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Ministerpräsident Reiner Haseloff besuchte gestern die Leibniz-Sekundarschule in Wolmirstedt Produktives Lernen bietet neue Perspektive

Von Karl-Heinz Klappoth 31.05.2012, 05:18

Ministerpräsident Reiner Haseloff ist nach dem Praxistest vom Konzept "Produktives Lernen" der Leibniz-Sekundarschule voll überzeugt, "denn wir können es uns nicht leisten, auch nur einen Schüler ohne Abschluss zu lassen. Und hier wird augenscheinlich keiner allein gelassen."

Wolmirstedt l Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) besuchte gestern die Leibniz-Sekundarschule in der Ohrestadt. Ein Besuch, der lange geplant und gut organisiert war. Zudem es gab einen triftigen Grund: In Vorbereitung auf die anstehende Schulnovellierung, in der unter anderem die Schaffung von Gemeinschaftsschulen diskutiert wird, wollte sich der Regierungschef über die Lage der Bildungslandschaft im Land informieren. "Die Prämisse unseres Handelns muss es dabei sein, vom Schüler aus zu denken. Wir können es uns im Hinblick auf die gegenwärtige demografische Lage nicht leisten, auch nur einen einzigen Schüler ohne Abschluss zu lassen", so der Regierungschef.

Diese Gefahr bestand bei den zehn Schülern der jetzigen 9. Klasse der Leibnizschule zumindest noch vor zwei Jahren. "Wir haben im Vorfeld ihres Besuches erst wieder darüber gesprochen, uns daran erinnert, wie die Schüler damals vor uns saßen", berichtet Lehrerin Sabine Jahnel dem Ministerpräsidenten. "Das aber ist kein Vergleich mehr zu den Persönlichkeiten, die jetzt vor ihnen sitzen und in Kürze ihre Prüfungen für den Hauptschulabschluss haben."

Hier hakte Haseloff ein, fragte nach dem Erfolgskonzept. Das Lösungswort heißt "Produktives Lernen". Seit 2008 gibt es an der Wolmirstedter Leibniz-Sekundarschule ein Modell, das diese Jugendlichen auf den richtigen Weg zum Schulabschluss zurückholt und sie dahin begleitet, mit der Chance einen Schulabschluss zu erreichen und im Optimalfall eine Lehrstelle zu bekommen.

Sabine Jahnel hatte gemeinsam mit Christine Bauherr vor vier Jahren an der Leibniz-Schule die erste Gruppe für das "Produktive Lernen" übernommen. Das Angebot richtet sich gezielt an Problemschüler, denen keiner mehr das Erreichen eines Schulabschlusses zugetraut hatte. Die Zensuren miserabel, das Konto mit Fehltagen rappelvoll, der Abschluss aus verschiedensten Gründen in weite Ferne gerückt.

Das sieht heute ganz anders aus. Zwei Jahre lang wechseln die Schüler, die aus dem ganzen ehemaligen Ohrekreis kommen, zwischen theoretischer Wissensvermittlung in der Schule und praktischem Arbeiten in selbst ausgesuchten Betrieben. Jedes Schuljahr wird in Trimester geteilt, also gedrittelt. Nach zwei Jahren können die Jugendlichen den normalen Hauptschulabschluss machen oder sich sogar über den qualifizierten Hauptschulabschluss für den Realschulabschluss empfehlen. "Geschenkt wird ihnen aber nichts", betonte Schulleiter Uwe Claus, "jetzt zum Ende der 9. Klasse machen die Schüler die gleichen Prüfungen für den Hauptschulabschluss wie an jeder anderen Schule auch."

Bis zu den Prüfungen dauert es noch. Die Zeit wird optimal genutzt. Die Schüler büffeln, diskutieren, streiten. Um die Sache und die richtigen Antworten, wie sich Haseloff im Klassenverband überzeugen konnte. Und er war angetan vom Ehrgeiz und Fleiß der Schüler. So von Ronny Winn, der den Mitschülern und Gästen tiefere Einblicke in die menschliche Anatomie vermittelte. Aber vor allem von Pascale Albrecht, der ein Praktikum in einem Autohaus absolvierte und den Ministerpräsidenten mit seinem Fachwissen über Pkw beeindruckte. "Wir werden an dem Konzept festhalten, es weiterentwickeln und die notwenigen Ressourcen bereitstellen", versprach der Ministerpräsident zum Abschluss seines Besuches. Was Schulleiter Uwe Claus freute, "denn darin widerspiegelt sich ein gutes Stück die hohe Wertschätzung, die der Arbeit an unser Schule insgesamt entgegengebracht wird".