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Politik Mit Video für mehr Öffentlichkeit

Die Mitstreiter des Projektes „Jugend und Kommune“ in der Niederen Börde wollen ein weiteres Kapitel ihres Schaffens aufschlagen. Die jungen Leute haben vor, ein Video zu erstellen. Hilfe bekommen sie von außen.

Von Sebastian Pötzsch 25.06.2021, 18:56
Ein Porjekt von "Jugend und Kommune" mündete in der Demonstration "Radparade". Diese Aktion soll in einem Video-Clip verarbeitet werden.
Ein Porjekt von "Jugend und Kommune" mündete in der Demonstration "Radparade". Diese Aktion soll in einem Video-Clip verarbeitet werden. Archivfoto: Riccy Girbig

Groß Ammensleben - Im Jugendclub unter der Sporthalle „Niemanns Land“ in Groß Ammensleben herrscht noch am Donnerstagabend reges Treiben. In dem Raum mit den bunten Wänden riecht es nach gekochten Nudeln für das Abendessen. Etwa zehn junge Leute haben es sich auf Liegesofas, Sesseln und Barhockern bequem gemacht und schauen auf eine große Leinwand. Sie unterhalten sich per Video-Schalte mit Lina Wunderlich und Christian Kirchner, zwei Medien-Profis von der Freiwilligen-Agentur Halle. Die Jugendlichen, allesamt Mitglieder des kommunalen Projektes „Jugend und Kommune“, wollen nämlich ein Video-Clip über ihr politisches Engagement erstellen.

Clip soll für noch mehr Aufmerksamkeit sorgen

„Jugend und Kommune“ war Anfang März des vergangenen Jahres mit einem ersten Workshop auf der Domäne in Groß Ammensleben gestartet. In dem Projekt sollen mit Jugendlichen gemeinsame politische Handelsstrategien entwickelt werden. Grundlage bildet das Kommunalverfassungsgesetz. Demnach sollen die Kommunen Kinder- und Jugendliche sowie andere gesellschaftlich relevante Gruppen bei der Planung und bei Vorhaben, die deren spezifische Interessen berühren, beteiligen.

Für das Projekt waren im vergangenen Jahr drei Workshops vorgesehen. Ziel des ersten Workshop war es, dass sich die Jugendlichen kennenlernen und gemeinsam überlegen, wofür sie sich einsetzen. Die meisten Stimmen hatte das Thema „Radwege nach Groß Ammensleben“ bekommen. Im Rahmen des zweiten Workshops im Juli hatte ein externer Dozent vermittelt, wie die Jugendlichen ihr Projekt planen und umsetzen könnten.

„Radparade“ war erste große und gelungene Aktion

Die Arbeit mündete in der Demonstration „Radparade“, die als Sternfahrt von Samswegen beziehungsweise von Dahlenwarsleben bis auf die Domäne nach Groß Ammensleben führte. Den Abschluss bildete einen Kundgebung. Die Forderung der Organisatoren und Teilnehmer: Bessere Radwegeverbindungen zwischen den Ortschaften.

Dafür hatten die Teilnehmer des „Jugend und Kommune“-Projektes viel vorzubereiten. Es wurden Banner erstellt, Flyer und Plakate entworfen, gedruckt und verteilt sowie T-Shirts in Auftrag gegeben. Außerdem mussten Fahrzeuge besorgt und DJs für die musikalische Begleitung der beiden Demonstrationszüge gebucht werden. Trotz des Dauerregens hatten immerhin rund 50 Personen an der Demonstration teilgenommen.

Vor wenigen Wochen war die zweite Runde von „Jugend und Kommune“ eingeläutet worden. Im ersten Workshop nach dem monatelangen Lockdown wurde beraten, was in diesem Jahr in Angriff genommen werden soll. Doch stellten die Jugendlichen fest: Um eine noch größere Reichweite erzielen zu können, müssen auch die modernen Medien in die Projektarbeit einbezogen werden. Damit steht eines der Ziele für dieses Jahr: Ein Videoclip zu Verbreitung über digitale Kanäle.

