1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wolmirstedt
  6. >
  7. Recycling: So weite Wege legt der Müll aus der Börde zurück

Recycling So weite Wege legt der Müll aus der Börde zurück

In Wolmirstedt und der Börde wird die gelbe Tonne von Remondis abgeholt. Der ortsansässige Recyclinghof leert in Brandenburg. Warum die langen Strecken für den Müll und wo landen die Verpackungen?

Von Kristina Reiher 22.11.2023, 18:04
Noch immer hapert es beim Trennen - 40 Prozent des Mülls in der gelben Tonne gehören dort nicht hinein.
Noch immer hapert es beim Trennen - 40 Prozent des Mülls in der gelben Tonne gehören dort nicht hinein. Foto: Imago

Wolmirstedt. - Kaufen, verbrauchen, wegwerfen - so ergeht es den meisten Produkten in Deutschland. Im Jahr 2020 wurden laut statistischem Bundesamt bei den privaten Haushalten pro Kopf 78 Kilogramm Verpackungsmüll eingesammelt. In Wolmirstedt wird die gelbe Tonne für den Plastikabfall vom Recyclingunternehmen Remondis geleert. Der ortsansässige Recyclinghof in Farsleben holt ab Januar 2024 dagegen den Plastikmüll aus der Stadt Brandenburg. Die teilweise weiten Wege für den hiesigen Abfall haben aber ihren Grund.

Denn die Sammlung, Sortierung und Verwertung von gebrauchten Verpackungen wird in Deutschland von den Dualen Systemen (siehe Infokasten) gesteuert. „In Absprache mit der jeweiligen Kommune oder dem Landkreis werden diese Leistungen in regelmäßigen Abständen, in der Regel 3 Jahre, in einer Systembeschreibung festgelegt und ausgeschrieben“, informiert Remondis-Pressesprecherin Lena Langenkämper. Dabei erhält das beste Angebot den Zuschlag, die Leistung durchzuführen. Bieten weiter entfernte Unternehmen günstigere Angebote als ortsansässige können so unter Umständen weite Wege für den Müll entstehen.

Das abgeholte Material wird dann auf sogenannten Umschlagplätzen zentral gesammelt und von dort in technisch geeignete Sortieranlagen gefahren. Wolmirstedts Plastikmüll landet Remondis zufolge unter anderem in den Sortieranlagen der Alba in Braunschweig, der Anlage von Voigt Plastik in Premnitz oder der Anlage von PreZero in Oppin. „Wir als Sammelunternehmen haben keinen Einfluss darauf, welche Sortieranlagen angefahren werden, das wird von den Dualen Systemen festgelegt“, teilt die Sprecherin mit.

Dort wird das Material demnach in seine wertstofflichen Bestandteile wie etwa Aluminium, Weißblech, Folien oder verschiedene Kunststoffe getrennt. „Das sortierte Material kann dann in entsprechende Recyclinganlagen gegeben werden. Im Idealfall werden die Wertstoffe also wieder zur Herstellung neuer Produkte genutzt“, erklärt Langenkämper. In Zeiten des Rohstoffmangels also ganz im Sinne der nachhaltigen Kreislaufwirtschaft.

Mensch sortiert am besten

Der Gesetzgeber schreibt per Verpackungsgesetz sogar vor, dass 63 Prozent der Kunststoffabfälle aus den Gelben Tonnen und dem Gelben Sack stofflich verwertet werden müssen. Dennoch: „Keine Sortieranlage der Welt kann so gut sortieren wie der Mensch. Der Sortiererfolg und die Verwertung hängt also ganz wesentlich von der korrekten Abfalltrennung in den Haushalten ab.“

Und hier hapert es noch immer. Denn dem Recyclingunternehmen zufolge werden noch immer bis zu 40 Prozent des Inhalts der Gelben Tonnen zu Ersatzbrennstoffen verarbeitet. „Hierbei handelt es sich vor allem um die Fehlwürfe, also das Material, das ohnehin sofort in die Restmülltonne gehört hätte und somit den vorgesehenen Weg in die Verbrennungsanlage gegangen wäre“, erklärt Langenkämper. Aussortiert würden auch bereits mehrfach recycelte Kunststoffabfälle, weil die molekulare Stabilität des Materials sich mit jedem Recyclingprozess etwas verringere.

Helfen können die Wolmirstedter, indem sie richtig trennen. Nicht in die Gelbe Tonne gehören zum Beispiel undurchsichtige Säcke, Windeln, Zigarettenkippen, oder Batterien und Akkus. Aber auch, indem sie die Tonnen richtig bereitstellen. „Da wir in diesem Gebiet teilweise mit Seitenladerfahrzeugen sammeln, müssen die Behälter mit der Behälteröffnung zur Straße am Gehwegrand bereitgestellt werden. Dies erleichtert die Arbeit unserer Fahrer.“