Hobby-Imker Reinhard Jacob verrät: Bienen in ihrer Winterruhe zu stören, kann für ihr ganzes Volk fatale Folgen haben Was machen eigentlich die Bienen, wenn es draußen kalt wird?
Wolmirstedt l Der Winter zeigt sich dieser Tage von seiner eisig- sten Seite. Hoch "Cooper" sorgt für sibirische Kälte und friert Deutschland ein. Für die Bienen wird es jetzt richtig anstrengend. Nur die kleinste Störung ihrer Winterruhe kann für ein ganzes Volk tödlich enden.
Im Winter lässt Reinhard Jacob seine Bienen lieber in Ruhe. Der 64-Jährige aus dem Ortsteil Elbeu ist Vorsitzender des Imkervereins Wolmirstedt und Landkreis e. V. und hat die Honigbienenzucht von seinem Vater gelernt. Etwa 50 Völker beherbergt er auf seinem Bienenwagen. Die Tiere sind eine Kreuzung der Carnica-Bienen, die resistenter gegenüber Parasiten und Kälte sind, erzählt Jacob.
Sobald die Außentemperatur unter zehn Grad Celsius fällt, zieht sich ein ganzes Bienenvolk im Kasten als Traube zusammen und heizt sich gegenseitig durch Vibrieren und Flügelschlagen auf. Dabei sind die Tiere ständig in Bewegung; abgekühlte Bienen wandern von außen nach innen, um sich wieder aufzuwärmen und die Königin in ihrer Mitte warmzuhalten. "Innerhalb der Kugel ist es etwa 20 Grad warm", erklärt Reinhard Jacob, "während es außen an der Kugel nur noch zehn Grad sind." Hat die Königin bereits Eier gelegt, herrschen sogar Temperaturen bis zu 36 Grad. Dann müssen die Bienen noch enger zusammenrücken und brauchen mehr Futter.
Anhand der Geräusche, die das Insektenvolk verursacht, kann der 64-Jährige hören, wie es den Bienen geht. Dazu legt er einen Schlauch durch das Flugloch in den Kasten und hält sein Ohr ans eine Ende. "Normalerweise hört man ein leises Brummen", so Jacob. "Wenn etwas nicht stimmt, ändert sich der Brummton, wird höher und unruhiger."
Besonders jetzt, wo es nochmal so richtig kalt geworden ist, sollte man jegliche Störung von außen vermeiden. Je tiefer die Außentemperatur sinkt, desto enger zieht sich die Bienentraube zusammen. Reinhard Jacob verzichtet dann lieber aufs Holz hacken auf seinem Grundstück, wo die Bienenwagen stehen. Die kleinste Erschütterung kann die Insekten aufscheuchen. Sie schwärmen aus und erfrieren. "Kleinere Völker sterben ab, weil sie die Temperatur in der Traube nicht halten können", weiß der Hobby-Imker. Dagegen hilft beispielsweise ein gut isolierter Kasten, der vor Kälte schützt. Auch Vögel können die Bienen stören. "Ich streue dann immer Futter für die Meisen aus, damit sie sich vom Bienenwagen fernhalten. Sie klopfen sonst so lange mit dem Schnabel an den Kasten, bis die Bienen aus dem Flugloch kommen, und fressen sie dann."
Reinhard Jacob versorgt seine Bienen ab August/September mit bis zu 15 Kilogramm Ersatzfutter auf Zuckerbasis. Die Bienen wandeln es in Honig um und zehren davon bis zum Frühjahr. Da er die Bienen momentan nicht anrühren darf, beschäftigt er sich mit anderen Aufgaben. Der Honig aus der letzten Saison muss geschleudert und abgefüllt werden. Erst Ende Februar/Anfang März hört er die Bienenvölker wieder ab und füttert je nach Bedarf nach.
Von Mai bis Juli haben die Bienen den größten Stress. Sie schwärmen aus und müssen sich auch um die Brut kümmern. "Die Bienen leben in den kalten Monaten sechs bis acht Monate", berichtet Reinhard Jacob. "Im Sommer allerdings nur sechs bis acht Wochen. Sie arbeiten sich zu Tode."