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Generationswechsel Junge Hände führen OK-Live weiter

Rebecca Lange ist neue Vorsitzende des OK-Live-Ensembles Barleben-Wolmirstedt. Was wird sich mit diesem Generationswechsel ändern?

Von Gudrun Billowie 06.07.2020, 01:01

Wolmirstedt l Die Premieren des OK-Live-Ensembles werden stets auf der Wolmirstedter Freilichtbühne gezeigt. Immer im Juni zum Stadtfest schlüpfen die jungen Künstler in witzige und fantasievolle Kostüme, zeigen neu einstudierte Showtänze, Artistik auf Leitern oder Stühlen, bauen miteinander menschliche Pyramiden, Kinder erzählen tanzend Geschichten. In diesem Jahr fallen sowohl Stadtfest als auch OK-Live-Premiere coronabedingt aus, aber das Prinzip hat sich bisher durch die 25-jährige Geschichte des Ensembles gezogen. Nun gab es einen Wechsel an der Spitze. Wird sich mit der neuen geschäftsführenden Vorsitzenden auch das Ensemble ändern?

Es sieht so aus. Rebecca Lange will das Ensemble modernisieren und in den Sommerferien intensiv einen Fahrplan für die Zukunft erarbeiten. „Wir wollen mit unseren künstlerischen Leitern neue Strukturen umsetzen, interne Veränderungen vornehmen, die nach außen strahlen.“ Das heißt unter anderem, der Aufgabe als Jugendkunstschule stärker gerecht zu werden. „Wir wollen den kreativen Bereich ausbauen.“

Das kann beispielsweise bedeuten, dass OK-Live eine Graffitiwerkstatt anbietet oder im Rahmen eines Workshops mit den Teilnehmern Kostüme anfertigen lässt. „Gerade in der bildenden Kunst haben wir einen großen Bedarf festgestellt.“ Partner wie der Jugendclub sollen ins Boot geholt werden.

Kreative Angebote werden sich vor allem an Kinder und Jugendliche richten, denn das OK-Live-Ensemble ist ein anerkannter Träger der Jugendhilfe. Was aber, wenn auch Erwachsene bei einer Kostümwerkstatt mitmachen möchten? „Wir denken auch über generationsübergreifende Projekte nach.“

Projekte sollen nur einen begrenzten Zeitraum laufen, etwa während der Ferien. Die dauerhafte Bindung an den Verein, die Zugehörigkeit zu einer Tanz- oder Artistikgruppe sollen weiterhin das Herz in der Vereinsarbeit bleiben. Schließlich gehört es zur Philosophie des OK-Live-Ensembles, mit einer bunten Revue vor Publikum aufzutreten, Bühnen im ganzen Land zu bespielen, auch international unterwegs zu sein. Ohne regelmäßiges Training, ohne dass sich die Mitglieder der Gruppen aufeinander verlassen können, ist das nicht möglich. Wie sähe die eingangs erwähnte menschliche Pyramide aus, wenn drei Mädchen fehlen?

Rebecca Lange sieht die „Verpflichtung“, das Training und die Auftritte wahrzunehmen, nicht nur im Interesse des Vereins wichtig, sondern weiß aus eigener Erfahrung, wie Kinder und Jugendliche davon profitieren. Seit sie sechs Jahre alt war, gehört sie zum Verein, als Artistin, später auch als Trainerin. „Mir hat das Training als Kind und Jugendliche Festigkeit, Aufgaben und Verantwortungsgefühl gegeben.“ Ihr war immer klar: Nur wer regelmäßig mittrainiert, kann auch bei den Auftritten dabei sein.

Kinder lernen durch die Auftritte, Präsenz zu erreichen, das helfe auch bei Vorträgen, die vor der Klasse gehalten werden müssen. „Ich würde mir wünschen, wenn wir noch viel mehr Auftritte haben.“

Das täte auch dem Verein gut. Die Gagen sind Teil der Vereinsfinanzierung, ebenso wie Sponsorengelder. Die sollen ab September wieder verstärkt eingeworben werden. Den Löwenanteil von etwa 60 Prozent machen Fördergelder des Landes und der Gemeinden aus. Barleben und Wolmirstedt geben jeweils 5000 Euro, packen sogar noch einmal so viel drauf.

Das Geld wird für Kostüme benötigt, für die Miete der Sporträume, für artistische Geräte sowie für Trainerhonorare. Rund 400 Mitglieder zählen zum Ensemble, trainieren in 13 Gruppen und Sparten in Wolmirstedt und umliegenden Orten. Zurzeit arbeiten 13 Trainer für OK-Live, dazu sieben Hilfstrainer. Die Trainer sind Profis, ausgebildete Tänzer, Bühnenartisten, die selbst auf Bühnen begeistern.

Rebecca Lange hat im Ensemble als geschäftsführende Vorsitzende eine Art Minijob inne. Das lässt sich derzeit mit ihrem Leben als Studentin vereinbaren. Wie schwierig es ist, gleichaltrige Mitstreiter für den Vorstand zu finden, weiß sie und hat sogar Verständnis dafür, dass sich so wenige ihrer Generation zum Mitmachen hinreißen lassen. „Wir sollen engagiert sein, müssen uns qualifizieren und Geld verdienen.“ Da bleibe wenig Platz für ein Ehrenamt.

Umso mehr freut sie sich, dass es einen Vorstand gibt, auf den sie sich hundertprozentig verlassen kann. Dazu zählen Jörg Meseberg, Waltraud Boenigk, Matthias Bretschneider, Franz-Ulrich Keindorff, Bernd Müller und Nancy Heynemann.

Der Wechsel an der Spitze des OK-Live-Ensembles bedeutet einen großen Sprung über die Generationen hinweg. Bisher hielt Kurt Prilloff das Zepter in der Hand. Er ist inzwischen 76 Jahre alt und hatte am 31. Mai das Amt aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt. Ein Jahr später, als er eingeplant und angekündigt hatte, doch es gab keinen Nachfolger und das Ensemble sollte weiter funktionieren. Doch nun war es endgültig Zeit, die Reißleine zu ziehen, und endlich war da auch jemand, dem er den Staffelstab übergeben konnte. Bei der Wahl bekräftigte Kurt Prilloff: „Rebecca ist die richtige für dieses Amt.“

Rebecca Lange ist 24 Jahre alt und freut sich auf ihre Arbeit. Dabei kann sie weiterhin auf die Hilfe ihres Vorgängers bauen. Kurt Prilloff wurde während der Mitgliederversammlung am Mittwochabend zum Ehrenvorsitzenden des OK-Live-Ensembles ernannt.