Dabei ist das Jahr für die Wolmirstedter Schützen gut gestartet, mit der erstmals ausgerichteten Landesmeisterschaft im Bogenschießen in der Halle. Nach Möglichkeit soll der Höhepunkt seine Fortsetzung im nächsten Jahr finden. „Die für den Mai geplante Fortbildung zum Schießsportleiter in Wolmirstedt fällt aber aus“, sagt der Trainer. Er selber wäre als bogenspezifischer Ausbilder dabei tätig gewesen. Das letzte große Event für die Wolmirstedter Schützen war die erfolgreiche Teilnahme an den Landesmeisterschaften im Februar. Seitdem herrscht Ruhe.

Mario Elsner selber war noch Anfang März beim 30-Meter-Hallenturnier in Lehrte dabei und kehrte mit fünf Pokalen zurück. Kuriosum: Er belegte mit zwei verschiedenen Teams den ersten und zweiten Platz in der Mannschaftwertung sowie den zweiten und dritten Rang in der Einzelwertung. Im vergangenen Jahr war er Dreizehnter bei der Deutschen Meisterschaft, zuvor gar Neunter. Er weiß also, wovon er in Sachen Bogensport spricht.

Die Fans des Sports haben inzwischen eine Möglichkeit gefunden, miteinander zu kommunizieren und auch zu wetteifern. Die internationale Förderation World Arhcery ruft dazu auf, an besonderen Wettbewerben von daheim aus teilzunehmen.

„Wöchentlich werden auf einer Internetseite Aufgaben veröffentlicht, dazu gibt es herunterladbare Zielscheiben“, beschreibt Mario Elsner. „Auf die kann man zu Hause schießen und die Ergebnisse im Netz gegenseitig abgleichen.“ Der Bogenschütze präsentiert dazu die durchaus kniffligen Aufgaben, die übrigens von anderen Bogenschützen erdacht werden.

„Letztendlich ist es eine Kommunikation, die über die ganze Welt reicht“, sagt der Trainer. „Da machen Leute aus aller Herren Länder mit.“ Ein besonders schönes Beispiel sei das Ausüben des Sports in fantasievollen Verkleidungen gewesen. Die Teilnehmer präsentierten sich als Piraten, Comicfiguren oder auch spärlich bekleidet. Die Resonanz war riesengroß, denn es wurde sogar ein Video von den Einsendungen erstellt. „Das schweißt die Gemeinschaft zusammen und man verliert den Humor nicht in der Krise“, sagt Elsner. Er selber kann einen besonders kuriosen Beitrag anbieten. Er besitzt schon sieben Pfeile, die ineinander verkeilt sind. Die werden in der Szene „Robins“ genannt und entstehen, wenn ein Pfeil im Ziel von einem weiteren getroffen wird – frei nach Robin Hood.

„Mit der Zeit war mir das aber zu teuer, da die Pfeile dann unbrauchbar sind. Immerhin kostet einer davon 18 Euro“, sagt er augenzwinkernd. Das Problem hat er mit einem Aufsatz am Pfeilende gelöst, der bei einem Treffer einfach abspringt. Zurück bleibt lediglich eine Kerbe. Das hat er auch nötig, denn etliche seiner Pfeile weisen diese Kerbe inzwischen schon auf.