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Parkour Skulpturen als Sportgeräte

Parkour, dieser Sportart haben sich vier Wolmirstedter Jungs verschrieben. Sie überwinden Hindernisse wie Zäune und Mauern kreativ.

Von Gudrun Billowie 23.08.2017, 01:01

Wolmirstedt l Bronzeschafe nutzt Bash Alkurdi nur selten. Aber wenn so ein Schaf schon einmal im Weg herum steht, lässt sich darauf schnell ein Handstand probieren. Ansonsten schlägt der junge Mann eher Saltos über Mauern oder Findlinge. Fast alles, was Städte und Landschaften strukturieren oder dekorieren soll, fordert den jungen Mann zu Sprüngen heraus. Diese Art, sich im urbanen Raum fortzubewegen, ist eine Sportart. Sie trägt den Namen Parkour.

Bash Alkurdi benutzt die Dinge sehr sorgsam. Sie sollen keinen Schaden nehmen, auch Verletzungen sollen nicht sein. Trotzdem: Beinahe jeder Weg, den er zu Fuß zurücklegt, gerät zur Trainingseinheit und meistens ist er nicht allein unterwegs. Sein kleiner Bruder Achmed ist dabei, auch Philipp Holze und Dennis Grabow überqueren Treppen oder andere Hindernisse gern kreativ, trainieren Kraft und Geschicklichkeit, oft inmitten der Stadt.

Regelmäßig treffen sich die vier außerdem in der Turnhalle, sie gehören zum OK-Live-Ensemble Barleben-Wolmirstedt. Das Ensemble hat Bash Alkurdi und Philipp Holze ermöglicht, die C-Trainer-Lizenz zu erwerben. Die gilt für den Breitensport, theoretisch können die beiden jetzt also auch Ballspiel-Mannschaften trainieren. Das haben sie aber nicht vor.

Sie trainieren neben Achmed und Dennis vier weitere Jungs im Parkour. Die Neulinge müssen zuerst die Grundlagen kennen, wer sich an diesen Sport wagt, muss sich vor allem abrollen können, jede Übung gefahrfrei beenden. Sobald die Übungen bühnenreif sind, treten sie unter dem Namen „Jumpers“ auf, also Springer.

Eine Probe ihres Könnens haben die Jungs bereits auf dem Stadtfest im Rahmen der großen OK-Live-Show präsentiert. Wie Ninja-Kämpfer sprangen sie über die Bühne, simulierten den Angriff, ebenso kraftvoll und geschickt, wie beim Parkour.

„Wir würden uns freuen, wenn sich noch mehr Jugendliche für diesen Sport interessieren“, sagt OK-Live-Vorsitzende Rebecca Lange, „damit erweitern wir unser bisheriges Angebot.“ Bisher bedeutete OK-Live im Wesentlichen Akrobatik und Tanz.

Bash Alkurdi und Philipp Holze wollen auch den Weg in Schularbeitsgemeinschaften gehen, Jugendliche in deren Umfeld für den Parkoursport erwärmen. Erster Partner wird die Gemeinschaftsschule „Johannes Gutenberg“ sein.

Trotz aller bodenständigen Pläne: Bash, Philipp, Dennis und Achmed träumen davon, mit ihren waghalsigen Aktionen berühmt zu werden, besser: auch ein klein wenig reich. Zurzeit fährt das Quartett in Philipp Holzes Auto zu den Aktionen, auch das Geld für die Videotechnik kann bisher nur Philipp aufbringen. Nur die Lust am Showdown vor der Kamera, die teilen sie alle vier.

Phantasievoll choreografieren Bash, Philipp, Dennis und Achmed Stunts für die Filme, rasen auf spektakuläre Weise durch Städte, sei es als Weihnachtsmänner durch die verlassenen Straßen von Magdeburg oder als Springer bei einem Jump-Festival in Erfurt. Die Videos stellen sie ins weltweite Netz, präsentieren sich dort unter dem Namen DiggiTV und hoffen, dass eines Tages der Durchbruch kommt.

Bis dahin wollen sie in kleinen Schritten vorangehen, den Sport professionalisieren und in kleinen Häppchen vermarkten. Zurzeit feilen sie an einem Plan, wie sie sich selbstständig machen können. „Wir suchen nach einer Rechtsform“, formuliert Bash Alkurdi.

Bis all diese Dinge geklärt sind, gehen sie ihrem Tagwerk nach. Bush Alkurdi (21) lernt den Beruf des Kinderpflegers, der 16-jährige Achmed paukt in der Leibniz-Schule. Dennis Grabow (24) hat Koch gelernt und möchte sich gerne umorientieren und Philipp Holze (22) verdient sein Geld als Immobilienmakler.