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Stadtwehrleiter Dirk Bischoff und Ortswehrleiter Enrico Rolle ziehen Zwischenbilanz Ganz ohne Rauschen und Knacken - Wolmirstedter setzen auf Digitalfunk

Von Ragna Iser 22.08.2012, 03:13

Stadtwehrleiter Dirk Bischoff und Ortswehrleiter Enrico Rolle ziehen eine Zwischenbilanz: Die Freiwillige Feuerwehr Wolmirstedt möchte den Digitalfunk nicht mehr missen. Bis Ende des Jahres läuft noch die Testphase.

Wolmirstedt l Negatives können Stadtwehrleiter Dirk Bischoff und Ortswehrleiter Enrico Rolle nicht berichten. Die Freiwillige Feuerwehr der Ohre-stadt testet als einzige Wehr im Landkreis Börde seit Mai Digitalfunk. Die Probezeit läuft zwar noch bis Ende des Jahres, für die Volksstimme zogen die Beiden schon jetzt eine erste Bilanz. Das Ergebnis: "Wir sind positiv überrascht."

Mit dem Analogfunk belief sich die Reichweite auf maximal zwei bis drei Kilometer. Allerdings auch nur, wenn in Luftlinie keine Hochhäuser oder ähnliches den Empfang beeinträchtigten. Wenn dies der Fall war, hatten die Mitglieder Probleme, sich untereinander oder mit der Leitzentrale auszutauschen.

Mit dem Digitalfunk ist dies nun Geschichte. Egal ob fünf, 50 oder 100 Kilometer - "die Entfernung spielt keine Rolle", sagt Dirk Bischoff. Kein Wunder, dass die Feuerwehr den Digitalfunk nicht mehr missen möchte. In der Praxis würden sich die neuen Funkausrüstungen bezahlt machen, meint Enrico Rolle und berichtet zugleich von einem Einsatz in der Rogätzer Straße: Ölspur, drei Kilometer lang, mit dem Analogfunk hätte es da schon Probleme gegeben. Mit der digitalen Ausrüstung lief dagegen alles glatt.

Nicht nur die Entfernung hat für Probleme im analogen Funkverkehr gesorgt, sondern auch äußere Einflüsse wie Gewitter. Bei schlechtem Wetter sei Funkkontakt kaum möglich gewesen, erinnert sich Bischoff und fügt augenzwinkernd hinzu: "Mit Digitalfunk ist es fast so, als wenn die Kameraden direkt vor einem stehen." Klarer Empfang, kein Rauschen und Knacken in der Leitung.

Vollständig ist die Freiwillige Feuerwehr noch nicht auf digitale Technik umgerüstet. So laufen die Handsprechfunkgeräte im Einsatzfahrzeug noch analog. Begründung: Nicht alle Feuerwehren in der Umgebung seien mit Digitalfunk ausgestattet, Funkverkehr von analog auf digital sei nicht möglich. Die Befürchtung, die Sicherheitskarte könne beim Akku aufladen verloren gehen, hätte sich nicht bestätigt, betont Bischoff. Mit Beginn der Testphase hatte es Kritik an den Funkgeräten, die das Land an die Wehren ausgegeben hatte, gegeben. Grund: Der Akku muss getrennt vom Funkgerät aufgeladen werden, im Falle eines Einsatzes könnte die Sicherheitskarte, sprich BSI-Karte, verlorengehen und der Funk ausfallen. "Das ist totaler Kokolores", so Bischoff kopfschüttelnd.

Für die Nutzung der neuen Ausrüstung mussten die Kameraden eine achtstündige Ausbildung absolvieren. 40 von 42 Mitgliedern hätten diese absolviert. Vereinzelt gebe es zwar noch technische Nachfragen, aber alles in allem hätten die Mitglieder den Digitalfunk gut angenommen. Die Handhabung sei nicht groß anders als bei der alten Technik, weiß Enrico Rolle. "Eigentlich muss man sich nur merken: Erst die Signaltaste drücken, kurz überlegen und dann sprechen", fasst der Ortswehrleiter vereinfacht zusammen. Bisher sei dies anders gewesen: Erst überlegen, was mitgeteilt werden muss, das Gerät auf Empfang schalten, dann sprechen. "Beim Digitalfunk gibt es wegen der Verschlüsselung eine Verzögerung von etwa zwei Zehntelsekunden", erklärt Stadtwehrleiter Dirk Bischoff die Umstellung. Wer dies nicht beachte, müsse damit rechnen, dass die ersten Wortfetzen "geschluckt" werden.

Einen monatlichen Fehlerbericht müssen die Mitglieder abgeben. Bisher gebe es aber nichts zu bemängeln. Sie wissen aber auch, dass sich dies bis zum Ablauf der Testphase noch ändern kann. "Der Digitalfunk steckt noch in den Kinderschuhen", so Dirk Bischoff. Kleinere Fehler seien da vorprogrammiert, helfen aber auch, die eventuellen Mängel zu klären und auszubügeln. "Der analoge Funk hat auch ein paar Jahre gebraucht, bis er sich durchgesetzt hat", weiß der Stadtwehrleiter. Und dies werde beim digitalen Funk nicht anders sein. "Das ist einfach die Zukunft", betont er. Bundesweit wird derzeit der Aufbau eines digitalen Funksystems betrieben. Die Feuerwehr Wolmirstedt gehört zu den ersten Feuerwehren in Sachsen-Anhalt, die zur Probe mit dem neuen digitalen Funk arbeiten.