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Schulprojekt Neuntklässler üben sich als Politiker

Unter dem Motto „Wir gestalten Demokratie“ schlüpften Neuntklässler der Ganztagsschule Ciervisti in die Rolle von Landtagsabgeordneten.

Von Daniela Apel 21.05.2016, 07:00

Zerbst l „Politik ist schon schwierig, das sieht im Fernsehen einfacher aus“, gesteht Oliver Friedrich. „Es ist interessant, dass man lernt zu verhandeln und zu diskutieren“, sagt Emily Blei. „Zu sehen, wie es eigentlich abläuft, ist schön“, meint Josie Kilz. Zusammen mit ihren Mitschülern tauchen die Drei in den Prozess der Gesetzgebung ein.

„Wir gestalten Demokratie“ heißt das Planspiel, das an diesem Tag statt Mathe oder Deutsch auf dem Stundenplan der 9b der Ganztagsschule Ciervisti steht. Es handelt sich um ein Projekt, das die Konrad-Adenauer-Stiftung in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt anbietet. Ziel ist es, den Schülern einen möglichst realistischen und praxisbezogenen Einblick in die parlamentarische Arbeit zu geben. Dazu nehmen die beiden Politikwissenschaftler Giorgi Doinjashvili und Christian Zache die Jugendlichen mit in ein fiktives Szenario, bei dem die Neuntklässler zunächst zu Abgeordneten verschiedener Fraktionen werden.

Neben der Demokratischen Partei (DP) und der Sozialen Gerechtigkeitspartei (SGL) werden die Mädchen und Jungen plötzlich zu Mitgliedern der Gleichheitspartei (GLP) und der Ökologisch-Sozialen Partei (ÖSP). Ähnlichkeiten mit CDU, SPD, Linken und Grünen sind beabsichtigt, das betrifft ebenfalls die Programme, welche die Schüler nun für sich übernehmen und vertreten sollen.

„Die Herausforderung ist, dass die Inhalte nicht unbedingt der eigenen Meinung entsprechen“, sagt Christian Zache. „Die Positionen sind allerdings nur Richtlinien und lassen ihnen einen gewissen Spielraum“, erläutert er die Ausgangslage. Ergebnis soll die Verabschiedung eines Gesetzes zur Ausstattung von Schulen mit moderner Technik sein. Keine Frage, dass die Ansichten zu dem Entwurf auseinandergehen.

„Jede Partei bietet was, was man nehmen könnte“, formuliert es Emily Blei. Gemeinsam mit ihren Mitstreitern überlegt die „Fraktionsvorsitzende“ der SGL, mit welcher Partei sie verhandeln sollten. Auch die Sitzverteilung spielt eine Rolle. „Wir müssen schauen, mit wem wir die notwendigen Stimmen erreichen“, gibt Josie Kilz zu bedenken. Rasch wird den Schülern klar, wie knifflig es ist, Mehrheiten zu finden und die eigene Position durchzubringen.

Lächelnd beobachtet „Spielleiter“ Giorgi Doinjashvili die Diskussionen in den vier Fraktionen, gibt hier und dort einen Hinweis und beantwortet Fragen. Unterdessen wird am Rande durchaus schonmal vorgefühlt, ob eine Koalition möglich ist.

Eine kurze Pause läutet die spannende Verhandlungsphase ein, die in einer weiteren Plenarsitzung mündet und letztlich zu einem Votum über den Gesetzentwurf führt. „Zum Schluss erfolgt noch eine geheime Abstimmung, bei der jeder Schüler aus allen Positionen auswählen kann“, erklärt Christian Zache.

Den meisten der 26 Neuntklässler scheint der erste Ausflug ins Parlament zu gefallen. Denn es wird eine Fortsetzung des Projektes geben, das Teil des landesweiten Projektes „Demokratie stärken – Du bist Politik“ ist.