Corona Impfungen nehmen Fahrt auf
Immer mehr Wolmirstedter haben die Chance auf eine Corona-Impfung
Gudrun BillowieWolmirstedt
„Das war’s schon?“ Ein kleiner Piks, und schon ist Albrecht Greiser bestmöglich gegen das Corona-Virus geschützt. Der 83-jährige Wolmirstedter hat am Dienstag in der Halle der Freundschaft seine zweite Impfung mit dem Stoff von Biontech-Pfizer erhalten. Auf diese Weise werden in der Sporthalle bis zum nächsten Mittwoch zwischen 600 und 700 über 80-jährige Wolmirstedter gegen Corona geimpft sein. Dann hat das dezentrale Impfzentrum der Stadt seine Aufgabe erfüllt.
Wolmirstedt gehörte neben Wanzleben zu den Modellstädten, deren über 80-Jährige Bewohner sich den Weg ins Haldensleber Impfzentrum ersparen konnten. Der Landkreis Börde hat ermöglicht, dass ein eigenes Impfzentrum eingerichtet wurde. Jeder Wolmirstedter, der 80 Jahre und älter ist, war angeschrieben worden und hatte bei Bedarf einen Termin für die Erst- und Zweitimpfung bekommen. Dieses Modell kam bei den Senioren sehr gut an. „Wir haben gehört, wir seien der Mercedes unter den Impfzentren“, sagt Christiane Pazdyka, Büroleiterin Wolmirstedter Rathaus und verantwortlich für die Organisation des Impfzentrums vor Ort. Das Lob bestätigen die Bürger. Joachim Henke sprach vom „Lichtblick in der Impfsituation“ , Brigitte Köther lobte die „durchdachte Konzeption“.
Zur guten Betreuung der Impfwilligen trugen auch die Ehrenamtlichen bei. Zu denen gehören Gerhard Kowalowka und Jürgen Wolniczak. Für beide war es selbstverständlich, mehrere Tage in der Halle der Freundschaft dafür zu sorgen, dass die Anmeldung und die Nachbetreuung reibungslos verliefen. Ihre Motivation: „Es ist doch unsere Stadt, wir alle wohnen hier.“
In der Halle der Freundschaft wird der Impfstoff von Biontech-Pfizer verimpft. Drei Wochen nach der ersten Impfung erfolgt nun die zweite. Schon im ersten Durchgang vor drei Wochen war es vorgekommen, dass Impftermine nicht wahrgenommen wurden. Die übrigen Impfdosen wurden dann an über 70-Jährige mit Vorerkrankungen verimpft. Eine entsprechende Liste lag den Impfärzten vor. Dieses Prinzip wird auch diesmal angewandt. Entscheidend ist die Prioritätengruppe, aber es kann auch sein, dass Ehepartner der Geimpften, die noch keine 80 Jahre alt sind, auf dieser Liste landen, plötzlich angerufen werden und in den Genuss einer Impfung kommen.
Geimpft wird in Praxenund auch zu Hause
Ab dieser Woche können Impfungen noch einmal deutlich Fahrt aufnehmen. Zunehmend werden auch die Hausärzte mit Corona-Impfstoffen versorgt. „Wir impfen bereits seit zweieinhalb Wochen“, sagt Dr. Elke Riemann. Ihre Gemeinschaftspraxis gehört zu einem Pilotprojekt für Hausarztpraxen, verimpft wird Astrazeneca. Bedenken zu diesem Impfstoff hat die Ärztin nicht, im Gegenteil. Sie ist erleichtert über jeden, der mit Hilfe einer Impfung vor schweren Verläufen einer Corona-Infektion geschützt ist. Dafür arbeitet das gesamte Praxisteam mit Hochdruck. „Uns brennt es, weil es ganz furchtbar ist, mitanzusehen, was schwere Verläufe anrichten können.“ Mitunter sind Menschen monatelang nicht arbeitsfähig, auch die psychische Belastung kann sehr schwer sein. Hausärzte sind diejenigen, die hautnah erleben, was Corona mit Menschen machen kann und Dr. Riemann und ihr Team macht das betroffen: „Auch jüngere Leute haben Langzeitfolgen.“
Dr. Elke Riemann und ihr Team impfen jedoch nicht ausschließlich in der Praxis. Bei Hausbesuchen haben sie über 90-Jährige geimpft, die nicht mehr gut in Impfzentren oder Praxen kommen können. Auch im Bodelschwingh-Haus wurden 400 behinderte Menschen sowie Mitarbeiter bereits vor schweren Corona-Verläufen geschützt, dazu 60 Mitarbeiter und Beschäftigte der Tagespflege. Diese Woche stehen in der Praxis wieder 300 Impfstoffdosen für Patienten zur Verfügung. Ziel ist es, möglichst schnell möglichst viele Menschen zu schützen.
Nun ziehen jenseits des Pilotprojektes andere Hausarztpraxen nach. Hausärztin Berit Lesniak impft seit Dienstag gegen Corona, Hausarzt Max Sülldorf bietet Impfstoff seit der vergangenen Woche an. Er konstatiert, noch sei die Planbarkeit der Impfungen sehr schwierig, denn erst mit der Lieferung wird klar, wieviele Impfdosen in der Praxis angekommen sind. Mitunter weniger, als angekündigt wurden.
Viele Wolmirstedter nehmen die Impfangebote dankbar an. Auch Albrecht Greiser fühlte sich mit seiner zweiten Impfung sicherer. Nebenwirkungen habe er nach der ersten Impfung nicht verspürt, auch diesmal bleibt er optimistisch. Richtig froh wurde er allerdings, als auch der Name seiner Frau auf die Nachrücker-Liste geschrieben wurde. Sollte eine Dosis übrig bleiben, kann auch die knapp unter 80-Jährige auf eine schnelle Impfung hoffen. Das Prinzip im Impfzentrum lautet: Hauptsache, es geht kein Impfstoff verloren.