Workshop zum Erstellen von Video, um Ideen und Aktionen vorzustellen

Doch wie funktioniert das? Um diese und weitere Fragen zu klären, wollen sich die Jugendlichen um Gemeindesozialarbeiter Steffen Niemann Hilfe an die Seite holen. Nach Recherchen im Internet sind er und Fachdienstleiterin Daniela Baars auf die „Freiwilligen Agentur“ in Halle an der Saale gestoßen. Zum Portfolio dieser Initiative gehört unter anderem die Beratung und Unterstützung junger Menschen bei der Umsetzung ihrer ehrenamtlichen Projekte, Aktivitäten und Ideen.

Jonas ist 19 Jahre und das neueste Mitglied bei „Jugend und Kommune“. Er berichtet zunächst von der Radparade im vergangenen Jahr. „Wir wollen noch mehr junge Menschen erreichen. Dafür brauchen wir ein Video“, sagt der Jugendliche.

Auch Lara gehört zu jenen, die sich politisch in der Gemeinde engagieren wollen. „Wir haben ein neues Projekt gestartet. Das nennt sich ‚Hit & Shitplaces‘“, erklärt die 14-jährige Schülerin und fügt hinzu: „Auch das muss beworben werden.“ Die Jugendlichen haben also vor, schöne und hässliche Plätze in der Niederen Börde zu fotografieren und zu erfassen, um hier Verbesserungen herbeizuführen. Dafür sollen weitere Bürger, vor allem junge Leute, mit ins Boot geholt werden. Pauline ist mit 12 Jahren die Jüngste bei „Jugend und Kommune“. „Ich nehme hier teil, weil ich es interessant fand, dass sich Jugendliche engagieren und mitreden können, um etwas zu verändern“, erklärt sie, gibt aber zu: „Ich musste erst überredet werden.“

Dann schaltet sich Jonas noch einmal ein. „Die meisten unserer Ideen werden mündlich weitergeleitet, also über Freunde, Familie oder auch mal über Flyer. Wir denken aber, über andere Wege hätten wir weit mehr Leute erreichen können.“

Lina Wunderlich und Christian Kirchner hören sich aufmerksam die Ausführungen der jungen Leute an. „Aus Euren Ideen ergeben sich schon viele Dinge, die man in einem Video zeigen kann“, sagt Christian Kirchner. Einen ersten Tipp hat er auch schon parat: „Zeigt, was ihr verändern wollt. Wenn ein Sportplatz ausgebaut werden soll, dann sollte dieser im Clip zu sehen sein.“ Material von der „Radparade“ sollte unbedingt eingebaut werden.

Zu mehreren Workshops verabredet

Lina Wunderlich schlägt unterdessen vor, den Jugendlichen das Handwerk mittels Workshops näher zu bringen. Im Vorfeld sollten die jungen Leute sich schon einmal mit Themen wie Aufnahme, Schnitt und Ton beschäftigen. Außerdem werden die Teilnehmer in den kommenden Tagen und Wochen überlegen und festhalten, was genau gefilmt werden soll und was sich gut filmen lässt.

Am Ende der Videoschalte ist es abgemacht: Die Jugendlichen werden die Anregungen in die Tat umsetzen, Ideen bündeln und einen Schnittcomputer oder die entsprechende Software besorgen. Lina Wunderlich und Christian Kirchner werden außerdem nach Groß Ammensleben einladen. Die beiden bringen weitere Profi-Technik mit.

Somit dürften die politischen Erfolge der „Jugend und Kommune“-Teilnehmer künftig nicht ausbleiben.

Die Jugendlichen haben sich am Donnerstagabend in Groß Ammenslben getroffen.
Die Jugendlichen haben sich am Donnerstagabend in Groß Ammenslben getroffen.
Foto: Sebastian Pötzsch
Christian Kirchner (oben) und Lina Wunderlich sind per Videoschalte mit den Teilnehmern verbunden.
Christian Kirchner (oben) und Lina Wunderlich sind per Videoschalte mit den Teilnehmern verbunden.
Foto: Sebastian Pötzsch