1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wolmirstedt
  6. >
  7. Müll an Gewässern ärgert die Angler

Fischerei Müll an Gewässern ärgert die Angler

Zum Wolmirstedter Sportanglerclub gehören immer mehr Mitglieder. Der Vorsitzende Jörg Hoffmann erzählt, was ihn so fasziniert.

Von Gudrun Billowie 24.01.2017, 00:01

Wolmirstedt l Draußen zwickt der Frost. Reif und Schnee zaubern Zuckerbäume. Tümpel und Teiche liegen still unterm Eis. „Das ist kein Wetter, um Angeln zu gehen“, hat Jörg Hoffmann beschlossen, „ich gehe erst, wenn es schön ist.“

Der bekennende Nicht-Eis-Angler freut sich schon auf die milde Saison. Er ist Schichtarbeiter und mag es, auf das Wasser zu starren, solange, bis ein Fisch beißt. „Das ist die pure Erholung, außerdem esse ich gerne Fisch.“ Am liebsten geräuchert.

Seit 17 Jahren steht er dem Wolmirstedter Sportanglerclub vor. Angeln selbst ist meist eine einsame Beschäftigung, doch die Gemeinschaft der Angler ist wichtig für den Naturschutz. Ohne Angler würde so mancher Teich zuwuchern. Regelmäßig wird von den Vereinsmitgliedern der Pflanzenwildwuchs entfernt. „Wir kümmern uns außerdem um den Fischbestand in den Gewässern“, erklärt Jörg Hoffmann, „wir erhalten die Artenvielfalt und wir räumen im Bereich der Angelgewässer auf.“

An allen Gewässern wird immer wieder Müll abgeladen, der liegt zuhauf in und am Wasser. Der Angler-Chef findet es bedauerlich, dass sich Bürger so unvernünftig verhalten. „Mit dem Aufräumen kommen wir nicht immer hinterher.“

Wir, das sind mittlerweile 235 Mitglieder, fast alles Männer, etwa zehn Frauen gehören zum Sportanglerclub. Acht Gewässer in der Wolmirstedter Region werden von ihnen bewacht und befischt.

Angler sind die ersten, die erkennen, wenn ein Gewässer nicht mehr gesund ist. Tritt ein Fischesterben auf, kümmern sie sich um Gegenmaßnahmen. Vor allem aber erhalten sie die Artenvielfalt. „Angler führen eine Fangstatistik“, sagt Jörg Hoffmann. Jeder Angler notiert akribisch, welchen Fisch er aus dem Wasser gezogen hat. Aufgrund dieser Statistik werden wieder neue Fische in die Teiche gesetzt. Die werden in allen Größen und Altersklassen bei einem Fischer bestellt, der sein Geschäft in der Nähe von Braunschweig betreibt.

Der Angelverein muss sich auf seine Angler verlassen können. Einen Angelschein bekommen nur diejenigen, die eine Prüfung abgelegt haben. Die große Fischereiprüfung nimmt der Landkreis nach einem 30-stündigen Lehrgang ab. Wer diese Prüfung besteht, darf auch Raubfische wie Zander, Lachse oder Hechte aus dem Wasser ziehen.

Wer hingegen nur Friedfische angeln möchte, kann diese Erlaubnis auch vom Wolmirstedter Sportanglerclub bekommen. Der wurde vom Landesverwaltungsamt dafür zugelassen, die Friedfischprüfung vorzubereiten und abzunehmen. „Zur Prüfung kommen hauptsächlich Jugendliche, aber auch Erwachsene“, hat Jörg Hoffmann beobachtet. Die Prüfung ist wichtig, damit geangelte Fische nicht leiden müssen. Angler müssen Fische schnell und präzise töten können.

Woher wissen Fische, dass am Ufer ein Friedfischangler sitzt, der keine Raubfische angeln darf? „Das lässt sich mit Hilfe der Köder steuern“, erklärt der Angelvereinsvorsitzende. Friedfische stehen auf andere Köder als Raubfische.

Angler werden hin und wieder kontrolliert. Im Wolmirstedter Sportanglerclub von 1926 gibt es sieben Fischereiaufseher, Jörg Hoffmann ist einer von ihnen. Aber auch die Polizei und Behördenmitarbeiter können von Petrijüngern einen Blick auf den Angelschein fordern. „Schwarzangler finden wir selten“, sagt Jörg Hoffmann. Meist kennen sich die Hobbyfischer ohnehin untereinander.

Jörg Hoffmann hält es übrigens für einen Mythos, dass Fische frühmorgens am besten beißen. Er selbst wirft den Köder erst, wenn es schön ist. „Ich fange genauso viel wie die Frühaufsteher“, sagt er, „es kommt auf die richtigen Stellen und das passende Futter an.“ Die richtigen Stellen würde er gerne einmal in Kanada suchen, aber das ist zurzeit noch ein Traum. Jörg Hoffmann hat hier längst einen Lieblingsplatz auserkoren. „Ich angle am liebsten in der Elbe.“