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Musik-Magie Leonhard und die Klarinette

Leonhard Schwarz aus Mose spielt Klarinette und hat schon viele Preise eingeheimst. Selbst ein eigenes Konzert hat er organisiert.

Von Gudrun Billowie 14.10.2016, 01:01

Wolmirstedt l Leonhard Schwarz und seine Klarinette gehören zusammen, das ist wie Magie. Wenn der 18-Jährige spielt, bläst er den Zuhörern die Töne burschikos um die Ohren, um sie anschließend mit sehr zarten Melodien zu besänftigen oder mit fröhlichen Klängen bei Laune zu halten. Am liebsten lässt er die Sätze furios ausklingen, entlässt das Publikum in ein Hochgefühl. Leonhard hält sich an die vorgegebenen Noten, bläst jeden Ton sauber und doch wirbelt er die Klarinette munter herum, sein Körper verrät, dass die Melodie in jede Nervenzelle hineindringt.

Für diese Leidenschaft wurde er in den vergangenen Jahren oft ausgezeichnet. Fünf Mal in Folge wurde er zum Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ delegiert und kehrte stets als Preisträger nach Hause zurück. Drei Mal belegte er den ersten Platz beim Jütting-Wettbewerb, der den besten Klarinettenspielern vorbehalten ist. Das Philharmonische Kammerorchester Wernigerode begleitete er bereits als Solist.

Wer ist dieser junge blonde Mann, der die Bühnen im schwarzen Anzug und weißem Hemd betritt und erobert? Leonhard öffnet die Tür seines Elternhauses in Mose, er trägt eine graue Hose und ein ebenso graues Sweatshirt und gibt sich wohlerzogen, wie es gemeinhin verstanden wird. Zurzeit genießt er die letzten Tage der Herbstferien, trödelt ein bisschen, lernt für die nahenden Abiturprüfungen und wenn der Bewegungsdrang gar zu sehr zwickt, schwingt er sich aufs Mountainbike und reißt Kilometer. Ein bisschen Stolz gönnt er sich auch, den auf das erste selbst organisierte Konzert, das er am vergangenen Sonnabend zusammen mit zwei Freunden im bayerischen Bad Tölz gespielt hat, der Heimat einer der Mitstreiter.

Für die Organisation dieses Konzertes und die Proben dazu habe er Muße gefunden, weil er demnächst nicht an Wettbewerben teilnehmen wird. „Ich muss mich jetzt auf das Abitur konzentrieren.“

Bisher wurde Leonhards musikalisches Leben stets organisiert. Bereits im Kindergartenalter hat er die Freude gespürt, auf der Blockflöte zu musizieren, bald darauf entdeckte er die Klarinette für sich. Er lernte bei Uwe Blamberg, dem Lehrer der Kreismusikschule, der schon vielen Kindern und Jugendlichen das Klarinettenspiel nahe gebracht und so weit entwickelt hat, dass es bis in die Preisträgerkategorien reicht. Und manchmal, wenn - wie bei Leonhard - Talent, Fleiß, Interesse und Zielstrebigkeit zusammenkommen, dann fallen die Preise kontinuierlich größer aus. Uwe Blamberg möchte all seinen Schülern die Musik mit ins Leben geben, keinen hervorheben. Über Leonhard sagt er: „Er nimmt die Sache sehr ernst. Mit seiner Ausdauer ist er ein Vorbild für andere.“

Zur Ausdauer gehört auch, nach Niederlagen weiterzumachen. „Nach solchen Erfahrungen hat mich Herr Blamberg immer wieder aufgebaut, ermutigt, noch einmal anzufangen und zum Erfolg geführt.“ Proben am Wochenende und in den Ferien haben sowohl Lehrer als auch Schüler auf sich genommen, die Eltern haben stets unterstützt, alle haben an einem Strang gezogen, immer in der Überzeugung, dass Übung den Meister macht.

Meisterklassen gibt es in der Nähe von Salzburg. Leonhard schaffte den Sprung dorthin, lernte viel von Thomas Holzmann, dem Soloklarinettisten der Nürnberger Symphoniker. In dieser Umgebung hat er auch seine beiden Konzertmitstreiter Valentin Steffens und Sophia Kraus kennengelernt. Uwe Blamberg weiß: „Beim Blick über den Tellerrand hat Leonhard gesehen, wie viele andere zielstrebige junge Menschen es gibt, denen die Musik ebenso wichtig ist wie ihm. Das spornt an.“

Dieses Umfeld findet Leonhard auch im Jugendsymphonieorchester des Landes Sachsen-Anhalt. Seit er dort spielt, mag er die Musik von Beethoven, Rossini oder Bernstein noch lieber, eigentlich die ganze klassische Literatur, er mag Konzertsäle wie in Bad Tölz, aber er wagt sich auch auf die Straße, mitten unter die Leute.

Im Sommer ist er mit Karl-Frederic, einem Freund aus dem Landesmusikorchester, an die Ostsee gereist. Sie haben im Auto geschlafen, mit dem Campingkocher gekocht und das Geld für diese Reise in Wismar, Rostock, Schwerin und Kühlungsborn auf der Straße erspielt. Da war das Publikum ganz nah, manchmal standen die Leute im Halbkreis um die beiden herum und lauschten, meist gingen sie einfach vorbei und ließen ein paar Münzen in den Instrumentenkoffer hineinfallen. „Ich musste mich im ersten Moment überwinden, auf der Straße zu spielen, ich dachte, was die Menschen wohl von uns denken“, sagt Leonhard, „aber sowie wir begonnen haben, war es ein angenehmes Gefühl und die Musik klingt in den Häuserschluchten erstaunlich gut.“ Außerdem wurden die beiden oft gefragt, was sie spielen und wo sie studieren. Eine Cellistin hätte sich den beiden jungen Männern gern angeschlossen, aber da mussten sie schon wieder nach Hause abreisen.

Studieren möchte Leonhard nach dem Abitur gerne, bei der Bundeswehr das Klarinettenkonzertfach belegen oder sich der Musikpädagogik widmen. „Ich kann dann im Orchester spielen oder Musikschullehrer werden, so wie Herr Blamberg.“