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Jugendprojekt Graffiti: Barleber Jugendliche zeigen ihre Kreativität

Gemeindesozialarbeiterin Sabine Unze hatte zum Mitmachen aufgerufen: Junge Künstler sollten Vorschläge einreichen, wie aus grauen Stromverteilerkästen bunte Kunstwerke entstehen könnten.

Von Sebastian Pötzsch 22.04.2022, 15:57
Dieses Motiv einer 14-jährigen Schülerin begeisterte den Graffiti-Künstler Enrico Holze besonders.
Dieses Motiv einer 14-jährigen Schülerin begeisterte den Graffiti-Künstler Enrico Holze besonders. Fotos: Sebastian Pötzsch

Barleben - Sabine Unze und Enrico Holze alias Poke sitzen an einem großen Tisch im Jugendclub in Barleben. Die Gemeindesozialarbeiterin und der Graffiti-Künstler haben einen sprichwörtlich großen Berg Arbeit vor sich. Beide schauen sich interessiert die Bilder junger Künstler an.

Über 60 Gestaltungsvorschläge im Form von kleinen Kunstwerken sind in den vergangenen Wochen in der Einrichtung eingegangen. Diese müssen nun sortiert werden. Dabei geht es zunächst darum, welche der Bilder zur Verschönerung von Stromkästen in Frage kommen und welche aussortiert werden müssen.

Sabine Unze und Enrico Holze treffen eine Vorauswahl.
Sabine Unze und Enrico Holze treffen eine Vorauswahl.
Sebastian Pötzsch

Grauen Kästen sollen nicht mehr beschmiert werden

Bereits im Februar hatte Sabine Unze im Amtsblatt der Gemeinde sowie in der Volksstimme Kinder und Jugendliche zum Mitmachen aufgerufen, um Barleben, Meitzendorf und Ebendorf bunter zu gestalten. Gesucht wurden große und kleine Künstler, um grauen Stromkästen und Verteilerhäuschen einen farblichen Akzent zu verpassen.

Junge Leute sollten sich also Papier und Bleistift schnappen und Bilder kreieren. Als Motiv war fast alles erlaubt, außer Rechtswidriges, Gewaltverherrlichendes oder sexuell Anstößiges.

„Der Vorschlag für diese Aktion kam von Bürgermeister Frank Nase selbst“, berichtet die Sozialarbeiterin. So hätten den Rathauschef die ständigen Schmierereien an den grauen Stromkästen und Verteilerhäuschen geärgert. Vor allem verschlinge das ständige Reinigen viel Geld und sei außerdem materialschädigend. „Deshalb kam der Vorschlag, die besagten Objekte zu bemalen“, erzählt Sabine Unze weiter.

Schnell war die Idee geboren, über einen Aufruf und einen anschließenden Workshop Kinder und Jugendliche für das Projekt zu begeistern. Mit dem Graffiti-Künstler Poke war schnell ein Partner gefunden, schließlich hat die Gemeinde bereits positive Erfahrungen mit Enrico Holze gemacht. In einer ganz ähnlichen Aktion wurde ein Stück Mauer an der Kita „Gänseblümchen“ in Ebendorf gestaltet. Auch hier haben die Knirpse Vorschläge eingereicht, die sich nun in dem Kunstwerk wiederfinden.

Sowohl Sabine Unze als auch Enrico Holze zeigten sich nunmehr überrascht. Nicht nur die schiere Menge an eingereichten Vorschlägen begeistert die Beiden, sondern auch die Kreativität an Ideen sowie die teils hohe Qualität der Motive. Das liegt gewiss auch daran, dass das Thema in die Barleber Schulen getragen wurde. So hat Sabine Unze beispielsweise die Sozialarbeiterin der Gemeinschaftsschule kontaktiert. Hier stieß das Thema auf reges Interesse, wie die Einsendungen der Schüler beweisen. Sogar der Kunstlehrer konnte begeistert werden. „Der wird wohl am Workshop teilnehmen“, sagt die Gemeindesozialarbeiterin.

Realismus, Minimalismus und geometrische Motive

„Jetzt müssen wir schauen, wie wir die Vorschläge unter Kontrolle bringen“, sagt Künstler Poke und nennt als Beispiel eine Bleistiftzeichnung in Form eines Auges. Die Frage ist, wie das Werk auf Papier in ein Graffiti übertragen werden kann. Schließlich wird hierbei die Farbe auf den entsprechenden Untergrund aufgesprüht. „Das soll dann am Ende wie eine Bleistiftzeichnung auf einem Stromkasten wirken“, sagt Poke.

Besonders begeistert ihn die Grafik einer Schülerin mit einer Friedenstaube. „Das Bild ist so genial, dass es für einen Stromkasten eigentlich viel zu schade ist. Das gehört an eine große Fassade“, sagt der Sprayer, der nun hofft, dass die Gemeinde einen entsprechenden Untergrund zur Verfügung stellen kann.

„Die Schüler haben sich richtig ausgelebt“, sagt der Künstler weiter und lobt noch einmal die Kreativität der Teilnehmenden. So hätten die Kinder und Jugendlichen ganz verschiedene Ansatzpunkte verfolgt. Dabei reichen die Formen von realistischen Grafiken über minimalistische Zeichnungen bis hin zu geometrischen Figuren.

Workshop zum Aneignen von Fähigkeiten

Doch bevor die eingereichten Kunstwerke auf die Stromkästen und Verteilerhäuschen übertragen werden können, wird noch etwas Zeit vergehen. Schließlich will Enrico Holze die ganze Arbeit nicht alleine machen, sondern die jungen Künstler mit ins Boot holen. Damit die sich wiederum die richtige Technik aneignen können, wird er zum Workshop einladen. „Hier können sich die Kinder und Jugendlichen spezielle Techniken zum Übertragen ihrer eigenen Motive aneignen“, erklärt Poke.

Wenn alles glattgeht, sollen über die Sommermonate aus den grauen Kästen bunte Farbtupfer werden. Dabei wurde bereits eine wichtige Hürde genommen, schließlich befinden sich die Objekte nicht im Besitz der Gemeinde. „Wir haben schon Gespräche mit Avacon geführt. Der Netzbetreiber geht da mit“, sagt Sabine Unze. Somit steht dem Vorhaben nichts mehr im Weg.

Zunächst wurden laut Sabine Unze zehn graue Kästen in Barleben ins Auge gefasst. Läuft die Kunstaktion gut an, sollen weitere in Meitzendorf und Ebendorf bunte Farbtupfer erhalten. Damit wird das Projekt wohl weit über dieses Jahr hinaus laufen.