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Hobby Vom Bauamt an die Staffelei

Der Klein Ammensleber Reinhard Schimka lässt, seitdem er Rentner ist, seiner künstlerischen Ader freien Lauf.

Von Christian Besecke 01.12.2020, 00:01

Klein Ammensleben l Ein Talent fürs Malen ist dem Klein Ammensleber wohl schon in die Wiege gelegt worden. Allerdings war in seinem bisherigen Leben eher wenig Zeit dazu vorhanden, es auszuleben. Das holt der 65-Jährige seit seinem Renteneintritt nach. „Jetzt habe ich die Zeit dafür, die mir vorher einfach gefehlt hat“, sagt er. „Vorher standen meist andere Dinge in seinem Fokus. So die berufliche Laufbahn, die Familie und vielfältige allgemeingesellschaftliche- und kulturelle Aktivitäten“.

Schon zu Beginn seines Berufsweges stand für ihn die Frage, ob er es an der Kunsthochschule versuchen sollte. „Ich fand aber, dass es da andere gab, die größeres Talent haben“, sagt er. Letztendlich entschied er sich für ein Fernstudium des Verwaltungsrechts.

Bekannt geworden ist Reinhard Schimka in der Region als einer der Ideengeber und Mitorganisator des überaus populären Lodenmantelrennens in Klein Ammensleben. Dieses wurde 1985 aus der Taufe gehoben. Den Kultur- und Geschichtsverein im Ort hat er mitgegründet und er ist heute stellvertretender Vorsitzender. Den Menschen in der Region ist er aber auch als ehemaliger Bauamtsleiter in der Gemeinde Niedere Börde bekannt.

„Im Sommer ist da weniger Zeit, aber wenn die Tage dann kürzer werden und es draußen kälter ist, investiere ich auch mehr Stunden in das Hobby.“

Mit dem Eintritt in die Rente war für Reinhard Schimka klar, dass er einmal öfter das Malbesteck in die Hand nehmen würde. So besuchte er Ende 2018 einen Porträtmalkurs des Kunstpädagogen Jan Focke in Magdeburg. Auch einen Volkshochschulkurs zu Stilleben hat er absolviert. „Spätestens dabei habe ich aber gemerkt, dass mich Menschen einfach mehr interessieren“, erzählt er. Aber eigentlich, war ihm das schon vorher klar.

Der Großteil seiner Bilder ist in den letzten anderthalb Jahren entstanden. „Im Sommer ist da weniger Zeit, aber wenn die Tage dann kürzer werden und es draußen kälter ist, investiere ich auch mehr Stunden in das Hobby“, kommentiert der Klein Ammensleber. Er arbeitet mit Öl- und Acrylfarben.

Die bringt er dann ganz klassisch auf Leinwände – von Ausnahmen abgesehen. Seine Vorlagen entnimmt er oft von Fotografien und ähnlichen Vorlagen. „Das hat einen ganz einfach Grund“, erklärt er. „So brauche ich nicht von 3 D in 2 D umzudenken.“ Außerdem wäre es ihm sicher schwergefallen, beispielsweise, die beiden bereits schon verstorbenen Musiker Jim Morrison oder Jimi Hendrix als Modelle zu gewinnen.

Neben bekannten Künstlern malt er aber auch Familienmitglieder – und die Ergebnisse können sich absolut sehen lassen. Die Werke des Malers sind ausdrucksstark und realitätsnah.

Ins Bild setzt der Künstler schlichtweg was ihm gefällt. Einen kleinen Querblick über sein Schaffen bietet auch sein Pkw. Auf diesem sind einige Motive per Folie aufgebracht worden. „Mein Auto habe ich eigentlich schon immer beklebt“, sagt der Klein Ammensleber.

Sogar eine Wand seines Hauses hat Reinhard Schimka für seine Leidenschaft genutzt. Gerade in diesen Tagen ist nämlich ein ganz besonderes Bild fertig geworden. Das Motiv bezieht sich auf das Lodenmantelrennen. Eine luftig gekleidete Dame trägt einen solchen auf und dazu gesellen sich der Kirchturm des Ortes sowie das Denkmal zum Lodenmantelrennen, welches in dem Dorf zu sehen ist. Der Pin zum Coronajahr am Kragen des Kleidungsstücks sowie eine putzige Maus auf der Mauer runden das Bild ab. Zudem ist ein Nachthimmel mit Mond und einigen Fledermäusen zu entdecken.

„Die Malerei bietet mir Entspannung. Man muss mit seiner Freizeit auch im Rentenalter etwas anzufangen wissen.“

Das Modell selber ist quasi reine Fantasie, die weiteren Bestandteile beziehen sich direkt auf die mittlerweile sehr populäre Veranstaltung. „In diesem Jahr haben wir ja nur eine kleine Veranstaltung in einem engen Kreis machen können“, erzählt der Künstler.

Das Bild, mit seinem Hinweis auf das Coronajahr, soll auch davon künden. Allerdings ist es nicht die erste Darstellung, die sich auf das Rennen bezieht. An gleicher Stelle gab es nämlich schon zuvor eine Darstellung. Diese hat Reinhard Schimka einst mit Latex-und Abtönfarbe geschaffen. Knapp 20 Jahre hat dieses Bild überstanden. Doch dann nagte der Zahn der Zeit daran. Also musste das Bild neu werden. Dieses Mal ist der Untergrund entsprechend behandelt und versiegelt worden. Gemalt wurde es klassisch mit Pinsel und Acrylfarben.

„Die Malerei bietet mir Entspannung“, sagt der Klein Ammensleber. „Man muss mit seiner Freizeit auch im Rentenalter etwas anzufangen wissen.“ Für ihn ist es dieses Hobby, dem er sich widmen kann, wenn ihn die Stimmung dazu treibt oder er einfach Lust hat, bestimmte Motive auf die Leinwand zu bannen. „Andere nehmen sich ein gutes Buch zur Hand. Für mich ist es eben die Malerei“, sagt Reinhard Schimka.

Er trägt sich zudem mit dem Gedanken, sein Schaffen einmal der Öffentlichkeit vorzustellen. „Dazu muss ich aber noch einige Bilder malen und die Pandemie muss überstanden sein“, sagt er. „Aber hoffen wir, dass es vielleicht schon in etwa einem Jahr soweit sein kann.“ Eile hat er damit aber erst einmal nicht.