Wettkampf Dart-Nacht für Wolmirstedter Schwimmbad
Dart als Wettkampfsport - das gibt es auch in Wolmirstedt. Der Elbeuer Verein "Kronen Scorer" lockte zur zweiten Dartnacht.
Wolmirstedt l Eben noch wirkte Ingo Blumenberg aus Gersdorf wie ein Mann, der Frauen in der Bahn seinen Sitzplatz anbietet. Doch dann rückt sein Start beim Dartturnier näher und die Verwandlung beginnt: vom netten Herren zum furchteinflößenden Piraten. Ingo Blumenberg bindet sich einen schwarzen Bart ins Gesicht, stülpt langes schwarzes Haar und einen Hut auf den Kopf und hibbelt seiner Musik entgegen. Roter Nebel zischt aus der Maschine, endlich dröhnt aus dem Lautsprecher „Santiano“. Die Jungs singen von Männern mit Bärten auf Kapernfahrt. So ein Mann mit Bart ist nun auch Ingo Blumenberg.
Die anderen Spieler stehen Spalier, der Bärtige klatscht sich durch die Reihe, „Santiano“ singt weiter, so lange, bis der Bärtige an der Startlinie steht und von Moderator Michele Heise überschwänglich begrüßt wird. Ab da ist Konzentration gefragt. Der Mann mit Bart muss mit seinen drei Pfeilen besser treffen, als sein Gegner, nur dann erreicht er die nächste Runde. Verlieren ist dennoch keine Schande, bei diesem Turnier geht es vor allem um Miteinander und Spaß.
„Wir waren schon im vergangenen Jahr hier“, sagen die Berliner Lorena und Markus Hofert, „die Atmosphäre war so toll, alle haben uns so offenherzig empfangen, dass wir in diesem Jahr unbedingt wieder dabei sein wollten.“ Für die Willkommenskultur im Eiscafé in der Elbeuer Straße sind die Gastgeber verantwortlich, die Elbeuer „Kronen-Scorer“. Das ist eine kleine, siebenköpfige Dartspieler-Truppe mit einer Frau als Kapitän. Katja Cassuhn trägt während des Turniers meerjungfraugrüne Haare, achtet darauf, dass jeder Starter in das Turnier eingeordnet wird und sich alle Teilnehmer wohlfühlen.
Mario Pessel, Steffen Schmidt und Enrico Weber haben es sich auf Barhockern bequem gemacht, verfolgen direkt neben der Dartscheibe das Turnier, selbst mitspielen wollen sie nicht. „Es hat uns im vergangenen Jahr so gut gefallen, dass wir wieder als Fans dabei sein wollten.“
Die Atmosphäre ist dem „Ally Pally“ nachempfunden, dem Londoner Alexandra Palace, in dem die Darts-Weltmeisterschaften ausgetragen werden. Dorthin wollten die „Kronen-Scorer“ in diesem Jahr eigentlich reisen, doch noch ist die Mannschaftskasse nicht ausreichend gefüllt. „Da haben wir Londoner Flair eben nach Wolmirstedt geholt“, lacht Katja Cassuhn.
Eines Tages werden sie nach London fliegen, auf Biegen und Brechen muss das nicht sein. Bis es soweit ist, wollen die Darter nicht nur in die eigene Kasse wirtschaften, sondern für das Gemeinwohl spenden. Die Startgebühren der 32 Teilnehmer kamen in einen Topf und 500 Euro der Einnahmen wurden dem Schwimmbad zur Verfügung gestellt. Das Geld soll für eine Beschattung verwendet werden, für ein Sonnensegel oder einen schnellwachsenden Baum, das wird noch verhandelt. Den Scheck nahm die neugewählte Bürgermeisterin Marlies Cassuhn entgegen.
Inzwischen hat Ingo Blumenberg, der Mann mit dem Bart, seine Pfeile verschossen, das nächste Paar steht in den Startlöchern. Diesmal ist Guido Schulze einer der Gegner. Der betreibt einen Imbiss und hatte sich deshalb als Bockwurst verkleidet und sich ebenso benannt. Seine Einlaufmusik lieferte Herbert Grönemeyer mit „Currywurst“. „Nein, sonst spiele ich nicht“, sagt Guido Schulze, „aber dieses Turnier macht einfach Spaß.“
Das Eiscafé in der Elbeuer Straße ist die Trainingsstätte der Kronen-Scorer, sie treffen sich jeden Mittwoch um 19 Uhr . „Allerdings erst wieder im neuen Jahr“, sagt Katja Cassuhn, „die Vorbereitung für das Turnier hat viel Kraft gekostet.“ Ab Januar ist dann aber jeder willkommen, der das Dartspielen als Spaß-Sport betrachtet. Der Leistungsgedanke ist zwar in der Mannschaft verankert, steht aber nicht im Vordergrund. „Ziel war der Klassenerhalt“, sagt die Kapitänin, „den haben wir erreicht.“ Die Kronen-Scorer spielen in der A-Liga, fahren zu Wettkämpfen, laden Mannschaften zu Freundschaftsspielen nach Wolmirstedt ein.
Das Ende der zweiten Kronen-Scorer-Dartnacht wurde gegen zwei Uhr in der Früh ausgerufen und dann wurden selbstverständlich Sieger gekürt. Den ersten Platz erreichte die Berlinerin Lorena Hofer, die eine Schweinekeule mit nach Hause nehmen konnte. Auf dem zweiten Platz landete „Tiger“ Andy Niemann aus Gersdorf, der sich über einen Kugelgrill freute.
