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Musikschulen Ü35-Musikschüler geben Konzert

Die Kreismusikschule Wolmirstedt besuchen nicht nur Kinder und Jugendliche. 45 Erwachsene über 35 erlernen derzeit ein Instrument.

Von Regina Malsch 24.05.2016, 23:01

Wolmirstedt l Kaum ein Platz blieb beim vierten Treff der erwachsenen Kreismusikschüler in Auerbachs Mühle leer. „Ich freue mich sehr, dass unser Vorschlag, sich außerhalb des Unterrichts in zwangloser Runde zu treffen, so eine große Resonanz gefunden hat“, sagte Schulleiter Armin Hartwig zur Begrüßung. Neben den Schülern im Alter zwischen 35 und 73 waren auch Lehrer wie Rita Goos (Cello), Plamen Kisselkow (Klavier), Jens Drebenstedt (Saxophon/Panflöte), Agnes Bryja (Gesang) und Markus Fahtz, deutlich jünger als die Ü35-Schüler, gekommen.

Wie der Schulleiter betonte, gibt es für den Treff generell kein Programm und keinerlei Zwänge. Wer Lust hat, spielt etwas vor, wer nicht, hört zu. „Sie sind Gleichgesinnte, haben alle Freude am Musizieren und lernen fleißig. Keiner von ihnen aber wird jetzt noch Konzertmusiker werden oder bei Wettbewerben auftreten wollen“, so Armin Hartwig. Diese Schüler setzen andere Prioritäten.

„Mir geht es darum, im Ruhestand weiter aktiv und kreativ zu sein“, sagte Dörte Vorreiter. Die 73-Jährige aus Haldensleben gehört zu den ältesten Musikschülerinnen. Sie arbeitete als Erzieherin und kann Gitarre spielen. Ihr großer Wunsch aber war von Kindesbeinen an, so wie ihre Oma Klavier zu spielen. Aber es fehlte dafür das Geld und wohl auch die Zeit. Diesen Kindheitstraum hat sie sich nun erfüllt. Sie besitzt jetzt sogar zwei Klaviere, ein klassisches und ein Digitalklavier, um die Nachbarn nicht zu stören. Die Musikschule besucht die Rentnerin fast seit Beginn ihres Ruhestandes. „Es macht mich stolz, dieses wundervolle Instrument zu spielen“, sagte sie und gab wie schon beim Treffen der Musikschüler im Vorjahr eine Kostprobe ihres Könnens.

Zuvor hatte Manuela Moritz den furiosen Auftakt für das spontane Konzert gegeben. Die 52-jährige Haldensleberin nimmt seit acht Jahren Gesangsunterricht und ist dankbar, dass neben Klassik auch Musical und Chanson auf dem Lehrplan stehen. Sie sang neben der Opernarie „Holde Frühlingszeit“ das bekannte Kurt Weill-Lied „Surabaya-Johnny“. Das gelang ihr mit einer Ausdrucksstärke, die allen Gänsehaut bescherte.

Auch wenn die Ingenieurin für Vermessungswesen damit die Latte sehr hoch gelegt hatte, fassten nach und nach fast alle Musikschüler Mut, sich zu präsentieren. Einige haben sich als Formationen gefunden. So das Trio Jutta Knopp (59) aus Colbitz (Violoncello), Janett Eichel (44) aus Süplingen (Klavier) und Kerstin Bethke (52) aus Wolmirstedt (Querflöte). Jüngste im Bund war Anke Wolthusen. Die 35-Jährige aus Haldensleben spielt erst seit Oktober Gitarre. Ihr Sohn lernt das gleiche Instrument. „Als er an der Musikschule anfing, hab ich mir überlegt, die Wartezeit zu nutzen“, erzählt sie bei der Vorstellungsrunde. Inzwischen spielt sie mit dem Siebenjährigen gemeinsam erste Kinderlieder. An dem Abend brachte sie „Heile, heile Segen“ zu Gehör.

Viele der Ü35-Musikschüler haben als Kind schon mal ein Instrument gespielt, dann aber aufgegeben. Andere stellten nach einem Schicksalsschlag fest, wie hilfreich Musik sein kann. Einige fanden erst im Alter Zeit und Gelegenheit, ein Instrument zu erlernen. So unterschiedlich wie die Motive sind auch die Berufe der Schüler: Lehrerin, Klempner, Hausfrau, Computerfachmann, kaufmännische Angestellte und wie bereits erwähnt mehrere Ruheständler. Die meisten bevorzugen Klavier, Violine oder Querflöte, andere lernen Gitarre, Schlagzeug, Trompete, Keyboard, Saxophon oder Kontrabass.

Armin Hartwig und die Lehrerschaft verfolgten die spontanen Auftritte ihrer Schützlinge mit sichtlicher Freude. „Nichts war geplant, nichts abgesprochen. Und auch, wenn nicht jeder Ton getroffen wurde, können wir alle stolz sein. Heute Abend wurde in einer wunderbaren Atmosphäre die Musik gefeiert.“ Und deshalb vereinbarte der Schulleiter mit den Ü35-Jährigen schon den nächsten Treff. Außerdem gab er ihnen eine Hausaufgabe mit. Man solle doch mal über einen geeigneten Namen nachdenken.