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Landtagswahl Katrin Gensecke tritt im Wahlkreis Wolmirstedt für die SPD an: Als Stimme für behinderte Menschen

Am 6. Juni wird ein neuer Landtag gewählt. In den nächsten Tagen stellt die Volksstimme die Kandidaten vor, die sich im Wahlkreis 08 - Wolmirstedt um ein Mandat bewerben. Heute: Katrin Gensecke (SPD.)

Von Gudrun Billowie Aktualisiert: 20.5.2021, 10:50
Katrin Gensecke möchte für die SPD in den Landtag einziehen und vor allem für die Rechte behinderter Menschen kämpfen.
Katrin Gensecke möchte für die SPD in den Landtag einziehen und vor allem für die Rechte behinderter Menschen kämpfen. Foto: Gudrun Billowie

Wolmirstedt - Dranbleiben, nicht aufgeben, weitermachen - das hat Katrin Gensecke schon als Leistungssportlerin in ihrer Thüringer Heimat gelernt. Sie war Rennrodlerin, hatte sich dem Schwimmen und der rhythmischen Sportgymnastik gewidmet, bis sie die Diagnose bekam, die ihr Leben auf den Kopf stellte: Multiple Sklerose, eine Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems. Da war sie gerade 25 Jahre alt, wurde aus ihrem Studium herauskatapultiert, hatte fortan vor allem mit Ärzten zu tun, landete schließlich im Rollstuhl.

Doch einmal Leistungssportlerin - immer Leistungssportlerin, für Katrin Gensecke hat sich lediglich das Spielfeld verändert. Kämpfte sie zuvor auf Rodelbahnen oder in Sporthallen, setzte sie ihre Energie fortan dafür ein, behinderten Menschen Gesicht und Stimme zu geben.

An der Gesetzgebung mitwirken

Zunächst engagierte sie sich in der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG). „Doch irgendwann kam ich nicht weiter.“ Sie erkannte, wer in der Gesellschaft etwas ändern will, muss an der Gesetzgebung mitwirken. Und das geht am besten als Teil einer Partei.

Vor sechs Jahren fand sie in der SPD fruchtbaren Boden. Es war die Zeit, in der das neunte Sozialgesetzbuch (SGB9) geändert wurde, als es darum ging, das bis dahin für behinderte Menschen bestehende Fürsorgegesetz in ein Teilhabegesetz umzuwandeln. „Daran habe ich mitgewirkt.“

Schnell hat Katrin Gensecke mehr Verantwortung übernommen. Sie leitet Sachsen-Anhalts Arbeitsgruppe „Selbst aktiv“, das Gremium innerhalb der SPD, das Menschen mit Behinderungen Gesicht und Stimme gibt, inzwischen ist sie außerdem stellvertretende Bundesvorsitzende.

Wahlrecht für alle

In der Behinderten-Community sei sie ziemlich bekannt, sagt Katrin Gensecke. Dieses Bekanntsein möchte sie ausweiten, am liebsten als Abgeordnete. „Was Menschen mit Behinderungen bewegt, muss sichtbarer werden.“ Zu Teilhabe und Mitbestimmung zählt auch das Wahlrecht für alle, auch für diejenigen, die unter Betreuung stehen. Dieser Kampf ist schon ein Stück weit gewonnen. Sachsen-Anhalt gehörte zu den ersten Bundesländern, in denen das umgesetzt ist. „Aber ich möchte auch andere motivieren, einzufordern, dass Gesetze umgesetzt werden.“ Zu oft noch, sagt Katrin Gensecke, arbeiten behinderte Menschen in Werkstätten, in denen sie den Werkstattlohn zur Grundsicherung bekommen. „Wir brauchen viel mehr versicherungspflichtige Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung.“

Im Bezug auf die Arbeitswelt weiß Katrin Gensecke, wovon sie spricht. Sie hat eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten absolviert, doch die Hürde zur Anstellung war hoch, unüberwindbar für eine MS-Kranke, die keine Vollzeitkraft sein kann. „Also schob man mich in die Erwerbsminderungsrente.“ Zufrieden gibt sich Katrin Gensecke damit nicht. Seit zehn Jahren mischt sie mit im Bereich der Behindertenpolitik, gibt als Referentin Seminare, die sich mit Inklusion beschäftigen, ist eigentlich den ganzen Tag online, setzt vor allem auf die Maxime: „Wir als behinderte Menschen wissen am besten, was für uns gut ist.“ Damit hat sie schon lange einen persönlichen Kampf gewonnen. „Mein Rollstuhl ist längst auf dem Dachboden eingemottet.“