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Niederndodeleberin beklagt mangelnde Hilfe der Behörden und Tierheime für eine Katze vor ihrer Terrassentür Katzenfreundin im Irrgarten der Zuständigkeiten

Von Maik Schulz 17.11.2012, 01:08

Im Stich gelassen von Gemeinde und Tierheim fühlt sich die Niederndodeleberin Daniela Kersting. Wochen lang bat eine fremde, krank wirkende Katze um Einlass an ihrer Terrassentür. Wer muss in solchen Fällen eigentlich handeln?

Niederndodeleben/HoheBörde l "Die Katze liegt ständig vor meiner Tür, schreit vor Hunger und will unbedingt ins Haus. Sie macht einen kranken Eindruck", berichtete Daniela Kersting. Sie hat bereits zwei Straßenkatzen bei sich aufgenommen und gesund gepflegt, eine davon ist chronisch krank. Ihre zwei eigenen Katzen trauen sich wegen des Schreihalses vor der Scheibe nicht mehr aus dem Haus.

Leserin enttäuscht und wütend nach "Telefon-Odyssee"

In der Hoffnung auf Hilfe telefonierte die Niederndodeleberin Ende Oktober mit dem Tierheim Satuelle. "Damit begann eine Odyssee von Telefonaten. Das Tierheim lehnte eine Aufnahme ab und hat mich an die Gemeinde Hohe Börde verwiesen. Dort bekam ich nur gute Ratschläge: Ich solle das Tier nicht füttern, dann ginge es schon von allein fort und dann käme der Wolf. Doch die Katze verschwand auch in den weiteren zwei Wochen nicht."

Daniela Kersting kontaktierte wieder das Tierheim. "Dort lehnte man erneut eine Aufnahme ab und sagte, das könne nur die Gemeinde Hohe Börde veranlassen, die bei einer Zusage auch die Kosten übernimmt. In der Gemeinde erklärte sich die zuständige Mitarbeiterin Frau Dohnert schließlich bereit, sich das Tier anzusehen, ob es eine Seuche habe. Eine Mitnahme der Katze wollte sie aber nicht versprechen. Am nächsten Tag ging schon keiner mehr ans Telefon. Auch beim Veterinäramt des Landkreises bekam ich eine Ablehnung zu hören - und einen ellenlangen Vortrag über frei lebende Katzen. Ein Anruf im Tierheim eine Woche später brachte erneut keinen Erfolg. Man habe wegen Fernsehaufnahmen keine Zeit, sagte man mir. Es schien wohl wichtiger, sich im guten Schein zu präsentieren, als zu helfen."

Gemeinde wird nur bei kranken und entlaufenen Tieren aktiv

Die Volksstimme hakte im Rathaus Hohe Börde nach. Hauptamtsmitarbeiterin Annika Dohnert war erstaunt: "Ich habe mehrmals mit Frau Kersting telefoniert, wir hatten einen Termin vereinbart, an dem ich mir die Katze anschauen wollte. An jenem Tag rief mich Frau Kersting an und sagte: Die Katze sei heute nicht da. Wir haben dann vereinbart, sie werde sich wieder melden, wenn die Katze wieder da ist." Das hat Daniela Kersting auch getan, Annika Dohnert aber nicht erreicht. Die Volksstimme ermittelte: Die Amtsmitarbeiterin war mehrere Tage erkrankt, dann in Weiterbildung.

Gestern betonte Annika Dohnert: "Die Tierheime können die Tiere sehr wohl annehmen. Oft lehnen die Tierheime dies aber ab, weil die Kostenübernahme nicht geklärt ist, denn nur wenige der Abgebenden sind bereit, für die Unterbringungskosten aufzukommen. Die Gemeinde Hohe Börde haben einen Vertrag mit dem Tierheim in Gröningen. Anfang 2013 wird die Tierunterbringung neu ausgeschrieben."

Kerstin Pitschmann, Hauptamtsleiterin der Hohen Börde, hatte bereits Mitte der Woche erläutert: " Wir als Gemeinde werden aktiv, wenn ein Gesundheitsrisiko besteht, also wenn ein Tier augenscheinlich krank ist oder eine Gefahr für andere darstellt. Allein der Fakt, dass eine Katze herumstreunt ist für uns kein Grund zum Handeln. Es gibt nun einmal frei herum laufende verwilderte Katzen."

Flächendeckende Sterilisation wilder Katzen wäre Lösung

Pitschmann fügte an: "Ist hingegen zu vermuten, dass ein Tier einen Eigentümer hat, also ein Fundtier und kein wild lebendes Tier ist, veranlassen wir - wie auch bei einem anzunehmenden Gesundheitsrisiko - eine Aufnahme ins Tierheim. Wir kommen dann zunächst für die Futter- und Unterbringungskosten, wenn nötig auch für die medizinische Versorgung, auf und holen uns später das Geld vom Eigentümer zurück."

Allein in diesem Jahr hat die Gemeinde mehr als 10000 Euro für die Betreuung von Tieren im Tierheim Gröningen ausgeben müssen.

Pitschmann räumte ein, dass die wilden Katzen zunehmend zu einem Problem werden - "vor allem durch ihre unkontrollierte Vermehrung". Die beste Lösung wäre eine flächendeckende Aktion mit dem Ziel, diese streunenden Katzen zu sterilisieren. "Doch dazu ist es bisher nicht gekommen. Die Tiere ziehen sich also weiterhin dorthin zurück, wo Futter zu erwarten ist." Pitschmann ergänzte: "Jeder, der eine Katze füttert, wird automatisch zum Besitzer der Katze. Meldet sich der Eigentümer nicht, steht der Katzenfütterer in der Fürsorgepflicht."

In den vergangenen Tagen hält sich die Katze fern von Daniela Kerstings Terrassentür. "Doch sie streunt durch die Nachbarschaft", berichtete die Tierfreundin. Eine flächendeckende Sterilisation findet auch sie sinnvoll. Darauf haben sich die Gemeinden im Landkreis bisher nicht verständigen können. Dabei dürften Kostengründe eine Rolle gespielt haben.

"Schade", findet Daniela Kersting, "denn das Problem bleibt ungelöst, die Katzen leiden und niemand handelt. Das macht mich wütend."