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Schulbesuch Steinmeier zeigt sich wissensdurstig

Große Aufregung herrschte in der Wolmirstedter Gutenberg-Schule. Bundespräsident Steinmeier war zu Besuch.

Von Gudrun Billowie 14.02.2018, 20:44

Wolmirstedt l „Es war sehr, sehr, sehr aufregend“, sagt Schülersprecher Lauri Stieler nach dem Besuch des Bundespräsidenten. Er hat Frank-Walter-Steinmeier beim Essen gegenüber gesessen und war erstaunt, wie locker dieses Essen mit dem Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland vonstatten ging. Der Bundespräsident habe sich vor allem für den Schulalltag interessiert, für die Schulwege und dafür, wie die Arbeitsgemeinschaften in den Schulalltag integriert sind. Auch Elternsprecherin Kathrin Flügel saß mit am Tisch. „Es war faszinierend zu sehen, dass beim Bundespräsidenten ein Stück Bewunderung für die Schule mitschwang.“

Zum gemeinsamen Essen waren vier große Tafeln gedeckt worden. An denen nahmen Ehrengäste, Schülerinnen und Schüler, Schulleiter, Lehrer und Elternvertreter Platz. Schulleiter Helmut Thiel hatte die Sitzordnung so gestaltet, dass möglichst viele miteinander ins Gespräch kommen konnten. Zuvor hatten sich sowohl der Bundespräsident als auch die anderen Ehrengäste ihre Mahlzeit samt Besteck persönlich von der Essenausgabe geholt. Steinmeier hatte Schweinebraten mit Erbsen und Kartoffeln gewählt.

Der Bundespräsident und Schulleiter Helmut Thiel waren sich im vergangenen Jahr bereits in Berlin begegnet. Da war die Gutenberg-Schule Bundessieger im Wettbewerb „Starke Schule“ geworden und Frank-Walter Steinmeier gehörte zu den ersten Gratulanten. Helmut Thiel hatte damals das Gefühl, den Bundespräsidenten schon länger zu kennen und Steinmeier hatte versprochen, er werde nach Wolmirstedt kommen. Nun war es soweit und Thiel sagte im Anschluss: „Es war wieder so wie in Berlin.“ Die Chemie habe erneut gestimmt.

Den Gutenberg-Schüler Connor Franke indes bewegte ein Anliegen besonders: „Ich hoffe, dass ich ein Foto mit dem Bundespräsidenten bekomme.“ Connor schraubte mit seinem Mitschüler Marvin Schlee gerade ein Fahrrad zusammen, Techniklehrer Robert Rietschel half ihnen dabei.

Die drei arbeiteten in der Mechanikabteilung der berufsorientierenden Werkstatt und haben den regulären Unterricht dort wegen des hohen Besuches ein wenig nach hinten verschoben. Diese Werkstatt sollte die letzte Station des Schulrundgangs sein, zu dem Helmut Thiel die Gäste eingeladen hatte. Connor gestand: „Dieser Besuch ist schon eine besondere Angelegenheit.“

Gegen die Aufregung arbeiteten auch die Mädchen und Jungen im Gewächshaus an. Diese kleine Pflanzenabteilung gehört ebenfalls zu den Werkstätten und zwischen den Pflanztischen mussten außerdem alle Medienvertreter auf das Ende des Schulrundgangs warten.

Karolin Peter, Jasmin Beier, Jonas Reimelt und die anderen Kinder fertigten zusammen mit ihrer Lehrerin Stefanie Hennig einen Kokedama nach dem anderen. So heißen bepflanzte Kugeln, die mit Moos umrandet, bunten Bändern umwickelt und dekorativ aufgehängt werden. An den Händen der kleinen Gärtnertruppe klebte der Lehm und zwischendurch fragten sie sich, ob sie mit ihren Gartenhänden überhaupt einen Bundespräsidenten begrüßen können. Später war klar: Sie konnten.

