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Feuerwerk Was, wenn nicht jeder selber knallt?

Welche Alternativen sich Wolmirstedter zu Silvesterfeuerwerken vorstellen können:

Von Gudrun Billowie 08.01.2020, 14:21

Wolmirstedt l Berlin macht es, Sydney macht es auch: In diesen Städten gibt es ein zentrales Feuerwerk. Am Brandenburger Tor oder im Hafen von Sydney vor dem Opernhaus wird das neue Jahr mit einem pyrotechnischen Sternenhimmel begrüßt, der von Profis arrangiert wird. Geht das auch in Wolmirstedt?

Bürgermeisterin Marlies Cassuhn kann sich ein zentrales Feuerwerk vorstellen, wenn es jemand organisiert. „Wenn es eine Initiative gibt, kann die Stadt sie unterstützen.“ Allerdings kann sich die Bürgermeisterin nicht vorstellen, dass die Stadt als Veranstalter agiert. Das Geld aus dem Stadtsäckel solle lieber für etwas anderes ausgegeben werden.

Feuerwerke sind schön anzuschauen, doch in den falschen Händen bergen sie jede Menge Nebenwirkungen. Es kommt zu Bränden, besonders historische Fachwerkstädte sind gefährdet, Feinstaub breitet sich aus, nicht jeder räumt seine Böllerreste weg, die Knallerei erschreckt die Tiere. Letzteres bringt vor allem Hundebesitzer zum Jahreswechsel stets wieder in die Bredouille. Am Tag vor Silvester ist ein Hund wahrscheinlich aufgrund der Knallerei aus Dach gesprungen und von oben in den Tod gerutscht.

Remo Röhr, Sprecher des Hundesportvereins „Elbe-Heide“ kennt die Not der Tiere. „Mein Hubert wird Silvester irre.“ Er hilft seinem Hund, lässt ihn keine Minute allein, beruhigt ihn. Der Hundefreund weiß zudem von anderen Hunden, die vor Angst Wasser lassen oder aggressiv werden. Deshalb kann er sich Silvester eine Alternative zur Knallerei vorstellen: „Warum nicht eine schöne Lasershow für alle?“

In der Tat gibt es ruhigere Möglichkeiten, als die Knallerei. Eine Lasershow kann Bilder in den Himmel malen, die von schöner Musik begleitet werden. Wer den Schlusspunkt der Wolmirstedter 1000-Jahrfeier erlebt hat, weiß, wie fanstastisch solche Lichterbilder zur Musik auf der Schlossdomäne wirken. Damals wurden Bilder aus Licht auf die Kapellenwand projiziert, eine Sängerin untermalte das sinnliche Spektakel.

Mittlerweile gibt es sogar Lichtershows, die von Drohnen inszeniert werden. Dabei werden mehrere Drohnen mit LED-Lichtern ausgestattet, zu klassischer Musik in den Himmel geschickt und dort oben so drapiert, dass sie Figuren bilden: Herzen, Worte, Schmetterlinge... In China wurde das probiert, auch in Frankfurt hat so eine Dronenshow Aufsehen erregt.

Nun ist Wolmirstedt nicht mit Shanghai und der Finanzmetropole Frankfurt zu vergleichen, aber eine zentrale Veranstaltung zu Silvester scheint auch in der Ohrestadt nicht abwegig zu sein. Wenn sie jemand organisiert und es eine Möglichkeit gibt, den Lichterhimmel zu bezahlen.

Vom Geld mal abgesehen: Das Organisieren eines zentralen Feuerwerkes oder einer Lichtershow kann sich Christina Laqua vorstellen. Die Vorsitzende des Schranke-Vereins sprüht vor Ideen. „Vielleicht lässt sich das mit Wasserspielen ergänzen.“ Mit Essen und Trinken womöglich auch. Es könnte ein kleines Volksfest in der Silvesternacht entstehen.

Benjamin Bender, der eine Eventagentur in Glindenberg betreibt, gefällt die Idee ebenfalls. „Ein zentrales Feuerwerk kann sehr schön und stimmungsvoll sein. Außerdem sinkt die Unfallgefahr, wenn sich professionelle Feuerwerker darum kümmern.“

Persönlich schaut sich Benjamin Bender gern die Kulisse von Feuerwerken an, zündet aber selbst keins. Den Wandel von vielen kleinen privaten zu einem zentralen Feuerwerk fände er schön, kann sich aber nicht vorstellen, dass im Gegenzug die private Knallerei verboten wird. „Es sollte nichts verordnet werden, sondern ohne Druck und Zwang geschehen.“

Dem schließt sich Jens Kaulfuß an. Der Regionalbereichsbeamte gibt privat schon lange kein Geld mehr für Silvesterraketen aus, will aber niemanden die Knallerei verboten wissen. Eine zentrale Veranstaltung? „Warum nicht? Sicher würden viele dorthin kommen.“ Und es würde anschließend weniger Müll in den Straßen liegen.

Den müssen eigentlich die Bürger wegmachen, die ihn fabriziert haben, doch nicht jeder hält sich daran. „In diesem Jahr hat sich der Müll jedoch in Grenzen gehalten“, sagt Wilfried Frenkel, Chef des Wirtschaftshofes, „viel mehr Bürger als sonst haben ihn selbst weggeräumt oder in die Papierkörbe gesteckt.“ Es gab Ecken in der Stadt, wo die leeren Batterien stehen gelassen wurden, aber insgesamt zeigten sich die Wirtschaftshofmitarbeiter zufriedener als in den Vorjahren. Trotzdem: „Ein zentrales Feuerwerk? Warum nicht“, sagt Wilfried Frenkel, „auf der Schlossdomäne wäre es doch schön.“