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Börde Das Pfarrhaus wartet nun auf neue Bewohner

Beinahe vier Jahre haben Ina und Sven Lambert als Pfarrer in Wolmirstedt und Umgebung gearbeitet.

Von Gudrun Billowie 25.01.2021, 00:01

Wolmirstedt l Pfarrer werden rarer. Das spürte auch die Wolmirstedter Kirchengemeinde. Als vor vier Jahren die Pfarrstelle besetzt werden sollte, brauchte es mehrere Ausschreibungen. Dann kam das Ehepaar Ina und Sven Lambert, die nun die Börde wieder verlassen, nach drei Jahren und zehn Monaten. Bleiben die Kirchen nun leer?

Da kann Superintendent Uwe Jauch beruhigen. „Wir wollen die Pfarrstelle natürlich wieder ausschreiben.“ Der Gemeindekirchenrat hat so eine Ausschreibung gerade beim Kreiskirchenrat beantragt. Bis ein neuer Pfarrer oder eine neue Pfarrerin gefunden ist, wird der Barleber Pfarrer Johannes Könitz die Seelsorge im Bereich Wolmirstedt übernehmen. Im Bereich Angern übernimmt Thomas Meyer, der sich hauptsächlich um die Region Colbitz kümmert.

Um diese beiden Pfarrbereiche hat sich bisher das Pfarrerpaar Ina und Sven Lambert gekümmert, mit jeweils einer dreiviertel Stelle. „Das zeigt, dass sich diese Bereiche auch künftig gut für ein Pfarrerehepaar eignen“, sagt Uwe Jauch. Er weiß aber auch von jungen Pfarrern und Pfarrerinnen, die sich als Kollegen gut kennen und als Einstieg vorstellen können, gemeinsam zu arbeiten. Im Übrigen können sich längst auch Gemeindepädagogen ordinieren lassen, sich Pfarrer nennen. Das erleichtert die Suche.

Doch nicht nur Pfarrer werden rarer, sondern auch Kirchenmitglieder. Die Tendenz der immer kleiner werdenden Kirchengemeinden zeigt sich auch in der Börde. Seit Jahren wird ein jährlicher Rückgang von 2 bis 2,5 Prozent der Gemeindemitglieder beobachtet. Diese Zahl sei relativ konstant, sagt Uwe Jauch, doch an diese Entwicklung müssen die Strukturen angepasst werden. Es gibt bereits Überlegungen, größere Regionalbereiche zu bilden.

Ina und Sven Lambert hätten bleiben können. Sie haben in den Bereichen Wolmirstedt und Angern ihren Entsendungsdienst absolviert, eine Art Probedienst. Der ist erfolgreich absolviert, doch für die Lamberts ist die Zeit gekommen, weiterzuziehen. Was nimmt das Pfarrerehepaar aus der Zeit in Wolmirstedt mit?

„Wir gehen mit gemischten Gefühlen“, sind sich Sven und Ina Lambert einig. Doch zurzeit überwiegt die Freude. Ina Lambert strahlt: „Es geht zurück nach Berlin.“ Das heißt vor allem, sie leben dann ganz in der Nähe der Oma und der Taufpaten der Kinder. Die Jungs sind sechs und neun Jahre alt. Doch Ina Lambert gesteht auch: „ Ich bin eine richtige Großstadtpflanze.“

Die Jahre in Wolmirstedt waren ein Ausflug ins Ländliche, das auch in ihren Augen einen eigenen Charme hat.  „Ich habe das erste Mal Eier gegessen von Hühnern, die ich kenne“, lacht Ina Lambert. Außerdem seien den beiden viele Menschen ans Herz gewachsen. Sven Lambert denkt gerne zurück: „Wir haben an so vielen Familienfeiern teilgenommen, an Hochzeiten oder Taufen. Es gab sehr nahe Gespräche, viele Menschen lasse ich sehr ungern zurück.“

Auch die Arbeit im Kollegenkreis schätzen beide. „Gerade in der Pandemie haben wir erfahren, wie viele tolle Kollegen es gibt. Es hat so viel Spaß gemacht, bei der Entwicklung von Videogottesdiensten kreativ zu sein.“ Trotzdem: Es sei auch schwierig gewesen, einen neuen Freundeskreis aufzubauen. Sven Lambert konstatiert: „Wenn ich bei Familien am Kaffeetisch sitze, bin ich immer der Pfarrer.“

In Berlin soll sich vor allem das Familienleben entspannen. Wer in der Börde ein Pfarramt bekleidet, ist für viele Kirchengemeinden zuständig, an Wochenenden müssen in vielen Kirchen Gottesdienste gefeiert werden. In Berlin sind die Strukturen anders, Familienwochenenden werden wieder planbar sein.

Die Kisten sind verladen, heute fährt das Umzugsauto Richtung Berlin. Das große Pfarrhaus in der Farsleber Straße wartet auf neue Bewohner.