Zunächst ließen die Gäste jedoch auf sich warten. Beim Besuch in den Klassenzimmern habe sich der Bundespräsident viel erklären lassen, berichten Landrat Hans Walker und Bürgermeister Martin Stichnoth im Anschluss. Sie waren mitgegangen und hatten ebenfalls zugeschaut, wie zwei Jungs von der Schülerfirma, Thylo Wolfien und John Brant, eine Überraschung vorbereiteten.

Thylo und John druckten extra für Frank-Walter Steinmeier, dessen Frau Elke Büdenbender und Ministerpräsident Reiner Haseloff T-Shirts mit dem Logo der Gutenberg-Schule. Beim letzten Arbeitsschritt schauten die Gäste zu. „Sie haben sich sehr über die T-Shirts gefreut“, erzählt Thylo Wolfien im Anschluss. Er selbst hingegen war ein wenig betrübt, denn er hätte auch gern Gabriele Haseloff eins geschenkt, doch mehr als drei waren in dem Moment nicht zu schaffen. Der Schulleiter tröstet: „Die Geste ist angekommen.“

Dann endlich steuerte der Tross auf das Gewächshaus zu. Die Medienvertreter zückten die Kameras, brachten Mikrofone in Stellung. Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender ließen sich am Pflanztisch von der zwölfjährigen Karolin Peter die Sache mit dem Kokedama und den Pflanzen erklären. Dabei entpuppte sich Elke Büdenbender, die First Lady des Landes, als besonders interessiert und zugewandt. Diesen Eindruck bestätigte später Lukas-Cedrik Grassel aus der 9b, der in der Installationswerkstatt ein Heizkreislaufsystem erklärt hatte. Auch Frank-Walter Steinmeier sei sehr interessiert am Handwerk gewesen. „Der Bundespräsident wollte wissen, ob Heizungsinstallateur ein Beruf für mich wäre“, erzählte Lukas-Cedrik. Das musste er allerdings verneinen.

Bei den Fahrradreparaturprofis Connor und Marvin dürfen Fotografen, wie schon zuvor im Gewächshaus, wieder die Kameras zücken. So wird der Wunsch von Connor Franke nach einem Foto mit Frank-Walter Steinmeier gleich mehrfach erfüllt. Auch Fernsehkameras richten sich auf ihn und seinen Mitschüler. Als die Besucher weg sind, strahlt Connor noch immer. „Sowas erlebt man nicht oft.“ Auch Schülersprecher Lauri Stieler leuchten die Augen. Was wird er zu Hause als Erstes vom Bundespräsidentenbesuch erzählen? „Dass er mir die Hand gegeben hat.“

Helmut Thiel wird wohl noch lange von diesem Tag zehren. Seine Haare sind nach all der Aufregung ein wenig verschwitzt, aber alles ist so gelaufen, wie er sich gewünscht hat. „Ja“, sagt er, „es war ein guter Tag.“

Als der Bundespräsident, der Ministerpräsident, ihre Frauen und all die anderen Gäste die Schule verlassen haben, atmen auch die Sicherheitskräfte auf. Die waren in großer Zahl vor Ort und hatten alle Mühe, das mit viel Glas versehene Schulgebäude zu schützen. Nach dem Besuch zogen sie mit ihren Spürhunden und technischen Raffinessen aus den Straßen in und um Wolmirstedt ab.

Als sich der Trubel gelegt hat, glühen Elternsprecherin Kathrin Flügel noch immer die Wangen. Neben dem Gespräch mit dem Bundespräsidenten denkt sie auch gern an die Unterhaltung mit Gabriele Haseloff zurück. „Wir haben über all das geredet, worüber gute Bekannte sprechen, über Enkelkinder zum Beispiel“, sagt sie. Und ausdrücklich schickt Kathrin Flügel ein Kompliment an die Mädchen und Jungen der Gutenberg-Schule. „Es war nichts einstudiert. Sie haben den Gästen einfach das erzählt, was ihren Schulalltag ausmacht.“