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Kommunalpolitik Erster Schritt Richtung Schultausch

Die Stadt Wolmirstedt und der Landkreis wollen wissen, wie teuer Umbau und Sanierung der ehemaligen Harnisch-Schule werden.

Von Gudrun Billowie 13.09.2018, 01:01

Wolmirstedt l In der Gutenberg-Schule ist es eng geworden. Das ist hinreichend bekannt. Seit vier Jahren wird über eine Lösung debattiert. Schuleiter und Elternvertreter favorisieren, dass die Gemeinschaftsschule in der Gutenberg-Schule bleibt und die Grundschule in die ehemalige Harnisch-Schule zieht. Das scheint nicht einfach zu sein, regelmäßig berichten sich Schulleiter, Elternvertreter, Verwaltungsmitarbeiter und Kommunalpolitiker von ihren Problemen.

Frustration schwingt dabei schon lange mit. Die ist vor allem dem Gezerre zwischen Stadt und Landkreis geschuldet, das bisher eines zur Folge hat: Stillstand. Wie so oft geht es auch hierbei ums Geld.

Doch nun bewegt sich was. Die Verwaltungen von Stadt und Landkreis zeigen einen Weg, wie ein Schultausch vonstatten gehen kann. Doch damit wären die Probleme längst nicht gelöst. Es bliebe die Frage: Wer bezahlt anschließend Umbau und Sanierung der Harnisch-Schule? Noch gehört sie dem Landkreis, doch wenn die Stadt dieses Gebäude übernimmt und darin ihre Grundschule einquartiert, müsste vorher viel Geld in die Hand genommen werden.

Wolmirstedt hat wenig Lust, seine intakte Gutenberg-Schule an den Landkreis zu übergeben und anschließend den Umbau der Harnisch-Schule allein zu stemmen. Abgesehen davon gibt der Haushalt auch keine unendlichen Summen für einen Schulumbau her.

Trotzdem: Der Druck ist inzwischen groß. Verwaltung und Stadtrat wissen, dass es in der Bevölkerung wenig Verständnis für das endlose Hick-Hack gibt. Deshalb wurden nun erste Schritte in Richtung Schultausch aufgezeigt. Wolmirstedt soll ein Gutachten in Auftrag geben, in dem ermittelt wird, wie teuer Umbau und Sanierung der Harnisch-Schule tatsächlich werden könnte. Das Gutachten soll 150.000 Euro kosten, der Landkreis will die Hälfte bezahlen. Dazu gibt es allerdings noch keinen Kreistagsbeschluss.

Noch also führt der Weg zum Schultausch über dünnes Eis. Das wollen nicht alle Mitglieder des Bauausschusses betreten. Sie fordern mehr Sicherheit für die Stadt Wolmirstedt, damit die am Ende nicht drauf zahlt. Neben dem Kreistagsbeschluss wollen sie außerdem am liebsten zwei Verkehrswertgutachten abwarten. In denen soll beziffert werden, wieviele Euro jede Schule tatsächlich wert ist. Das ist nämlich noch immer nicht klar.

Zwar liegen die Werte beider Schulgebäude in der Buchhaltung vor, wurden allerdings aufgrund verschiedener Grundlagen ermittelt. Demnach wäre das Gebäude der Harnisch-Schule sogar wertvoller als das augenscheinlich besser hergerichtete Gutenberg-Schulgebäude. Würde die Stadt die Harnisch-Schule übernehmen, müsste sie nach jetzigen Stand sogar draufzahlen, eine halbe Million Euro an den Landkreis überweisen. Ebenfalls nach jetzigen Stand würde der Landkreis jedoch darauf verzichten. So könnte - nach jetzigem Stand - ein Schultausch als Nullsummenspiel über die Bühne gehen. Aber Wolmirstedt will es genauer wissen.

Das Verkehrswertgutachten für die stadteigene Gutenberg-Schule soll bereits zum Ende des Monats vorliegen. Dann, am 27. September, kommt der Stadtrat zusammen und dem gebührt es, über weitere Schritte das letzte Wort zu erheben. „Am besten wäre, der Landkreis lässt seine Harnisch-Schule vom selben Gutachter bewerten“, wäre die Lieblingsidee von Marlies Cassuhn, Wolmirstedts amtierender Bürgermeisterin. Dann wäre die Vergleichbarkeit ziemlich sicher gegeben.

Das Prozedere des Schultauschs bleibt also noch eine Weile eine Gleichung mit mehreren Unbekannten. Grundschulleiterin Doreen Haensch und Gemeinschaftsschulleiter Helmut Thiel ist schon mehrfach der Kragen geplatzt. Sie wollen, dass Bedingungen geschaffen werden, unter denen Schulunterricht 2018 erteilt werden kann. Individuelle Lernformen für alle SchülerInnen, Inklusion und Migrantenkinder, die Sprachunterricht benötigen, lassen nicht mehr zu, dass alle Kinder immer in einem Raum lernen.

Trotzdem: Grundschule und Gemeinschaftsschule residieren gemeinsam im Schulhaus in der Meseberger Straße, das reicht schon lange nicht mehr aus. Fünfte, sechste und siebte Klassen der Gemeinschaftsschule lernen in der ehemaligen Harnisch-Schule, die zur Außenstelle ernannt wurde. Der Kampf der Schulleitungen für mehr Platz, am liebsten für ein Schulhaus für jede Schulform, dauert mittlerweile über vier Jahre.