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Natur Leerstehende Gärten werden zu Streuobstwiesen: „Otto pflanzt“ auch in Ebendorf

Was soll aus leerstehenden Gärten werden? Engagierte vom Ebendorfer Gartenverein hatten dafür eine ideale Idee. Dazu mussten sie nur kurz einen Blick in Richtung Landeshauptstadt werfen.

Von Regina Malsch 29.08.2023, 12:43
Andrea Koch vor den leerstehenden Gärten, daneben der Brunnen.
Andrea Koch vor den leerstehenden Gärten, daneben der Brunnen. Foto: Regina Malsch

Ebendorf - Erst seit etwa einem Jahr ist Andrea Koch Vorsitzende des Gartenvereines „An der Windmühle“ in Ebendorf. Seitdem hat sich die Anlage an der Olvenstedter Straße mit seinen 67 Gärten weiter gut entwickelt. „Durch Corona hat das Interesse an einem ruhigen Platz im Grünen zugenommen. Nur zehn Parzellen stehen heute noch leer. Das ist eine gute Quote“, meint die 55-Jährige. Ihr neues, ambitioniertes Ziel ist ein Streuobstwiese. Dabei wird die zweifache Mutter von ihrem Ehemann Thomas (58) tatkräftig unterstützt. Der ist nach Schulungen durch die Kreisverband der Kleingärtner mittlerweile als Gartenfachberater ihre rechte Hand und wird auch bei dem neuen Projekt ein wichtiges Wort mitreden.

Durch Corona hat das Interesse an einem ruhigen Platz im Grünen zugenommen. Nur zehn Parzellen stehen heute noch leer. Das ist eine gute Quote.

Andrea Koch Vorsitzende des Gartenvereines „An der Windmühle“

Wie kam man eigentlich auf die Idee, eine Streuobstwiese anzulegen? „Der Initiative ,Otto pflanzt für jeden Magdeburger einen Baum’ fehlt es in der Landeshauptstadt an geeigneten Flächen. Deshalb sucht man jetzt auch im Umland tatkräftige Unterstützer. Da haben wir uns angeboten und eine Zusage erhalten“, erzählt die Vereinsvorsitzende. Anfang November soll es losgehen.

Dafür stellt der Gartenverein drei nebeneinanderliegende Gärten, die schon einige Zeit verwaist sind, zur Verfügung. Das sind etwa 1800 Quadratmeter, auf denen zehn Bäume und rundherum Sträucher gepflanzt werden sollen. „Wir haben uns in Absprache mit der Initiative für alte Obstsorten entschieden. Äpfel oder Birnen, wie sie früher unsere Großeltern im Garten hatten und die man heute im Handel vergeblich sucht“, so Thomas Koch.

Gepflanzt wird von einer Gartenfirma. Kosten fallen für den Verein nicht an. Allerdings übernimmt der Gartenverein die Hege und Pflege. Alles in allem eine Win-Win-Situation. Die Otto-Intitiative kommt ihrem Ziel „Für jeden Magdeburger einen Baum“ ein Stück näher, und der Windmühlen-Verein hat weniger Leerstand. Zumal die drei Gärten schwer zu verpachten sind, da sie über keinen Elektro- und Wasseranschluss verfügen und auch keine Gartenhäuschen darauf stehen.

Für die spätere Bewässerung der Streuobstwiese ist allerdings ein Brunnen vorhanden. Sorgen, dass sich keine Leute finden, die sich nach der Anpflanzung um die Pflege kümmern, muss der Gartenvorstand wohl nicht haben. Es gibt viele Kleingärtner, die mit Leib und Seele dabei sind. Wie zum Beispiel Bernd Reuter. Der 62-jährige Rentner mäht regelmäßig und in Eigeninitiative das Bankett vor der Gartenanlage, obwohl der Randstreifen neben der Straße nicht zu den Gärten gehört. Da sich dazwischen ein Radweg befindet, der rege und oft auch recht rasant befahren wird, geht es dem Gartenfreund auch um die Sicherheit. „Durch das hohe Gras wäre die Sicht möglicherweise beeinträchtigt. Ehe was passiert, kommen ich und auch mein Nachbar lieber ab und zu mit unseren Mähmaschinen“, sagt der Magdeburger.

Nur ein Katzensprung

Übrigens kommen die meisten der 57 Kleingärtner aus Magdeburg. Olvenstedt ist ja nur einen Katzensprung entfernt. Auch die Vereinsvorsitzende, Angestellte bei Karstadt, ist Magdeburgerin.

„Trotzdem ist der Verein mit Ebendorf eng verbandelt. Mitglieder nehmen an unseren Festen teil und umgekehrt sind wir präsent, wenn die Kleingärtner zu besonderen Veranstaltungen einladen“, so Ortsbürgermeister Manfred Behrens. Der freut sich sehr über das Vorhaben, das der Umwelt nützt. In Anbetracht des Klimawandels sei die Initiative nicht hoch genug zu schätzen. Neupflanzungen, so Experten, helfen Temperaturen zu senken, Wasser zu speichern, Luft zu reinigen und CO2 zu speichern. Außerdem ist neues Grün wichtig für Vögel und Insekten. Ziel der privaten Initiative ist es, insgesamt 242.000 Bäume und Sträucher zu pflanzen. Fast 16.000 wurden bislang in die Erde gebracht. „Die Kleingärtner in Ebendorf helfen ein klein wenig mit, das Ziel zu erreichen. Dafür möchte ich mich bedanken“, so Manfred Behrens bei seinem Besuch.