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Asylbewerber Bis Jahresende 336 Flüchtlinge in Zerbst

In Zerbst leben inzwischen die ersten Asylbewerber. Einen Überblick über die aktuelle Situation gab Bürgermeister Andreas Dittmann.

Von Daniela Apel 28.08.2015, 18:24

Zerbst l Im Mai waren die ersten drei Flüchtlingsfamilien in Zerbst eingetroffen – insgesamt zwölf Erwachsene und Kinder. Inzwischen ist die Anzahl der Asylbewerber auf 63 angewachsen, wobei es sich hauptsächlich um Albanier handelt. Untergebracht sind sie in 15 Wohnungen, bei denen der Kreis entweder direkt als Mieter auftritt oder ein von ihm beauftragter Dienstleister. Bereitgestellt werden diese derzeit einzig von der kommunalen Bau- und Wohnungsgesellschaft Zerbst (BWZ) und zwar bislang nur im Bereich der Kernstadt. Das könnte sich in naher Zukunft allerdings ändern, wie Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) im Stadtrat darlegte.

Nach seinen Ausführungen hat der Landkreis Anhalt-Bitterfeld von den in Sachsen-Anhalt ankommenden Flüchtlingen 8,3 Prozent im Kreisgebiet unterzubringen. „Nach momentaner Kalkulation sind das in diesem Jahr rund 2000 Personen“, teilte Dittmann mit. Neben zwei Gemeinschaftsunterkünften in Friedersdorf und Marke geschieht das dezentral in Wohnungen.

Entsprechend der Gesamtbevölkerung ergeben sich für die Einheitsgemeinde Zerbst demnach 336 Plätze, die zur Verfügung zu stellen sind. Der Flüchtlingsanteil beläuft sich damit auf unter 1,5 Prozent. Diesen geringen Satz hob der Bürgermeister für all jene besonders hervor, „die vor einer Überfremdung mahnen“. Daneben verdeutlichte er, dass bis Jahresende noch weitere Asylbewerber eintreffen werden und „im Stadtgebiet – das betone ich – unterzubringen sind“. Die BWZ allein werde das nicht stemmen können, plädierte er dafür, dass sich „möglichst viele Vermieter dieser Aufgabe stellen“. Aus dem Grund hat Dittmann die größeren Vermieter am Montag zu sich zu einem Treffen eingeladen, bei dem gemeinsam über eine Lösung beraten werden soll.

„Entgegen allen Gerüchten gibt es weder eine Kopfpauschale noch einen Tagessatz oder dergleichen“, betonte der Bürgermeister. „Nach aktueller Information wird der Landkreis die notwendigen Kosten aus den Erstattungen des Landes und Bundes decken können. Ich sage das an der Stelle deshalb, um der halböffentlich geführten Neiddebatte auch mal ein paar Realitäten entgegenzusetzen.“

Nach Ansicht von Andreas Dittmann vergessen die so genannten Asylkritiker, „dass sie damit auch den Menschen einen Schlag ins Gesicht geben, die 1945 aus Ostpreußen, Schlesien und dem Sudetenland flüchten mussten und im neuen Deutschland, unabhängig ob West oder Ost, oft einen schweren Start hatten.“ Gleichzeitig zog er einen Vergleich zur Massenflucht aus der DDR 1989, wohl wissend, dass er sich damit auf dünnes Eis begibt. So habe es sich bei den vielen jungen Menschen, die damals versuchten, über Ungarn in die BRD zu gelangen, wohl kaum um politisch Verfolgte gehandelt.

„In einem inzwischen sehr populären Videoclip auf Facebook wird ein vierjähriger Junge gefragt, ob bei ihm im Kindergarten auch so viele Ausländer sind. Seine Antwort lautete einfach nur: Nö, da sind nur Kinder“, warb der Rathauschef damit indirekt für eine ebenso unvoreingenommene Toleranz gegenüber den zugewiesenen Flüchtlingen. Und er dankte ausdrücklich allen Bürgern, die bereits jetzt in Form der Bereitstellung von nicht mehr benötigter Kleidung und Möbelstücken oder über die Zerbster Tafel konkrete Hilfe geleistet oder ihre Hilfe angeboten haben.