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Dorfkirche St. Katharinen Gutensweger Kirche erhalten

Die Gutensweger Dorfkirche „St. Katharinen“ war nur noch eine Ruine. Dank des Fördervereines konnte der historische Bau saniert werden. Was Engagierte bisher erreichten.

Von Sebastian Pötzsch 28.11.2023, 12:04
Schriftführer Jürgen Kanstorf hat zum 20. Geburtstag eine Ausstellung über die Geschichte des Fördervereines erstellt.
Schriftführer Jürgen Kanstorf hat zum 20. Geburtstag eine Ausstellung über die Geschichte des Fördervereines erstellt. Foto: Sebastian Pötzsch

Gutenswegen - „Sankt Katharina“ in Gutenswegen stand im Jahr 2003 in keinem guten Licht. Zwar war das Dach des bereits zur Ruine verkommenen Sakralbaus wieder aufgesetzt, neue Fenster installiert und der Fußboden auf Vordermann gebracht. Doch die Spuren des Verfalls seit eines Sturmes im Jahr 1972 waren dem Innenraum noch immer anzusehen. Der Putz war bröckelig, die historische Empore aus Holz zerfallen und Kirchengestühl gar nicht mehr vorhanden. Nur Altar, Kruzifix, Taufständer und Kanzel hatten die Jahrzehnte überlebt.

Dennoch war die Kirche bereits vor 20 Jahren wieder nutzbar, Dank des unermüdlichen Einsatzes ehrenamtlicher Gutensweger. Schließlich waren sie es, die Spendengelder sammelten, Benefiz-Konzerte organisierten und Sponsoren beschafften. Mit diesen Mitteln konnten die Fenster und der Boden eingebaut werden.

Doch um dem Kirchenbau weiter zu seinem historischen Antlitz zu verhelfen, musste die Organisation des Engagements auf eine neue Ebene gehoben werden. So schlug im Jahr 2003 die Stunde eines neuen Gutensweger Vereines. Mit der Gründungsversammlung am 20. November 2003 wurde der Förderverein „Dorfkirche St. Katharina Gutenswegen“ aus der Taufe gehoben. Erster Vorsitzender war Eckart Sickel, vertreten durch Antje Köppe. Lothar Chelvier war Beisitzer, der heutige Vorsitzende Peter Vorwerk übte damals die Funktion des Kassenwartes aus.

An jene Beschlüsse, die noch während der ersten Gründungsversammlung verabschiedet wurden, kann sich Jürgen Kanstorf noch genau erinnern. Damals wie heute ist er der Schriftführer des Vereines und damit ebenfalls Vorstandsmitglied. Penibel hat er sämtliche Papiere und Fotos aufgehoben und archiviert.

Ausstellung im Kirchenschiff

Nun steht der rüstige Senior vor eine kleinen Ausstellung im Kirchenschiff. Die Schau zum 20. Vereinsgeburtstag zeichnet die Geschichte der Gutensweger Förderer nach. An einer Tafel ist neben der Einladung zur Gründung und der beschlossenen Satzung auch das Versammlungsprotokoll aufgehängt, auf das Jürgen Kanstorf verweist. „Damals haben wir schon die ersten Punkte festgelegt. Es ging uns erstmal darum, Sponsoren zu finden und Veranstaltungen durchzuführen“, erinnert sich der Schriftführer. Doch habe sich bald herausgestellt, dass in der Region potente Geldgeber nur rar gesät waren. „Deshalb haben wir später damit begonnen, uns mit Eigenleistungen einzubringen. Natürlich alles in Verbindung mit der Kirchengemeinde als Eigentümerin.“

Auch das hat der Schriftführer alles ganz genau protokolliert. Allein in den Jahren 2017 und 2018 wurden 584 Stunden freiwillig geleistet. Zwei lang ersehnte Vorhaben wurden umgesetzt, und zwar die Anschlüsse an die Trink- sowie die Abwasserleitung und der Einbau einer Toilettenanlage sowie einer Teeküche in den Turm des altehrwürdigen Sakralbaus. „Für den Bau der Wasserleitungen haben wir die Schachtarbeiten übernommen. Bis zu 1,80 Meter tief mussten wir buddeln. Das war eine echte Plackerei“, erinnert sich Jürgen Kanstorf. Und er fügt hinzu: „Zum Glück sind wir nicht auf menschliche Überreste gestoßen. Schließlich wurde der Kirchgarten früher als Friedhof genutzt.“

Alter Turm konnte saniert werden

Zuvor hatten Vereinsmitglieder und Helfer bei der Verlegung eines Stromanschlusses und der Fertigstellung der gesamten Elektroanlage unterstützt. Anfang 2004 wurden historische Kirchenbänke von der Gemeinde Espelkamp bei Bielefeld geholt. Die gab es kostenlos. Im April 2010 waren neue Schallluken eingebaut und bereits ein Jahr später ist der jahrhundertealte Turm saniert worden. Danach bekam der Innenraum einen neuen Putz.

Allein diese Arbeiten zogen sich über mehrere Jahre hin und verschlangen rund 1.000 freiwillig geleistete Arbeitsstunden. Dazwischen gab es immer wieder Spendenaktionen, Akquise von Fördermitteln und Benefiz-Konzerte.

Weitere Maßnahmen sind geplant

Dank des unermüdlichen Einsatzes der Vereinsmitglieder und anderer Förderer hat die Kirche seit dem vergangenen Jahr nun auch ihre Empore zurück. Damit wurde ein weiterer Meilenstein erreicht. Und ganz überraschend erhielt das Gotteshaus vor wenigen Monaten sogar seine Orgel zurück. In Einzelteilen zwar und lange nicht komplett. Doch soll das gute Stück in Zukunft wieder erklingen, „vielleicht in zehn Jahren“, hofft Jürgen Kanstorf. Und er fügt hinzu: „Wir waren immer froh, dass wir Leute gefunden haben, die bei den Maßnahmen halfen.“ So soll es möglichst auch weiter gehen.

Als nächstes Ziel des Fördervereines steht der Einbau einer neuen, breiteren Treppe hinauf auf die Empore auf der Liste. Das könnte sogar noch in diesem Jahr klappen. Die Mittel dafür sind gesammelt. „Dann müsste die Kirchendecke wieder hergestellt werden“, sagt der Schriftführer. Auch eine Winterkirche unter der neuen Empore könnte entstehen. Die Planungen sollen schon bald beginnen.