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Jacobsweg Herausforderung zu Fuß gemeistert

Ingrid Quandt und Jana Echternach aus Eichenbarleben waren 700 Kilometer auf dem Jakobsweg unterwegs. Jetzt kamen sie zu Hause an.

Von Constanze Arendt-Nowak 18.06.2016, 01:01

Eichenbarleben l „Es war ein gutes Omen, am Freitag, dem 13., aufzubrechen“, denkt die 33-jährige Jana Echternach wenige Stunden nach der Rückkehr in heimische Gefilde zurück. Am 13. Mai war sie gemeinsam mit ihrer Tante Ingrid Quandt (60) in den Nachtzug nach Paris gestiegen, um dann weiter nach Saint Jean Pied de Port weiterzureisen. „Saint Jean Pied de Port ist der offizielle Startpunkt des Jakobsweges in Frankreich, von hier führte unser Weg nach Santiago de Compostela“, so Jana Echternach.

Aber wie kommen eine 60-Jährige und ihre Nichte auf die Idee, den Jakobsweg abzulaufen? Die Initialzündung gab Jana Echternachs Bruder Jörg, der die Strecke vor sieben Jahren absolviert hatte und sich sehr begeistert zeigte. In der Familie wurde oft darüber gesprochen, bis Ingrid Quandt den Entschluss fasste, ebenfalls den Weg zu gehen. „Zum 60. wäre das was, habe ich gedacht“, so Ingrid Quandt, die in ihrer Nichte eine fand, die von der Idee ebenso begeistert war. Ein Jahr haben sie sich mit den Planungen befasst, anderen aber erst wenige Tage zuvor von ihrem Vorhaben erzählt. „Es war schon eine körperliche Herausforderung, man weiß auch nicht, ob man ankommt“, resümiert Jana Echternach, die einen von ihrem Bruder mitgebrachten Muschelanhänger als Glücksbringer dabei hatte

Allerdings, so erzählen beide nach der Rückkehr, waren sie als Duett, das sich schon lange kennt, auf dem Weg eher die Ausnahme. Die meisten seien entweder allein unterwegs gewesen oder hatten sich auf dem Weg kennengelernt. „Wir sind aber auch vorher Probe gelaufen“, sagt Jana Echternach. Und die beiden Frauen haben auch während des Weges einiges gelernt. „Man muss leidensfähig sein, darf nicht pingelig sein und muss kompromissbereit sein“, so Ingrid Quandt.

Dass gute Schuhe das Allerwichtigste sind, um einen Weg von 700 Kilometer möglichst mit wenig Schaden zu überstehen, versteht sich fast von selbst. „Ich hatte viele Blasen, habe aber trotzdem nicht aufgegeben und bin dann nur noch mit meinen Trekkingsandalen weitergelaufen“, so Ingrid Quandt. Jana Echternach dagegen hatte während der gesamten einmonatigen Tour nicht eine Blase an den Füßen. Eine Strapaze war es dennoch. Wenn sie abends in eine der Herbergen eingekehrt waren, waren sie total ausgelaugt. „Es gibt dort ein Netz von Pilgerherbergen, von etwas schöner bis praktikabel“, beschreiben die Frauen die Übernachtungssituation. Von den 800 Kilometer Gesamtstrecke des Jakobsweges haben sie lediglich 90 Kilometer mit dem Bus zurückgelegt – aus Zeitgründen.

Für Schmerz und teilweise auch Entbehrungen wurden die beiden Frauen allerdings in hohem Maß entschädigt. „Wir haben jetzt Freunde in aller Welt“, berichten sie stolz. Man lerne die Menschen zwar kurz, dafür aber intensiv kennen, verliere sich dann aber wieder aus den Augen. Besonders beeindruckend war, so Ingrid Quandt, die große Solidarität untereinander.

Und auch das Land Spanien mit der vielseitigen Natur hat sie fasziniert. Mal ging es durch Weinberge, dann später durch Olivenhaine und wieder an einem anderen Tag auf ein Hochplateau mit 1400 Meter Höhe oder durch den „Urwald“. „Wir sind nicht aus religiösen Gründen den Weg gegangen, sondern wir wollten das Land und Menschen kennenlernen und erfahren, warum andere den Weg gehen“, erklärt Jana Echternach, die es auch genossen hat, vier Wochen fernab von Fernsehen und Zeitung zu leben.

Lediglich das Handy hatten die Wanderinnen immer bei der Hand, nicht zuletzt, um auch die Freunde in der Heimat mit neuen Bildern und Informationen zu versorgen. Die hatten zur Begrüßung ihrer beiden „Heldinnen“ fleißig gebastelt und zahlreiche Fotos in einer Collage zusammengestellt.

Nach der Messe in Santiago de Compostela, die beide sehr bewegt hat, sind Ingrid Quandt und Jana Echternach dann in den Bus gestiegen, der sie auf direktem Weg nach Hannover und somit dem heimatlichen Eichenbarleben ein Stück näher brachte. So waren sie pünktlich – genau einen Monat nach der Abfahrt – wieder zu Hause. „Es war kein Urlaub, es war eine Reise, und wer das Land von seiner ursprünglichen Seite und Menschen aus vielen Nationen kennenlernen möchte, dem ist es zu empfehlen“, sagt Jana Echternach, während ihre Tante Ingrid ihr nickend zustimmt.