Kleingärten Der Vorstand der Gartenanlage in Groß Ammensleben lädt zu Besichtigungsterminen ein

Groß Ammensleben
Laubenpieper feiern seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie deutschlandweit eine Wiederauferstehung. Einst brachligende Parzellen werden wieder mit Leben gefüllt. Davon will auch der Gartenverein in Groß Ammensleben bei Magdeburg profitieren.
Der Verein der Kleingartenanlage in Groß Ammensleben sucht Pächter für mehrere seiner Schollen. „Für das Gartenjahr 2021 besteht für Interessenten wieder die Möglichkeit, einen Garten zu pachten", teilte der Vereinsvorsitzende Ulrich Simon im aktuellen Amtsblatt der Gemeinde mit.
Junge Leute wollen Garten in der Börde
Bei den Schollen handele es sich um Parzellen, die seit einem Jahr leer stehen oder bei denen eine Kündigung zum 31. Dezember vorliegt, aber bei Interesse sofort ein Pächterwechsel erfolgen könne. „Mit diesem Aufruf wollen wir als Verein erreichen, dass nicht noch mehr Kleingärten durch jahrelangen Leerstand verkommen", erklärte Simon weiter und fügte hinzu: „Deshalb sind wir bemüht, besonders solche Gärten, die noch in einem guten Zustand sind, möglichst nahtlos wieder zu verpachten."
In Zeiten der Corona-Pandemie erfreuen sich Kleingärten wachsender Beliebtheit. Auch in der Gemeinde Niedere Börde konnten laut Simon im Jahr 2020 Parzellen hauptsächlich an junge Leute vergeben werden. Da das Gartenjahr 2021 bereits im vollen Gange ist, sollten sich Interessenten umgehend beim Gartenvorstand der Kleingartenanlage telefonisch melden und einen Besichtigungstermin vereinbaren.
Erste Schollen in Groß Ammensleben nach dem Ersten Weltkrieg
Die Geschichte der Kleingartenanlage in Groß Ammensleben reicht schon 102 Jahre zurück. Im Jahr 1919 fanden sich zunächst rund 30 Interessenten, um ein Stück Land zu bewirtschaften, das der Staat im Interesse der Volksernährung abgeben musste. Zunächst wurde den Kleingärtnern Anfang der 1920er Jahre eine Fläche an der Magdeburger Straße zur Verfügung gestellt.
Im Jahr 1925 – mit der Insolvenz der Zuckerfabrik ein Jahr zuvor – entstand hier die Kolonie 1 des neugegründeten Kleingartenvereins. Das Gelände wurde von der Gemeinde gepachtet. Auch die Areale östlich der Haldensleber Straße, die Kolonien 2 und 3 sowie die Kolonien zwischen der Bahnlinie und der Magdeburger Straße konnten in den 1920er Jahren gepachtet werden. Lediglich die Fläche der jetzigen Kolonie 4a wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg in Beschlag genommen. In der Nachkriegszeit standen bis zu 15 Personen pro Jahr auf der Warteliste für einen Kleingarten. Dauerprobleme waren materieller Art. So fehlte es an Maschendraht, Gartengeräten, Baumaterial für Lauben, Ställe und Volieren sowie an Kunstdünger und Schädlingsbekämpfungsmitteln.
Mitgliederschwund seit der politischen Wende
Ein nächster Einschnitt erfolgte in der Nachwendezeit. Das Bewirtschaften der eigenen Scholle trat für viele mehr und mehr in den Hintergrund. So hatte die Anlage mit großem mit Leerstand zu kämpfen. Allein zwischen den Jahren 2016 und 2019 waren 32 von insgesamt 178 Parzellen aufgegeben worden.
Die Kolonie 1 im Süden von Groß Ammensleben gibt es nicht mehr. Auf dem Gelände östlich der Magdeburger Straße wird in diesem Jahr mit dem Bau des Feuerwehrgerätehauses begonnen. Die Pachtverträge auf dem fast 14 Hektar großen Gelände endeten zum 31. Dezember 2019. Die Verkleinerung der Gesamtfläche vor dem Hintergrund des Gartensterbens kam dem Verein quasi gerade recht.
Feuerwehr statt Obst und Gemüse
Auch für den bahnseitigen Teil der Kolonie 1, also dem westlich an die Bahnlinie angrenzenden Areal, kommt das Aus, wenn auch schrittweise. So werden für jene Parzellen keine neuen Pachtverträge mehr geschlossen. Doch mit den Einschränkungen wie dem Reiseverbot wegen der Corona-Pandemie erfahren Kleingärten derzeit eine Wiedergeburt.
Wer Interesse an einer Scholle in Ammensleben hat, kann sich unter der Rufnummer 39202/844727 melden und einen Besichtigungstermin vereinbaren.