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Eckhard Mohaupt (70) plant neue Tour auf Jakobsweg - Vortrag morgen in der Stadtbibliothek Ein Wolmirstedter zu Fuß durch Spanien

Von Christin Käther 28.03.2012, 05:16

Der Wolmirstedter Sportwanderer Eckhard Mohaupt ist 870 Kilometer auf dem Jakobsweg gepilgert. Über seine Erlebnisse hat er ein Buch geschrieben. Morgen wird er darüber in der Stadtbibliothek erzählen. Eine neue Tour ist bereits in Planung.

Wolmirstedt l Einmal auf dem Jakobsweg zu pilgern, diese Idee faszinierte Eckhard Mohaupt schon lange. Der heute 70-jährige Wolmirstedter hatte seit der Wende mit dem Gedanken gespielt, irgendwann einmal selbst zu pilgern, wenn er die Zeit dazu findet. Anstoß dazu gab ihm der Roman "Die Säulen der Erde" von Ken Follett. Darin geht es unter anderem um einen englischen Baumeister, der als Pilger in die Welt hinauszieht, um die größte Kathedrale zu bauen. "Zu diesem Zeitpunkt war das Pilgern noch nicht aktuell", erklärt Eckhard Mohaupt. "Ich stand auch noch in Lohn und Brot und hatte nicht die Zeit, mich großartig damit zu beschäftigen." Erst mit Erscheinen von Hape Kerkelings Bestseller "Ich bin dann mal weg", in dem der Fernsehstar über seine Reise auf dem Jakobsweg berichtet, flammte der Pilgerwunsch in Mohaupt wieder auf. Er plante seine Tour auf dem Jakobsweg, die längste und größte Reise, die er in seinem Leben unternommen hat. Die 870 Kilometer lange Strecke durch Nordspanien sah er eher als sportliche Herausforderung als eine christliche Mission an.

Der Jakobsweg verläuft von Polen durch ganz Europa nach Santiago de Compostela im spanischen Galicien, zur Grabstätte des Apostels Jakobus. Eckhard Mohaupt startete vor zwei Jahren im französischen Jean pied de Port. 30 Tage war er zu Fuß unterwegs. Tagsüber wanderte er, manchmal bis zu 40 Kilometer am Tag, die Nächte verbrachte er in Herbergen in unmittelbarer Nähe zum Pilgerweg. Da er sich auch noch das Heilige Compostelanische Jahr zum Wandern ausgesucht hatte, gestaltete sich die Planung der Übernachtungen schwieriger. "Ein ganzer Ameisenstrom", wie Mohaupt den Andrang auf dem Jakobsweg beschreibt, "war unterwegs. Wir mussten unsere Herberge im Voraus buchen." Auf seiner Reise traf der 70-Jährige auf viele Pilger mit dem gleichen Ziel vor Augen. Einige Freundschaften sind aus den Begegnungen entstanden. Mohaupt hält ständigen Kontakt zu Gleichgesinnten aus den USA, Japan und Schweden. "Ich war überrascht, wie gut sich Menschen untereinander verstehen, die sonst nichts miteinander zu tun haben", erzählt Mohaupt.

Die Schicksale der Pilger beeindruckten ihn. So erinnert er sich an einen Amerikaner, der nach dem Tod seiner Frau den Weg nach Santiago de Compostela antrat. Auf seiner Reise traf er seine neue Liebe. Oder an einen polnischen Pfarrer, der die Route von Polen bis nach Spanien zusammen mit einem Freund zu Fuß bezwang und in jeder Kirche, an der er vorbeikam, eine private Messe abhielt. Solche Geschichten stellen für Eckhard Mohaupt etwas Besonderes dar.

Was ihm auf seiner Route auffiel: Er traf vorwiegend auf junge Menschen und westdeutsche Bürger, wie er sagt. "Das Thema, das immer wieder aufkam, war die Mauer, die Wende. Wie war das? Was hast du erlebt?", erinnert sich Eckhard Mohaupt. "Ich habe keinen einzigen Ostdeutschen getroffen." Der 70-Jährige fühlte sich wie ein Exot und nahm diese Tatsache zum Anlass, sein Buch, das er später über seine Erlebnisse schrieb, "Ein Ossi auf dem Jakobsweg" zu nennen.

Das Pilgern hat er nicht bereut. Im Gegenteil. Der Wolmirstedter hatte viel Zeit zum Nachdenken. Die Atmosphäre und die einmaligen Landschaften haben ihn begeistert. "Wenn man zu Fuß geht, sieht man die Welt mit anderen Augen. Man erlebt sie intensiver", erklärt Mohaupt. Vor allem sieht er die Pilgertour als Bestätigung seiner körperlichen Verfassung. Die 870 Kilometer lange Strecke hat er problemlos bewältigen können.

In einem Dia-Vortrag wird Eckhard Mohaupt morgen Abend um 19 Uhr auf dem 70. Lesetee in der Wolmirstedter Bibliothek auf der Schlossdomäne über seine Erfahrungen und Eindrücke auf dem Jakobsweg berichten. Den Gästen möchte er nebenbei viele Tipps für das Pilgern und Sportwandern geben, damit auch eine Diskussionsrunde anregen.

Sein nächstes Projekt hat der 70-Jährige schon vor Augen. Im Juni geht es für zwei Wochen wieder auf Pilgertour. Sein großes Ziel: Er möchte die Strecke bis nach Santiago de Compostela von Wolmirstedt aus etappenweise zu Fuß zurücklegen. "Ich habe keinen Plan, ich marschiere einfach los", erzählt Eckhard Mohaupt. Insgesamt sind das 2763 Kilometer, die er noch vor seinem 80. Geburtstag schaffen will.