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Grünanlagen Kein Baum fällt ohne Grund

Das Fällen von Bäumen sorgt immer wieder für Diskussionen in Zerbst.

Von Daniela Apel 08.04.2016, 07:00

Zerbst l „Gibt es einen Masterplan für Wiederanpflanzungen?“, wollte Christiane Schmidt (Bündnis 90/Grüne) wissen. Abgesehen vom Denkmalrahmenplan für den Schlossgarten verneinte Ute Schilling vom Zerbster Grünflächenamt diese Frage. Für die übrigen Parkanlagen der Stadt würden keine konkreten Planungen existieren. Allerdings sei in diesen der Baumbestand sehr hoch, so dass nicht für jeden gefällten Baum sofort ein neuer zu pflanzen ist. Auch im Bereich der Straßen gehe es nicht immer ad hoc, erläuterte Ute Schilling. Manchmal habe sich die Vor-Ort-Situation verändert, spielte sie auf neue Leitungsverläufe unter der Erde an. Mitunter verschiebt sich durch eine anstehende Baumaßnahme eine Neuanpflanzung, die stets mit nicht geringen Kosten verbunden ist. Von einer „teuren Angelegenheit“ von mindestens 500 Euro sprach Ute Schilling. Hinzu kommt eine dreijährige Anwuchspflege.

Dennoch fänden Baumpflanzungen statt. Beispielsweise säumen junge Linden den Katharina-Weg im Schlossgarten. Finanziert werden konnten diese durch die Spenden von Bürgern, wie die Verwaltungsmitarbeiterin ausführte. Sie erwähnte die innerhalb der Lutherdekade laufende Aktion, Reformationsbäume zu stiften, die inzwischen an verschiedenen Stellen in Zerbst für frisches Grün sorgen. Naturgemäß würden solche jungen Bäumchen weniger ins Auge fallen, als mächtige Bäume, die plötzlich aus dem Stadtbild verschwinden.

So müssten im Bereich der Stadtmauer vereinzelt Bäume weichen, um die historische Befestigungsanlage zu schützen, erklärte Ute Schilling. Vor allem in Zerbst-Nord sollte die Axt stärker bei Bäumen angesetzt werden, die mit ihren Wurzeln die Stadtmauer untergraben oder mit ihren Ästen überragen, fand Alfred Schildt (Linke). „Die ein oder andere Wurzel hält die Mauer vielleicht noch“, merkte Ausschussvorsitzender Sebastian Siebert (SPD) schmunzelnd an.

Die bessere und einfachere Lösung wäre es, wenn es für alle Parkanlagen einen Plan gebe wie für den Schlossgarten, meinte Helmut Seidler (FFZ). „Der Tag wird kommen, an dem wir uns mit Rephuns Garten befassen müssen“, fügte er an. Zugleich war ihm bewusst, dass nicht jede Entscheidung hinsichtlich der Umgestaltung von Grünanlagen für sofortige Begeisterung in der Bevölkerung sorgt. Als Ortsbürgermeister von Lindau sprach er da aus persönlicher Erfahrung. Maßnahmen, die zunächst auf Ablehnung stießen, werden inzwischen von den Anwohnern angenommen. „Stadtentwicklung heißt ja auch, Dinge in Angriff zu nehmen, die vielleicht nicht jeder Bürger gleich versteht“, spielte Seidler auf den Namen des Ausschusses an.

Unterdessen lenkte Holger Behnke (CDU) den Blick auf den Lunapark in Steckby. „Zum Glück ist nichts passiert“, berichtete er von einem umgestürzten Baum beim Kinderfest im vergangenen Jahr. Seine Forderung nach einer Kontrolle des Baumbestandes griff Ute Schilling umgehend auf. „Das werde ich demnächst machen“, versprach sie.

Wie Ute Schilling darlegte, erfolgt die Kontrolle von Parkbäumen durch sie selbst im Rhythmus von drei Jahren. Straßenbäume würden einmal jährlich angeschaut – im belaubten und unbelaubtem Zustand. Das übernimmt ein Baumgutachter – beauftragte die Stadt zuletzt einen externen Fachmann, verfügt sie seit Januar über einen eigenen. Sein besonderes Augenmerk wird zudem den Bäumen an Schulen, Kitas, Spielplätzen und Sportstätten gelten.

Nach der Mängelaufnahme werde eine Liste der notwendigen Arbeiten erstellt, schilderte Ute Schilling das Prozedere. Vom Entfernen des Trockenholzes bis zur Fällung reicht das Spektrum der Maßnahmen, die entweder von den Mitarbeitern des Bau- und Wirtschaftshofes erledigt werden oder durch eine entsprechende Firma.

„2015 verzeichneten wir viele Sturmschäden an den Parkbäumen. Viele befinden sich aber auch in einem schlechten Zustand“, blickte Ute Schilling zurück. Die daraus resultierenden Maßnahmen verstärkten vermutlich den Eindruck, dass „Holzungen über Gebühr“ passierten, wie es Christiane Schmidt auf der Ausschusssitzung Anfang März ausgedrückt hatte. Damals endete gerade der am 1. Oktober beginnende Zeitraum, in dem laut Naturschutzgesetz solch gravierende Eingriffe wie Baumfällungen durchgeführt werden können.

Ein weiterer Aspekt, den Christiane Schmidt auf dieser Sitzung thematisierte, betraf den ihrer Ansicht nach zu kurzen Schnittrhythmus für die Straßenbäume in Pulspforde. Am Dienstagabend, als auf ihre Anfrage hin, Grundsatzinformationen zu Baumfällungen auf der Tagesordnung des Ausschusses standen, hakte sie nach. Ute Schilling erläuterte, dass es sich in dem Fall um gekappte Bäume handele. „Die kann ich nicht wachsen lassen, sonst brechen sie auseinander.“