Finanznot OK-Live schlägt Alarm

Das OK-Live-Ensemble Barleben-Wolmirstedt schlittert einem finanziellen Kollaps entgegen. Die Zuschüsse werden gesenkt.

Von Gudrun Billowie 10.12.2018, 00:01

Wolmirstedt l Die Nachrichten sind alarmierend. Zehntausend Euro weniger sollen 2019 aus Barleben für das OK-Live-Ensemble Barleben-Wolmirstedt fließen. Der Hauptausschuss der Gemeinde Barleben will die Zuschüsse abschmelzen, von 15.000 auf 5000 Euro. Auch der Landkreis will den Rotstift ansetzen. Von dort wurden für 2019 zehntausend Euro erhofft, nun soll es gar nichts mehr geben. Sicher sind hingegen die 5000 Euro aus Wolmirstedt.

Ensembleleiter Kurt Prilloff ist im höchsten Maße beunruhigt. „Die drohenden Kürzungen sind existenzgefährdend.“ Mieten für Trainingsräume, Trainerhonorare, Kostüme und Bürokosten müssen laufend bezahlt werden. Wie soll das gehen, wenn immer weniger Geld fließt?

Ein Sterben des Ensembles würde das Aus für die künstlerische Ausbildung von gut 400 Mädchen und Jungen bedeuten. Sie trainieren Artistik, Ballett, Showtanz, Hip-Hop, Moderation und mehr, und zwar in Barleben, Wolmirstedt, Zielitz, Ebendorf und Langenweddingen.

Auch neue Trends spürt das Ensemble auf und fügt sie umgehend in die Angebotspalette ein. Dazu zählen Zumba oder Parkour, diese besondere Art, sich springend und kletternd fortzubewegen, die vor allem Jungs anlockt. „Wir brauchen für all unsere Gruppen professionelle Trainer“, sagt Kurt Prilloff, „und die gibt es nicht zum Nulltarif.“

Die hochwertige künstlerische Ausbildung dient zum einen den Kindern und ihrer Entwicklung, fördert Pünktlichkeit, Teamgeist, Zusammenhalt. Das Können wird aber auch nach außen gezeigt. Das OK-Live-Ensemble ist auf vielen Bühnen Sachsen-Anhalts zu Hause, vertritt die Region auch international.

Vorstandsmitglied Jörg Meseberg weist auf den regional-nachhaltigen Aspekt hin. „In diesem Ensemble werden Freundschaften fürs Leben geschlossen, diese Bindungen halten die Kinder und Jugendlichen mitunter auch als Erwachsene in der Region.“ Das heißt auch: „Jugendliche, die sich hier engagieren, dazugehören, werden nicht randalieren, nicht beschmieren.“ An der kulturellen und sportlichen Bildung der Mädchen und Jungen zu sparen, könne später teuer zu stehen kommen. Außerdem werde Integrationsarbeit geleistet, Jungen und Mädchen aller Nationen trainieren zusammen, treten zusammen auf, lernen sich unverkrampft kennen.

Kurt Prilloff hat zudem festgestellt: „Während der Trainingsstunden hat keines der Kinder und keiner der Jugendlichen ein Handy in der Hand hat, obwohl das nicht verboten ist.“

Landrat Martin Stichnoth (CDU) erklärt, warum der Landkreis den Rotstift ansetzen will: „Andererseits müssten wir die Kreisumlage erhöhen. Das heißt, jede Kommune müsste mehr als 40,1 Prozent ihrer Einnahmen an den Kreis als Umlage abführen. Wir aber wollen, dass das Geld in den Kommunen bleibt.“ Heißt im Klartext: Die sollen für freiwillige Aufgaben zahlen.

Doch die Kommunen agieren am Limit, das meistgebrauchte Wort vieler Finanzer heißt wohl Konsolidierung. In dieser Klemme steckt auch Barleben. „Ursprünglich stand bei der Förderung des OK-Live-Ensembles eine Null“, sagt Barlebens Bürgermeister Frank Nase, „doch der Hauptausschuss hat sich auf 5000 Euro geeinigt und sich damit an der Förderung Wolmirstedts orientiert. Dort leben die meisten Mitglieder.“

Noch sind die Kürzungen nicht in Sack und Tüten. Im Landkreis gebührt das letzte Wort dem Kreistag und der tagt am Mittwoch, 12. Dezember. In Barleben obliegt der Schlusssatz dem Gemeinderat und der kommt am Donnerstag, 13. Dezember, zusammen.

Sollten Kreistag und Barlebens Gemeinderat die aktuellen Zahlen beschließen, kann das OK-Live-Ensemble den Finanzplan für das kommende Jahr in den Papierkorb werfen und das hat weitere Konsequenzen. „Den Plan haben wir bereits beim Land eingereicht“, sagt Kurt Prilloff, „ebenfalls mit dem Hintergrund, Fördermittel zu beantragen.“

Idealerweise fließen aus dem sachsen-anhaltinischen Topf 25.000 Euro für das Ensemble. „Im schlimmsten Fall müssen wir nicht nur den Finanzplan ändern“, sagt Prilloff, „sondern auch befürchten, dass das Land ebenfalls kürzt.“ Er sorgt sich um die Botschaft, die Landkreis und Barleben mit ihren Streichungen senden. „Warum soll das Land fördern, wenn sich sogar die Kommunen vor Ort aus der Verantwortung ziehen.“ Die gleiche Reaktion wird auch bei Sponsoren befürchtet.

Am meisten ärgert die beiden, dass weder Vertreter des Kreistages noch des Barleber Gemeinderates im Vorfeld auf den Ensemblevorstand zugegangen sind und gefragt haben, welche Auswirkungen diese Kürzungen haben. „Es hat uns einfach kalt erwischt.“

Prilloff und Meseberg hoffen auf einen Kurswechsel in letzter Minute. „Der Zulauf zu unseren Trainingsgruppen ist nach wie vor groß. Wir wollen niemanden abweisen.“