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Spende Das geheime Leben des Werkleiters

Eine Spendenübergabe der Zielitzer Werkleitung an den Verein „Blaue Nase hilft“ hat überraschend weitere Türen geöffnet.

Von Gudrun Billowie 17.11.2020, 00:01

Wolmirstedt l Es rockt. Roger Altenburg spielt in seiner Gitarrenschule diesmal nicht mit einem der Schüler, sondern mit dem Werkleiter des Zielitzer Kaliwerkes. Die Griffe sitzen, Dr. Holger Hoppe und Roger Altenburg verständigen sich mit Blicken, ab und zu zischt einer die Tonart, die Musik zweier Gitarren schwillt an. Da spielen zwei, die es können. Es rockt.

Dieses Duett war nicht geplant. Ein Funke war übergesprungen, nachdem der Spendenscheck übergeben, die guten Wünsche ausgetauscht waren. Denn eigentlich waren Werkleiter Dr. Holger Hoppe und Betriebsratsvorsitzender Michael Knackmuß nach Wolmirstedt gekommen, um dem Verein „Blaue Nase hilft“ einen Spendenscheck zu überreichen. 4000 Euro haben die Aufsichtsratsmitglieder der K+S Aktiengesellschaft für krebskranke Kinder und ihre Familien gespendet.

Die Aufsichtsratsmitglieder haben auf einen Teil ihrer jährlichen Vergütung für das Jahr 2019 verzichtet. Davon profitieren mehr als 70 Organisationen, Initiativen und Projekte weltweit. In der Region profitieren elf Einrichtungen, in Orten wie Magdeburg, Burg, Tangermünde oder Irxleben. Es werden Lebensmitteltafeln, Hospiz- und Pflegeeinrichtungen oder Tierschutzorganisationen bedacht. In Wolmirstedt bekommt neben den „Blauen Nasen“ auch das Heilpädagogische Zentrum „Don Bosco“ eine Spende. „Wir sind Partner der Region“, begründet Dr. Holger Hoppe, „und bekennen uns zu unserer sozialen Verantwortung.“

Michael Knackmuß hatte geholfen, geeignete gemeinnützige Organisationen in dieser Region zu finden, deren Arbeit zusätzlich durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie eingeschränkt wird. Das betrifft auch den Verein „Blaue Nase hilft“, der mit seinen Spenden krebskranke Kinder und deren Familien unterstützt.

Betroffene Familien brauchen moralische, aber auch finanzielle Unterstützung, denn erkrankt ein Kind an Krebs, braucht es die volle Aufmerksamkeit. Mitunter schränkt ein Elternteil die Berufstätigkeit ein oder gibt sie vorübergehend komplett auf. Das macht sich in der Familienkasse bemerkbar. Deshalb hat „Blaue Nase hilft“ Familien bereits beim Kauf einer Küche unterstützt oder einem krebskranken Kind die Unterrichtsstunden für den Führerschein finanziert. Die 4000 Euro des K+S-Aufsichtsrates bleiben vorerst auf dem Konto der „Blauen Nasen“.

Damit Menschen auf diesen Verein aufmerksam werden, geht Vorsitzender Roger Altenburg gezielt in die Öffentlichkeit, nutzt jede Bühne, um auf das Schicksal der vom Krebs betroffenen Familien aufmerksam zu machen. Die Corona-Pandemie macht solche Gelegenheiten selten.

Deshalb leuchteten gleich mehrere Augenpaare, als Holger Hoppe die Takamine, eine Westerngitarre, zur Hand nahm und bewies, er kann weit mehr, als „ein bisschen an den Saiten zupfen“. Er hat eine Ausbildung genossen, als Jugendlicher in einer Schülerband gespielt. Gitarrenlehrer Roger Altenburg strahlte und packte den Stier bei den Hörnern: „Wollen wir zusammen ein Lied aufnehmen?“ Er wusste auch sofort welches: „Licht am Horizont“, den Symbolsong der „Blauen Nasen“.

Dieses Lied hat die Schweizer Sängerin Geraldine Olivier ursprünglich als offiziellen Song der „Tour der Hoffnung“ gesungen, einer Benefiz-Radtour, bei der Prominente unterwegs sind, um Geld für krebskranke Kinder zu sammeln. Dabei kommen jährlich 1,4 bis 1,8 Millionen Euro zusammen. Roger Altenburg hat 2004 einen Kinderchor für diese Tour und dieses Lied zusammengestellt, 2010 zusammen mit Geraldine Olivier „Licht am Horizont“ im Duett gesungen. Seither darf er das Lied verwenden.

Seit der Begegnung mit Dr. Holger Hoppe plant Roger Altenburg eine neue Version. Dafür wird er am Klavier sitzen, der Zielitzer Werkleiter die Gitarre spielen. Sobald das Lied eingespielt ist, soll es im Internet abrufbar sein, dort auf die „Blauen Nasen“ aufmerksam machen. Roger Altenburg sagt: „Die Zusammenarbeit adelt unseren Verein.“

Im Gegenzug wird der Musiker für die Zielitzer Kali-Kumpel das Steigerlied „Glück auf“ neu arrangieren, dem Bergmannsklassiker ein modernes Gewand verpassen. Vielleicht nimmt der Werkleiter auch für diese neue Version die Gitarre zur Hand.