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Karneval Prinzenpaar bleibt in Amt und Würden

Eigentlich hätte es eine vielversprechende Karnevalssaison in Gutenswegen werden sollen.

Von Sebastian Pötzsch 30.01.2021, 00:01

Gutenswegen. Zumindest herrscht darüber Einigkeit in der Führungsriege des Gauseberger Karnevalvereins Gutenswegen. Doch Corona hat den Jecken aus der Niederen Börde einen Strich durch die Rechnung gemacht.Nach traditioneller Sitte wäre heute der große Tag für zwei ganz besondere Menschen. Der göttliche Wodan sollte aus den Reihen des Gauseberger Karnevalvereins Gutenswegen (GKV) das Prinzenpaar freigeben. Doch wegen der aktuellen Corona-Verordnungen wird daraus nichts. Bereits am 11. November hatte der Vereinspräsident Marco Baumgarten bekannt gegeben, die aktuelle Session als Nullrunde zu fahren und alle närrischen Veranstaltungen abzusagen.

So war auch zu Beginn der Saison bereits klar: Ein neues Prinzenpaar wird es nicht geben. Vielmehr werden die amtierenden Hoheiten Annemarie und Alexander Leon weiterhin im Amt bleiben, und zwar voraussichtlich bis Februar 2022. „Erst dann können wir hoffentlich wieder neue Hoheiten wählen“, hatte Marco Baumgarten gegenüber der Volksstimme erklärt.

Mike Brettschneider will die für heute abgesagte Prinzenkrönung zum Anlass nehmen, um in die Historie rund um die Prinzenpaare des Gauseberger Karnevals einzutauchen. Noch kurz vor dem neuerlichen Lockdown im Spätherbst 2020 noch zum neuen Zugführer gewählt und die Arbeit des Pressesprechers übertragen bekommen, hat er sich tief in das Archiv der Karnevalvereins begeben.

„Es gab sie in vielfältigster Weise: Paare die nicht verheiratet waren, Paare die mehrfach das Prinzenpaar stellten oder auch Prinzenpaare, die sich lediglich zusammenfanden, um als ein solches ihren Spaß am Karneval zu teilen“, beginnt der Verantwortliche für Öffentlichkeitsarbeit zu erzählen. Drei Prinzenpaare will er beispielgebend vorstellen und in Erinnerung bringen, „die damals wie heute Spaß am Karneval finden und die Traditionen in die nächsten Generationen weiter getragen haben.“

So hat er zu den Hoheiten aus dem Jahr 1963 eine besondere Geschichte zu erzählen. Waltraud Knebel und ihr „Ritter vom Hosenbein“, Dieter Dörband, wurden damals zum Prinzenpaar gekrönt. „Beide waren zu der Zeit noch unverheiratet“, berichtet Mike Brettschneider und fügt hinzu: „Nachdem sie die Feuertaufe des Gauseberger Karnevals mit all seinen Verlockungen überstanden hatten, heirateten sie und sind noch immer ein Paar.“

Im Jahre 1969 seien Helga und Franz Baumgarten, Letzterer als „Ritter von der Hochburg“, zum Prinzenpaar gekrönt worden. „Beide sind bis heute Vollblutkarnevalisten, wie sie ein Verein braucht“, hebt der Zugführer hervor. „Franz als langjähriger Präsident und Helga in verschiedenen Funktionen, wie zum Beispiel in der Dekogruppe, sind im GKV nicht wegzudenken. Ihr Virus übertrug sich auf die ganze Familie und darüber hinaus.“ Sohn Marco Baumgarten hatte den Staffelstab des Präsidenten einst übernommen. Bruder Michael kümmert sich in der Technikgruppe und in der Zugleitung „um viele Dinge, ohne die der Karneval in Gutenswegen unmöglich wäre“, ist Brettschneider überzeugt.

Ein weiteres Prinzenpaar wurde im Jahr 1980 mit Heiderose List und Günter „Ritter von den Neureichen“ in den Adelsstand erhoben. „Der Name rührt daher, weil Familie List gerade ein Haus gebaut hatte“, erklärt der Vereinssprecher. Beide seien gestandene Karnevalisten, „die das Vereinsleben und manche Bütt mit ihren Beiträgen bereicherten“. Rosi habe jahrelang auch in der Gesangsgruppe „Helga und Co“ auf der Bühne gestanden, Günter den Elferrat als aktives Mitglied bereichert. „An Sohn Ringo List und seine Frau Stephanie wurde die Leidenschaft für den Karneval weitergetragen, die nunmehr in die Fußstapfen von Rosi und Günter getreten sind“, berichtet Mike Brettschneider. Beide gäben der Vereinsarbeit im Elferrat, in der Nachwuchsarbeit und in einer Tanzgruppe wichtige Impulse, „die auch den GKV hoffnungsvoll in die Zukunft blicken lässt“.

Der GKV hat auch in den nächsten Jahren keine Sorgen, neue Prinzenpaare zu präsentieren, zeigt sich Brettschneider überzeugt. Neben einigen potentiellen Interessenten gebe es innerhalb der Narrenfamilie auch Nachwuchs mit Ambitionen. „Hoffnungsvoll blicken wir nun auf den 13. November, um an diesem Tag die neue Session eröffnen und die Anwärter auf das Amt des Prinzenpaars vorstellen zu können“, sagt der PR-Beauftragte des GKV.

Doch schaut Mike Brettschneider noch einmal zurück: „Der Gauseberger Karnevalverein hat seit seiner Gründung 1955 schon viel erlebt“, sagt er. So sei das Motto des ersten Karnevals „Nur im Frieden kann man fröhlich sein“ vom DDR-Regime vorgegeben worden. Auch mussten schon damals einzelne Veranstaltungen oder Umzüge abgesagt werden, „zum Beispiel wegen der Maul-und Klauenseuche im Jahr 1958 oder der Schweinepest im Jahr 1964“, berichtet Brettschneider und ergänzt: „Jedoch zeigten sich die Gauseberger damals kreativ, so dass man trotz Verbot, Karneval zu feiern, seinen Spaß hatte.“ Dass nun eine ganze Session buchstäblich ins Wasser fällt, „bleibt eine hoffentlich einmalige Ausnahme. Auch die Narrenwelt muss sich der Bekämpfung der Corona-Pandemie beugen“, schließt Brettschneider seine Ausführungen