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Volksstimme-Serie: Menschen, die sich professionell der Trauer widmen Damit der letzte Weg auf Erden würdevoll wird

Von Ariane Amann 02.11.2012, 01:17

Der November ist mit Totensonntag und Volkstrauertag der Trauermonat des Jahres. Trauer ist dennoch oft ein Tabuthema, die Volksstimme stellt deshalb Berufe vor, die mit Trauer zu tun haben. Heute: der Beruf des Bestatters.

Wolmirstedt l Wer übernimmt im Sterbefall die Organisation der Beerdigung? Ein Bestatter. Dass aber durchaus noch eine Menge mehr zum Beruf gehört als nur das, weiß Britta Henning. Seit 20 Jahren steht sie mit ihrem Mann Uwe 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche auf Abruf. Klingelt bei Britta Henning das Telefon, wird geholfen.

Manchmal müssen dann verschiedene Termine koordiniert werden, wenn mehrere Sterbefälle aufeinander treffen, damit jede Familie so viel Zeit beim Bestatter bekommt wie notwendig ist. Dabei geht es eben auch nicht nur um die reine Organisation der Formalitäten - welcher Sarg ist angemessen, welche Blumen passen zum Verstorbenen - sondern auch darum, den Hinterbliebenen ein gutes Gefühl zu vermitteln. Mit Einfühlungsvermögen und Geduld gilt es, den Abschied von dem oder der Verstorbenen so würdig und passend wie möglich zu gestalten.

Behördengänge, Traueranzeige und Blumenschmuck

Neben diesen Fragen kümmert sich Britta Henning auch um Behördengänge, die oft für die Angehörigen so kurz nach dem Tod ihrer Lieben schwer erträglich sind. Standesamt, Kranken- und Rentenkasse sowie das Finanzamt sind nur einige der Anlaufstellen, die vom Tod des Versicherten bzw. Steuerzahlers unterrichtet werden müssen. Auch die Traueranzeige in der Zeitung und der Blumenschmuck werden zumeist vom Bestatter mit organisiert.

Auf welche Art ein Mensch beerdigt wird, hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert, weiß Britta Henning. Die Anzahl der Erdbestattungen im Sarg nimmt immer weiter ab, Urnenbestattungen - ob im Gemeinschaftsgrab oder einzeln - würden in der Anzahl immer weiter zunehmen.

Schwer zu ertragen, auch für den Bestatter, sind laut Britta Henning Sterbefälle, in denen junge Menschen tragisch bei Unfällen oder durch Krankheiten ums Leben kommen. Da müsse man unbedingt ein soziales Netz haben, das auffängt, einen Ausgleich bietet. Mit solchen Todesfällen müsse man als Bestatter aber trotzdem umgehen können, auch wenn es nicht immer einfach sei.

Die schönen Seiten im Leben genießen

Besonders schlimm sei Britta Henning aus den vergangenen Jahren der Unfall eines Feuerwehrautos in Glindenberg in Erinnerung geblieben - viele Bekannte waren betroffen, die Familien der Toten kannte die alteingesessene Wolmirstedterin schon vor dem Unfall allesamt persönlich. Die Begleitung und Betreuung der Familien auch nach der Beerdigung sind ihr nicht nur in diesem Fall ganz besonders wichtig - denn für die Hinterbliebenen müsse das Leben irgendwann weitergehen, auch ohne den Verstorbenen.

Doch aus all der Trauer kann Britta Henning für sich auch Kraft ziehen: "Ich habe eine Menge schlimme und traurige Dinge gehört und gesehen in den letzten Jahren", sagt sie. Dadurch sei es für sie einfacher, die schönen Seiten im Leben zu genießen. Immerhin wisse sie durch ihren Beruf, wie schnell das Leben vorbei sein kann.