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Grundschulen Im Zirkus bilden Kinder ein Team

In den Wolmirstedter Grundschulen "Johannes Gutenberg" und "Adolph Diesterweg" wird neben regulärem Unterricht viel Projektarbeit geleistet.

Von Gudrun Billowie 16.08.2017, 01:01

Wolmirstedt l In beiden Grundschulen der Stadt lernen in diesem Schuljahr über 400 Mädchen und Jungen. In der Diesterweg-Grundschule beschäftigen sich gut 230 Kinder mit dem Lesen, Schreiben und Rechnen, in der Gutenberg-Grundschule 180. Den in Sachsen-Anhalt oft beklagten Lehrermangel spüren beide Grundschulen nicht.

Schule bedeutet jedoch weit mehr, als die Vermittlung von Grundrechenarten oder Sachkundethemen. Schule ist auch ein Schmelztiegel. Kinder aus unterschiedlichen Familienstrukturen, längst auch aus unterschiedlichen Kulturen kommen im Klassenzimmer zusammen.

Die Gutenberg-Grundschule besuchen inzwischen gut 20 Kinder, die mit ihren Eltern aus anderen Ländern hierher geflüchtet sind. Auch Kinder, die zuvor in anderen Bundesländern gelebt haben, werden hier lernen. Die Antwort der Schule auf diese Vielfalt lautet: Es gibt ein Demokratie-Projekt.

Unter dem Motto „Wertschätzend zusammenwachsen“ werden sich die Kinder theoretisch mit der Demokratie beschäftigen. Die Grundlagen für demokratisches Handeln werden erfahrungsgemäß auch in den Klassenzimmern gelegt. „Die Kinder lernen Gesprächsregeln kennen“, erläutert Gutenberg-Schulleiterin Doreen Haensch einen Baustein.

Die dritten Klassen erfahren im Rahmen des Demokratieprojektes, wie Teamarbeit funktioniert, die vierten Klasse werden sich mit dem Mind-Mapping beschäftigen. Das ist eine Art Gedankenkarte, die dabei hilft, Ideen und Gedanken zu strukturieren.

Auch außerhalb der Klassenzimmer werden die Kinder Demokratie leben. Zusammen mit dem Tanztrainer Nico Hilger werden die Jüngsten Tänze einstudieren, unter anderem Street-Dance, der in jeder Jugendkultur verhaftet ist.

Auch im Zirkus lässt sich Demokratie erleben. Dafür sorgt Jens Klemm alias Caro Curioso, der schon lange an der Gutenberg-Grundschule eine Zirkus-Arbeitsgemeinschaft betreut. Im Rahmen des Demokratieprojektes werden sich jedoch alle Kinder beim Jonglieren, in der Artistik oder der Clownerie ausprobieren. „Zirkusarbeit bedeutet, Vertrauen zueinander aufzubauen“, schlägt Doreen Haensch den Bogen zu einem fairen Miteinander.

Das Demokratieprojekt wird bis zum Jahresende geführt und mündet am 13. Dezember in eine großen Weihnachtsrevue. Die Finanzierung stammt aus dem europäischen Fond.

Doch damit nicht genug. Die Gutenberg-Kinder werden sich auch mit dem Projekt „Fit4Future“ beschäftigen. Das bedeutet soviel wie „Fit für die Zukunft“ und ist von der Krankenkasse DAK-Gesundheit ins Leben gerufen worden. Dieses Projekt beleuchtet jeden Winkel des Schullebens.

Die Kinder werden sich drei Jahre lang mit gesunder Ernährung und bewegungsfreundlich gestalteten Tagen beschäftigen, aber auch erfahren, wie eine positive Lernatmosphäre entstehen kann. „Zunächst werden sich zwei Modellklassen damit befassen“, sagt Doreen Haensch, „später werden die einzelnen Module in die anderen Klassen gestreut.“

Trotz dieser ausgereiften Pläne bleibt noch ein Wunsch offen, und zwar eine umfassende Ausstattung der Grundschule mit Computertechnik. Zwar sollen demnächst aus einem Fördertopf 25.000 Euro fließen, Doreen Haensch wünscht sich jedoch mehr. „Das reicht gerade für die Ausstattung eines Klassenraumes mit Tablets“, sagt sie, möchte aber, dass alle Grundschüler mit digitaler Technik lernen.

Das sehen offenbar auch die Eltern so, denn der Schulelternrat hat einen Sponsorenlauf ins Leben gerufen. Der wird am Donnerstag, 14. September, ab 9.30 Uhr in der Schule ausgetragen. „Wir freuen uns auf viele Unterstützer“, regt Doreen Haensch zur Mithilfe an. Das erlaufene Geld soll nicht nur für die digitale Ausstattung, sondern auch für ein neues Spielgerät ausgegeben werden. Außerdem soll das Wolmirstedter Tierheim einen Teil davon als Spende erhalten.

Auch in der Diesterweg-Grundschule sind längst alle Schuljahrespläne gereift. Die Diesterweg-Kinder werden sich ebenfalls mit dem Zirkus beschäftigen, zusammen mit dem ersten ostdeutschen Projektzirkus eine Woche lang die Vorstellung vorbereiten, die vier Mal in einem großen Zelt aufgeführt wird. Das wird auf der Wiese gegenüber der Schule aufgebaut.

Darüber hinaus wird das Konzept der musikbetonten Grundschule fortgeführt. In den ersten drei Schuljahren lernen die Kinder Flöten- und Gitarrenspiel, in der vierten Klasse schlagen sie Trommeln. Auch der Lesewettbewerb, ein Crosslauf, das große Weihnachtskonzert und eine Theaterfahrt finden sich im Jahresplan wieder. „Ganz besonders freue ich mich auf die Kinderoper Papageno, die mit den Kindern im September die Zauberflöte kindgerecht einstudiert“, sagt Schulleitern Ines Vogler.