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Ehrenamt Warum die Idee eines Ehrenamt-Tickets in Wolmirstedt für Verwirrung sorgt

Mit einem an sich löblichen Antrag will die AfD in Wolmirstedt vor allem das Ehrenamt der Feuerwehren stärken, allerdings hat die Idee eines neuartigen Ehrenamt-Tickets einen Haken.

Von Tom Wunderlich 16.06.2021, 18:19
Einen teilweise sehr schweißtreibendes Ehrenamt üben die Männer und Frauen der Freiwilligen Feuerwehren Farsleben, Glindenberg, Mose und Wolmirstedt aus.
Einen teilweise sehr schweißtreibendes Ehrenamt üben die Männer und Frauen der Freiwilligen Feuerwehren Farsleben, Glindenberg, Mose und Wolmirstedt aus. Foto: Tom Wunderlich

Wolmirstedt - Die Alternative für Deutschland (AfD) will im Wolmirstedter mit einem Antrag das Ehrenamt stärken, jedoch hat die Sache einen Haken. In den Ortschaftsräten von Mose und Elbeu sorgte der Antrag bereits für Stirnrunzeln.

An sich ist die Idee echt löblich: Für ihre wertvolle Arbeit für das Gemeinwohl, dürfen Feuerwehrmänner und -frauen der Stadt Wolmirstedt zehnmal im Jahr kostenlos das Freibad nutzen dürfen. So heißt es im Antrag der AfD wortwörtlich: „Die aktiven Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Wolmirstedt, inklusive aller Ortswehren, erhalten zehnmal pro Jahr kostenlosen Eintritt in das Freibad in Wolmirstedt. Die Kameraden weisen sich durch ihren entsprechenden Dienstausweis aus und können dann für den gesamten Tag im Rahmen der Öffnungszeiten zum Erhalt ihrer Gesundheit und Fitness Schwimmsport betreiben.“ Noch im Jahr 2021 solle das neue Ehrenamt-Ticket eingeführt werden. Damit wolle man vor allem das Engagement der Ehrenamtler würden, außerdem würde der Haushalt der Stadtverwaltung nicht großartig belastet, so die AfD.

Zur Diskussion stand die Beschlussvorlage am Montag und Dienstag auch in den Ortschaftsräten von Mose und Elbeu. Hier hatte sich auch ein erstes Stirnrunzeln breit gemacht, denn das Ehrenamt-Ticket scheint es bereits zu geben. Thomas Nagel, Ortschaftsrat in Mose und Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, bringt es auf den Punkt. „Solch ein Ticket gibt es schon seit mehreren Jahren und ist auch unbegrenzt nutzbar für die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren“, so Nagel. Trotzdem werde man dem Antrag erneut zustimmen, schließlich sei das ja keine schlechte Sache. In Elbeu wurde dem Antrag der AfD nicht zugestimmt. Allerdings nicht, weil man dieses Ticket ablehne, sondern weil es bereits existiert. „Vielleicht sollte den Ehrenamtlern einfach noch mal ins Gedächtnis gerufen werden, dass diese Möglichkeit existiert“, so Ortsbürgermeister Guido Kratzenberg.

Auch die Stadtverwaltung hat bereits zu der Beschlussvorlage Stellung bezogen. In einer Stellungnahme heißt es, dass man die Beschlussempfehlung entsprechend mittrage. Wie der Fachdienstleiter für Brandschutz Frank Schröder bestätigt, existiere diese Regelung bereits seit mehreren Jahren. Nicht nur für das Freibad, sondern auch für die Stadtbibliothek.

Mitglieder müssen sich ausweisen

Allerdings, so heißt es in der Stellungnahme weiter, habe man in den letzten Monaten festgestellt, dass die Möglichkeit weniger genutzt werde, als zuvor. Hier stimmen Verwaltung und die Ortschaftsräte überein, dass die Wehrleitungen nochmals informiert werden sollten, dass es diese Möglichkeiten gibt.

Wer kostenlos das Freibad oder die Bibliothek nutzen möchte, der muss sich vor allem ausweisen können. So wird zum Beispiel am Anfang der Freibad-Saison eine entsprechende Berechtigtenliste am Einlass hinterlegt. Mit einem Personalausweis oder einem ähnlichen Dokument ist es dann möglich die Vergünstigung zu erhalten.

Jedoch ist das bereits vorhandene Ehrenamt-Ticket nicht die einzige Sache, die den Brandschützern seitens der Stadt zugute kommt. Nach Angaben des Fachdienstleiters zahle die Stadt jedes Jahr für jeden freiwilligen Feuerwehrmann oder -Frau zusätzlich eine Rentenversicherung von 150 Euro pro Jahr, sofern diese privat durch die Kameraden abgeschlossen wird. „Aus Sicht der Verwaltung hat der Einsatz der Kameraden in der Freiwilligen Feuerwehr einen sehr hohen gesellschaftlichen Stellenwert. Neben der ununterbrochenen und nicht planbaren Einsatzbereitschaft sind auch umfangreiche Schulungen für die Brandbekämpfung und die technische Hilfeleistung Pflicht. Damit ist diese ehrenamtliche Tätigkeit mit keinem anderen Ehrenamt vergleichbar, sondern ist als ein besonders hochwertiges Ehrenamt zu bewerten“, heißt es abschließend in der Stellungnahme der Verwaltung.

Eine Erweiterung auf andere Ehrenämter ist vorerst nicht vorgesehen. Das müsste für das jeweilige Ehrenamt separat beschieden werden.