Hausärzte Hilfe bei Nachfolgesuche

In der ärztlichen Versorgung in Wolmirstedt steht ein Generationswechsel an. Die Kassenärztliche Vereinigung gibt Unterstützung.

Von Gudrun Billowie 23.02.2017, 00:01

Wolmirstedt l Unter den Wolmirstedter Hausärzten bahnt sich ein Generationswechsel an und der wird sich weiter fortsetzen. Schließlich gibt es Hausärzte, die das Rentenalter lange erreicht haben und trotzdem weiterhin praktizieren. Das scheint auch bitter nötig zu sein, denn offenbar ist es nicht ganz einfach, eine Praxisnachfolge zu finden. Unmöglich ist es jedoch nicht.

Die Praxis von Dr. Gertraud Hintze liegt seit dem 1. Januar in den Händen ihrer Nachfolgerin Janna Romanowski. Gertraud Hintze hat sich dennoch nicht in den Ruhestand verabschiedet, sondern bleibt als angestellte Ärztin mit einer dreiviertel Stelle weiterhin in der Praxis tätig. Damit sind derzeit acht Hausärzte aktiv und erfüllen siebendreiviertel Versorgungsaufträge. Im gesamten Planungsbereich Magdeburg-Umland erfüllen Hausärzte 42,75 Versorgungsaufträge, drei Hausarztstellen sind in diesem Großbereich unbesetzt. Wolmirstedt selbst gilt rein rechnerisch als versorgt. Trotzdem sind noch nicht alle Wünsche erfüllt, zumal aufgrund des demografischen Wandels demnächst mehr ältere Menschen in der Region leben, die naturgemäß mehr ärztliche Versorgung benötigen.

Die größte Gruppe der Wolmirstedter bilden derzeit erwerbsfähige Menschen im Alter von 45 bis 64 Jahren. Nach Zahlen aus dem Jahr 2013, die im Zuge des integrierten Stadtentwicklungskonzeptes erhoben wurden, sind das 36 Prozent der Bevölkerung. Weitere 22 Prozent sind nach dieser Statistik über 65 Jahre alt. Demnach sind mit 58 Prozent über die Hälfte der Wolmirstedter bereits in der zweiten Hälfte des Lebens angekommen. Das geht nicht zwingend mit häufigeren Arztbesuchen einher, für viele werden sie jedoch zunehmend nötig sein.

Nicht nur Hausärzte werden gebraucht, auch Fachärzte wie Urologen. Bisher gab es zwei in der Stadt, einer hat seine Praxis- tätigkeit aufgegeben. Der Urologe und Allgemeinmediziner Dr. Peter Sülldorf hat sich aus Altergründen zur Ruhe gesetzt, ebenso seine Ehefrau, die als Orthopädin praktiziert hatte. Der Sohn der Familie ist ebenfalls Urologe und hätte die Praxis seines Vaters gern fortgeführt. Er hat jedoch keine Zulassung von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) bekommen. Das ärgert viele Bürger, zumal die andere Urologenpraxis schon vorher stark frequentiert war und nun durch den Wegfall der Sülldorf-Praxis eine Lücke entstanden ist.

In diesem Fall spielt jedoch die Bürokratie einen Streich. Dr. Peter Sülldorf ist zwar anerkannter Urologe, in der vertragsärztlichen Versorgung war er jedoch als praktischer Arzt und somit als Hausarzt zugelassen. Für die Nachbesetzung der Praxis werde nun ebenfalls nur ein Hausarzt zugelassen, erklärt KV-Sprecher Bernd Franke. Dazu zählen Fachärzte für Allgemeinmedizin und Fachärzte für Innere Medizin ohne Schwerpunktbezeichnung.

Insgesamt sind in Wolmirstedt neben den acht Hausärzten 21 Fachärzte und vier Psychotherapeuten tätig. Um die Hausarztversorgung wegen des hohen Altersdurchschnitts der praktizierenden Hausärzte auch auf lange Sicht stabil zu halten, hat die KV einen Maßnahmeplan erarbeitet, der generell für ländliche Regionen gilt. Demnach kann eine hausärztliche Niederlassung auch in Wolmirstedt mit bis zu 30 000 Euro gefördert werden. Die Unterstützung für künftige Hausärzte setzt jedoch schon während des Medizinstudiums an. Pro Semester werden zwei Studienplätze an der Universität Witten/Herdecke finanziert.

Zudem gibt es weitere Unterstützungsmöglichkeiten für Medizinstudenten. So können Studierende der Allgemeinmedizinklassen ein monatliches Stipendium von 800 Euro über die gesamte Regelstudienzeit bekommen. Andere Medizinstudierende hingegen können je nach Studienjahr auf ein monatliches Stipendium von 200 bis 700 Euro hoffen.

Studenten, die ihr Blockpraktikum im ländlichen Raum absolvieren, werden ebenfalls finanziell unterstützt. Bewegen sie sich im 20-Kilometer-Umkreis zu den Universitätsstädten Halle und Magdeburg, können sie 150 Euro im Monat erhalten, im Radius über 20 Kilometer steigt der Zuschuss auf 250 Euro. Während des praktischen Jahres bekommen sowohl die Studierenden als auch die Lehrpraxen einen finanziellen Anreiz.

Diese und weitere Förderungen sollen ermuntern, die ländliche Region kennen- und vielleicht sogar lieben zu lernen. Im besten Fall kommen Medizinstudenten mit Ärzten zusammen, die ihre Praxis abgeben wollen. Darüber hinaus hat die Kassenärztliche Vereinigung auch eine Praxis- und Kooperationsbörse eingerichtet. In dieser Börse können sich sowohl Ärzte registrieren, die eine Praxis abgeben, als auch solche, die eine suchen. Entscheiden sich Hausärzte, in (drohend) unterversorgten Gebieten eine Praxis zu übernehmen, gibt es außerdem Investitionskostenzuschüsse, Umzugskostenbeihilfe und weitere Unterstützungen von mehreren Tausend Euro.

Gefragt ist außerdem die Stadt Wolmirstedt, die bei Bedarf helfen möge, Praxisräume zu finden. Bürgermeister Martin Stichnoth (CDU) möchte sich dieser Aufgabe stellen und bei Bedarf dazu beitragen, anstehende Probleme auf Verwaltungsebene zu lösen.