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Geflüchtete Integrationsbündnis im Wasserwerk

Mitglieder des Wolmirstedter Integrationsbündnisses haben das Wasserwerk Colbitz besucht. Dabei ging es auch um Ausbildungsplätze.

Von Gudrun Billowie 13.12.2017, 00:01

Wolmirstedt/Colbitz l Der Wasserhahn wird täglich mehrfach aufgedreht. Das Wasser, das daraus herausfließt, ist nicht nur nass, sondern gehört zu den besten Wässern der Republik. Es stammt aus der Heide und dort, wo aus dieses Heidewasser zu Wasserhahnwasser wird, schauten sich die Mitglieder des Integrationsbündnisses um, im Colbitzer Wasserwerk.

„Es war der Wunsch von Haytham Alkadi, sich über Berufsmessebesuche hinaus vor Ort in Betrieben umzuschauen“, sagt Christine Bauer, die das Intergrationsbündnis 2015 ins Leben gerufen hat und dem Verein vorsteht. Haytham Alkadi stammt aus Syrien, hat in der Region einen Job gefunden, den Führerschein erworben und hofft, dass auch andere Geflüchtete so einen Weg gehen. Dafür sieht er den direkten Kontakt als wichtig an.

Peter Bogel, Pressesprecher der Trinkwasserversorgung Magdeburg (TWM), die das Colbitzer Wasserwerk betreibt, führte durch das Werk und freute sich über das rege Interesse. „Es ist gut möglich, hier ein Praktikum zu absolvieren“, ermunterte er und stellte drei Ausbildungsberufe vor. Einige der jungen Männer interessierten sich sehr dafür und werden sich demnächst bewerben.

Das Integrationsbündnis hat sich vor zwei Jahren zusammengefunden, 2015, als so viele Geflüchtete nach Deutschland gekommen waren, auch nach Wolmirstedt. Gut 200 Menschen fanden hier ein vorläufiges Zuhause, in Wohnungen und der Gemeinschaftsunterkunft. „Wir wollten den Leuten helfen, hier anzukommen“, nennt Christine Bauer die Gründe, aus denen das Integrationsbündnis ins Leben gerufen wurde, „wir haben geahnt, dass viele Geflüchtete andere Vorstellungen vom Leben in Deutschland hatten.“

Diese Vorstellungen der Wirklichkeit anzugleichen, eine zwanglose Plattform für die Begegnung zu bieten, war das Ziel und aus heutiger Sicht scheint es erreicht worden zu sein. Dreh- und Angelpunkt war und ist das Quasselcafé, das jeden Donnerstag um 18 Uhr im Bürgerhaus öffnet.

Von Anfang an kamen Einheimische und vermittelten die Grundlagen der deutschen Sprache. Geflüchtete besuchten zudem Deutsch- und Integrationskurse, das Quasselcafé blieb der Raum, in dem die neuen Sprachkenntnisse ausprobiert werden konnten.

Inzwischen hat sich vieles geändert. Die Gemeinschaftsunterkunft gibt es nicht mehr. Im Quasselcafé wird Deutsch immer mehr zur verbindenden Sprache, weil die Geflüchteten sie inzwischen gelernt haben. Einige haben ein Studium begonnen, andere eine Ausbildung angefangen, viele sind aus Wolmirstedt weggezogen oder konnten ihre Familien nachholen. „Im Sommer dachten wir sogar darüber nach, das Integrationsbündnis aufzulösen“, sagt Christine Bauer. Es kamen kaum noch Geflüchtete zu den Treffen, der Bedarf schien zurückzugehen.

Das Blatt hat sich mit dem Herbst wieder gewendet, doch die Qualität ist eine andere geworden. Inzwischen geht es kaum noch ums Ankommen, sondern darum, wie die jungen Leute, vor allem syrische Mädchen und Jungen, die Schule abschließen und ins Berufsleben gehen. Das Integrationsbündnis stellt sich der neuen Herausforderung und freut sich über jeden Erfolg. Sobald beispielsweise Diaa Aldin seine Kinder in der Schule untergebracht hat, wird der Elektriker ein Praktikum in der Firma Laempe und Mössner beginnen.

Sollten sich weitere Betriebe für eine Zusammenarbeit interessieren, können sie sich bei Facebook unter Integrationsbündnis Wolmirstedt melden oder ins Quasselcafé kommen.