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Gestrandeter Zug Idee zum Gedenkstein für den gestrandeten Zug in Farsleben stammt von einem Holländer

Warum Ron Chaulet Geld sammelte, damit an die Befreiung von 2500 Juden erinnert wird.

Aktualisiert: 19.4.2021, 10:29

Wolmirstedt (gi). Der Gedenkstein für den gestrandeten Zug wurde am 13. April 2021 an den Farsleber Gleisen eingeweiht, genau 76 Jahre, nachdem 2500 Juden aus einem Zug entkamen, der sie ins Konzentrationslager Theresienstadt bringen sollte. Die Idee dieses Steins wurde vom Verein „Gestrandeter Zug“ umgesetzt, geboren wurde sie bereits vor über sechs Jahren vom Holländer Ron Chaulet.

Der hatte 2015 die Farsleben-Stiftung in Holland gegründet, um Geld für ein Befreiungsdenkmal zu sammeln.  Vier Jahre später gründete sich das Stranded Train-Komitee (gestrandeter-Zug-Komitee) und unterstützte. „Von Anfang an habe ich mit dem Lokalhistoriker Klaus-Peter Keweloh zusammengearbeitet“, berichtet Ron Chaulet, „er zeigte mir den jüdischen Friedhof in Hillersleben.  Er zeigte mir einen Steinhaufen mit Steinen, auf dem stand, dass hier die Zugüberlebenden neben dem Friedhof lebten.“ Als er sah, dass es in Farsleben an den Eisenbahnschienen keinerlei Hinweis gab, war ihm klar: „Dann müssen wir dort ein Befreiungsdenkmal errichten.“  Doch was treibt ihn an?

Ron Chaulet hatte 2008 ein Buch ersteigert und fand darin einen alten Brief, in dem auch die Ereignisse in Farsleben beschrieben waren. Diesen Brief hatte Gina Rappaport geschrieben, eine polnische Jüdin, die ebenfalls im besagten Zug nach Theresienstadt deportiert werden sollte. Sie war damals 24 Jahre alt und übersetzte nach der Befreiung für die Amerikaner. Einem von ihnen schrieb sie später, dem Panzerkommandanten George Gross. Er war Fotograf der Bilder, die noch heute von den Ereignissen im April 1945 erzählen. Ron Chaulet war es gelungen, Gina Rappaport und George Gross kurz vor ihrem Tod noch einmal zusammenzuführen.

Im Laufe der Jahre hat er Kontakt zu über 250 Überlebenden geknüpft und wäre gern bei der Einweihung des Steins dabeigewesen. Doch das war wegen Corona nicht möglich.