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Wohnungsbau Platz für neue Häuser in Wolmirstedt

Nach dem Abriss einiger Häuserblocks gibt es in der Wolmirstedter Innenstadt leere Flächen. Einige gehören der Wohnungsbaugesellschaft.

Von Gudrun Billowie 17.01.2020, 00:01

Wolmirstedt l „Na klar, es gibt Ideen für die Abrissflächen“, sagt Gerhard Thiede. Der WWG-Geschäftsführer zieht einen Hefter aus dem Schrank. Der enthält eine Grundstücksnutzungskonzeption. Hinter diesem sperrigen Begriff verbergen sich sehr konkrete Pläne, die zeigen, welche Häuser auf welcher Wiese entstehen können. Einige davon sind schon wirklich geworden, beispielsweise die drei Stadtvillen „An den Ohreauen“ in der Geschwister-Scholl-Straße. Auch der Verkauf der leeren Flächen in der Julius-Bremer-Straße und der Samsweger Straße war in dieser Konzeption vorgesehen, sie sind inzwischen an Rossmann und Lidl überschrieben.

„Mehr werden wir nicht verkaufen“, sagt Gerhard Thiede, „unser Ziel ist es, die Flächen selber zu nutzen.“ Dabei will die WWG Stück für Stück vorgehen, das nächste Projekt steht aber bereits in den Kinderschuhen. Gegenüber dem Komplex „Ohreauen“ ist das Wohngebiet „Ohregärten“ angedacht. Erste Planungen für Einfamilien- und Reihenhausansiedlung wurden im Bauausschuss bereits vorgestellt. „Aber“, betont Gerhard Thiede, „vorerst steht für unsere vorhandenen Wohnungen erstmal die zweite Instandhaltungswelle an.“

Die WWG verfügt über 1544 Wohnungen, vor 30 Jahren waren es noch doppelt so viele gewesen. Mit dem Rückbau einiger Zehngeschosser und Fünfgeschosser sind 670 Wohnungen weggefallen, 450 Wohnungen wurden verkauft. Dennoch gibt es Leerstand - wenn auch nur halb so viel wie 2004.

Dass Wohnungen leer stehen, ist einerseits der demografischen Entwicklung geschuldet, aber auch der niedrigen Arbeitslosenquote. In Wolmirstedt herrscht nahezu Vollbeschäftigung, das zieht in Zeiten niedriger Zinsen nach sich, dass immer mehr Menschen zu Häuslebauern werden. Die Plattenbauten bleiben nur dann attraktiv, wenn sie modernisiert werden. Das beweisen die Wohnungen im sanierten Zehngeschosser in der Julius-Bremer-Straße 6 und 7. Sie erfreuen sich großer Beliebtheit, dort steht quasi keine einzige leer.

In den Zehngeschossern der Julius-Bremer-Straße wurden die Aufzüge erneuert und so verändert, dass sie ebenerdig erreichbar sind. Solch neue Aufzüge bekommen bis zum Herbst auch alle Mieter des Zehngeschossers in der Samsweger Straße. „Der Aufzugeinbau bleibt jedoch immer eine Rechenaufgabe“, sagt Gerhard Thiede. Auch wenn Fördermittel aus dem Aufzugsprogramm der Investitionsbank helfen, so werden dennoch Kosten auf die Mieter umgelegt.

In einem Zehngeschosser verteilt sich das auf 40 Parteien je Eingang. Das sei für jeden einzelnen eher verkraftbar als für die Mieter in den Fünfgeschossern. Darin wohnen nur zehn Parteien, für jeden ergäbe sich eine größere Summe. Deshalb agiert die WWG in diesem Bereich eher verhalten, möchte die Mieter nicht über Gebühr belasten.

Das aktuelle Projekt, die August-Bebel-Straße 27 a bis h, wird noch in diesem Jahr fertig. Die Häuser wurden generalüberholt, noch müssen die Treppenhäuser auf Vordermann gebracht werden, Aufzüge gibt es auch dort nicht.

In den vergangenen 30 Jahren wurden fast 20 Millionen Euro in die Instandhaltung der WWG-Wohnblocks investiert. Unter anderem wurde bereits Anfang der 90er Jahre eine Wärmedämmung an die Fassaden gebracht, viele Wohnungen wurden seit 1997 komplett saniert, unter anderem am Zentralen Platz 4 wurden Wohnungen barrierefrei umgebaut.

Ein Wohnblock, der bewusst leer gezogen wurde, ist die Samsweger Straße 60, der befindet sich in etwa gegenüber der Augenarztpraxis. Dieser Block wird die nächste Baustelle, demnächst rücken die Baufirmen an und richten darin 16 barrierefreie Wohnungen ein, die besonders für Senioren geeignet sein werden. Es wird einen Aufzug geben, erste Interessenten gibt es bereits. Im Untergeschoss kann sich eine Praxis ansiedeln.

Wobei die Sache mit den Baufirmen zunehmend komplizierter wird. Aufgrund des allgemeinen Baubooms sind die Preise durch die Decke gegangen, Firmen kaum noch zu finden. Der Fachkräftemangel verschärft das Problem zusätzlich. Das spürt auch die WWG und gerät - wie alle Wohnungsunternehmen - in eine Zwickmühle.

„Die Miete refinanziert diese höheren Kosten nicht“, sagt Gerhard Thiede, „aber wir können die Mieten nicht unendlich nach oben schrauben.“ Befürchtet wird, dass die Mieter sich dann eine andere Bleibe suchen. Derzeit liegen die Wolmirstedter Mieten im Landesdurchschnitt. In diesem Bereich möchte die WWG gerne weiter agieren. Um der Sache mit dem Leerstand und der demografischen Entwicklung entgegen zu steuern, sieht Gerhard Thiede nur einen Weg: „Wir brauchen in Wolmirstedt mehr junge Leute.“