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Großer Andrang im Bürgerhaus - Fachleute bewerten Uhren, Münzen, Bücher, Porzellan Mit Expertenhilfe auf Schatzsuche gehen

Von Gudrun Billowie 28.05.2013, 03:17

Der Ansturm auf die drei Experten für Kunst und Antiquitäten im Bürgerhaus war riesig. Beinahe 100 Menschen wollten wissen, wieviel ihre Vasen, Silberschalen, Bilder oder Münzen wert sind.

Wolmirstedt l Der Festsaal des Bürgerhauses glich am Sonntag früh einer Schatzkammer. Die Schätze wurden dort allerdings nur für kurze Zeit offenbart, solange, bis einer der drei Experten sie entweder als Plunder entlarvt oder zur Rarität erklärt hatte. "Wir haben aber weit mehr Raritäten als Plunder gesehen", sagt Reinhard Banse, der Vorsitzende der sachsen-anhaltinischen Landesgruppe der Deutschen Gesellschaft für Ordenskunde, "tolles Porzellan, goldene Uhren... Wir werden die Aktion im Mai 2014 auf jeden Fall wiederholen."

Reinhard Banse lobte auch das Ambiente des Bürgerhauses. "Mit so einem schönen Raum haben wir gar nicht gerechnet und mit so vielen Besuchern auch nicht."

Zu den beinahe 100 Menschen, die in einer langen Schlange geduldig warteten, gehörte auch Ingo Roth. Der 47-Jährige war extra aus Morsleben gekommen. "Man hat nicht oft die Chance zu erfahren, was man für Schätze hat", sagt er. Ingo Roth hatte seine Kostbarkeiten einzeln in Tücher gewickelt und sorgfältig in einen Korb gelegt. Der Mann wollte unter anderem wissen, was eine Silberschale und ein Öl-Bild wert sind. "Das Bild hing in einer Gemäldegalerie", sagt er, "und der Galerist hat mir erzählt, dass er weniger wertvolle, wertvolle und sehr wertvolle Bilder verkauft. Ich möchte wissen, zu welcher Kategorie mein Bild gehört." Am Tisch des Braunschweiger Antiquitätenhändlers Dr. Karl Klittich wickelte Ingo Roth zuerst das Silberschälchen aus. "Ich habe es einmal für 2,50 Euro auf dem Flohmarkt erstanden", erzählt der Besitzer, "es wiegt 471 Gramm."

Der Antiquitätenhändler nahm es vorsichtig in die Hände und konnte es anhand der "Stempel" auf die Zeit von vor 1850 datieren. "Fein ausgeführte Schmiedearbeit" konstatiert der Experte, "wahrscheinlich Achthunderter Silber." Ein Vorbesitzer muss das Schälchen mit Lack überzogen haben, der bereits großflächig wieder abgeblättert war und an diesen Stellen kam das pure Silber zum Vorschein. Dr. Klittich empfahl, dieses Schälchen gründlich zu reinigen. Doch vor der Arbeit mit den Chemikalien schreckte Ingo Roth zurück. "Ein Silberputztuch aus der Drogerie genügt für den Hausgebrauch auch", räumte der Experte ein. Eine Schraube im Unterboden des Schälchens offenbarte dem Antiquitätenhändler, dass dieses Schälchen auf einem Sockel befestigt gewesen war. "Wahrscheinlich diente es zur Aufbewahrung von Rosenblättern", so Dr. Karl Klittich. Am Ende wollte Ingo Roth wissen, welchen Wert seine 2,50 Euro-Investition tatsächlich hat. "Es hat einen Wert für Spezialsammler", machte Dr. Karl Klittich die Sache spannend, "ich schätze den finanziellen Wert auf rund 400 Euro." Das hörte Ingo Roth gerne. "Ich werde das Silberschälchen aber auf jeden Fall behalten", sagte er.

Mit dem Ölbild "Sterbender Baum auf Felsen vor Bergsee" hatte er weniger Glück. "Eine grobe Arbeit", beurteilte Dr. Karl Klittich und vermutete ein Massenprodukt: "Stellen Sie sich einen Maler am Ufer eines Sees vor, der unablässig für Touristen malt." In der Galerie hatte es also unter der Kategorie "weniger wertvolle Bilder" gestanden.

Um das Bild dennoch aufzuwerten, empfahl der Experte, dem Motiv einen feineren Rahmen zu geben. "Schmale Holzleisten lassen das Bild ganz anders wirken", ermutigte er. "Gute Idee", sagte Ingo Roth. Er war sehr zufrieden mit der Begegnung und packte seine Schätze behutsam wieder ein. "Es war sehr interessant und der Weg nach Wolmirstedt und die Wartezeit haben sich gelohnt", sagte er.

Wie Ingo Roth wollen die meisten Besucher ihre Raritäten im Familienbesitz behalten, hat Reinhard Banse festgestellt. "Fast alle wollten lediglich den geschätzten Wert erfahren. Aber wir haben viele Pflegetipps mitgegeben."

Beim Anblick mancher Raritäten war er ein wenig erschrocken über den Zustand gewesen. "Wertvolle Münzen werden in Beuteln aufbewahrt und bekommen Kratzer", hat er beobachtet, "ich habe viel Papier zum Einwickeln mitgegeben." Er wünschte sich, dass die Besitzer sich trauen, ihre Schätze einfach mal abzuwaschen. "Holzuhren kann man danach mit Möbelpolitur behandeln oder Messing mit Essigsäure und Natronpulver."

Museumsleiterin Anette Pilz hatte die Idee zu dieser Aktion. Sie hat Herrn Banse im Schönebecker Museum zufällig kennen gelernt und ihn gefragt, ob er so eine Aktion auch in Wolmirstedt anbieten würde." Der Erfolg gab ihr Recht.