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Tierheim Wenn Geld und Gäste fehlen

Trotz der Corona-Pandemie läuft die Vermittlung im Wolmirstedter Tierheim wie gewohnt weiter. Spenden sind aber zurückgegangen.

Von Michelle Kosub 13.07.2020, 01:01

Wolmirstedt l Großen Besucher­andrang hat das Tierheim in Wolmirstedt derzeit nicht. Grund: die Corona-Pandemie. „Wir lassen hier keine Menschenmassen rein“, sagt Otfried Müller, Leiter des Heims. Dennoch läuft die Vermittlung der Tiere ganz normal weiter. „Wenn jemand kommt und sagt, er möchte eine Katze haben, dann wird er von uns zur Katze gebracht und wir lassen ihn dort allein“, so Müller. Das wird gemacht, um den Abstand von 1,5 Metern einzuhalten. Auch im Tierheim halten sich die ehrenamtlichen Mitarbeiter an die Schutzmaßnahmen. Laut Otfried Müller achte das Tierheim ohnehin immer sehr auf Sauberkeit. Die Händedesinfektion gehöre auch ohne Corona zum Berufsalltag.

Seit dem Beginn der Corona-Krise Mitte März konnten 28 Katzen und sieben Hunde vermittelt werden. „Ich finde, das ist ganz gut“, sagt Evelin Horwitz. Sie ist gemeinsam mit Otfried Müller und seiner Frau Marlies im Vorstand des Tierschutzvereins Wolmirstedt. Die Vermittlung laufe mitunter so gut, weil zu vermittelnde Tiere gleich übers Internet publik gemacht werden. Es dauere laut Horwitz manchmal nicht lange, bis sich die ersten Interessenten melden. Wer Interesse an einem Tier habe, könne anrufen oder eine Nachricht über Facebook senden. Ohne die Vermittlung über die soziale Plattform, würde das Tierheim nicht diesen Erfolg haben, den es jetzt hat, ist sich Müller sicher. Da die Internetseite momentan nicht aktualisiert werden kann, können sich Interessenten auf der Facebook-Seite des Tierheims informieren. „Die ist immer aktuell“, sagt Otfried Müller.

Trotz der guten Vermittlungsergebnisse für Tiere – die Corona-Pandemie hat keine positiven Auswirkungen auf das Tierheim. Wegen der geringen Anzahl von Besuchern fehlt es an Spenden. Zwar habe es kurz nach dem Beginn der Corona-Pandemie Spenden gegeben, doch dies sei wieder weniger geworden. „Ein fettes Lob geht an die, die nach wie vor für ihre Patenschaften Geld zur Verfügung stellen“, sagt Otfried Müller.

Die Tierpension läuft in diesem Jahr ebenfalls schleppend. Im Moment werden zwei Katzen und ein Hund in der Pension betreut. In den Jahren zuvor waren es laut Otfried Müller mehr Tiere, die während der Urlaubszeit in die Pension gebracht wurden. „Im Durchschnitt sind vier Hunde und zwei Katzen in Pension“, sagt der Tierheimleiter. Den Grund dafür, dass weniger Tiere in der Pension leben, sieht Müller darin, dass derzeit auch weniger Menschen in den Urlaub fahren. Die fehlenden Pensionsgäste machen sich bemerkbar, es kommt zu finanziellen Einbußen. Das Geld aus den Patenschaften reiche nicht aus, um das Tierheim zu betreiben, erklärt Müller. Er erwartet zum Jahresende, dass dem Tierheim insgesamt 15.000 Euro weniger zur Verfügung stehen als im Vorjahr. Dabei sind viele bauliche Maßnahmen geplant, für die finanzielle Mittel benötigt werden. Die Überdachung der Katzenausläufe soll unter anderem erneuert und das Freigelände im Innenbereich weiter gepflastert werden. „Es ist immer was da, was gemacht werden muss“, sagt Müller.

Dass wegen Corona mehr Fundtiere ins Tierheim kommen, haben Otfried Müller und Evelin Horwitz nicht feststellen können. Im Gegenteil: Aktuell kommen sogar weniger Katzen an. Der Tierheimleiter vermutet, dass dies auf das Kastrationsprojekt des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft und Energie (MULE) in Sachsen-Anhalt zurückzu-führen ist. Seit 2016 wurden in Magdeburg und den umliegenden Orten etwa 40 Katzenfutterstellen eingerichtet. In Barleben und Wolmirstedt wurden durch dieses Projekt ebenfalls Katzen betreut und kastriert. Laut Evelin Horwitz konnten so 175 Katzen kastriert werden, es gibt dementsprechend weniger Nachwuchs. Dies spart dem Tierheim Kosten für die Versorgung und Unterkunft der gefunden Tiere.

Wie es mit dem Tierheim in Zeiten von Corona weiter geht, dazu wagt Otfried Müller keine Prognose.