1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zerbst
  6. >
  7. Mit Freude bis zum letzten Schultag

Abschied Mit Freude bis zum letzten Schultag

Nach 45 Jahren als Lehrerin im Schuldienst wurde Margitta Sens an der Grundschule Lindau verabschiedet.

Von Petra Wiese 29.06.2018, 08:00

Lindau l „Ich bereue nichts, ich habe alles richtig gemacht“, blickt Margitta Sens auf ihr Berufsleben zurück. Mit dem Ende des Schuljahres wurde sie in den Ruhestand verabschiedet. 2009 hatte sie die Leitung der Lindauer Grundschule An der Burg übernommen. „Mein absoluter Höhepunkt“, blickt sie auf die vergangenen neun Jahre zurück. Bis zum letzten Schultag hat sie mit Freude gearbeitet und sich für ihre Schule stark gemacht.

In Lindau rief Margitta Sens die Schach-AG ins Leben. Sechs Schachlehrer holte sie über die Jahre ins Boot. Die Schülerzeitung Burgolino wurde gegründet. Mit dem Chor bereicherte sie viele Veranstaltungen. „Das waren tolle Auftritte mit den Burgkids“, sagte sie.

„Ich denke gern an den Besuch von Ministerpräsident Reiner Haseloff zurück, der mir eine neue Kollegin beschert hat“, lässt Margitta Sens einige bedeutsame Ereignisse an der Schule Revue passieren. Nun würde sie sich wieder eine neue Kollegin für die Schule wünschen, um ihre Lücke zu schließen.

Auch eine Lesenacht mit Drittklässlern wird sie ewig in Erinnerung behalten, als das Schulgespenst mit Freundin auftauchte und die Kinder nicht mehr von ihrer Seite wichen. Die Lesenacht war auch an der Deetzer Schule schon ein Renner. Da waren es die Toilettengänge der Kinder, die sie die ganze Nacht über begleitete, weil der Friedhof einfach zu nah war.

An der Schule in Deetz unterrichtete Margitta Sens von 1975 bis 2002. Das war ihre zweite Station. Ihr erster Einsatzort nach dem vierjährigen Fachschulstudium in Staßfurt war Nedlitz, wo sie 1973 ihre Lehrerlaufbahn begann.

27 Jahre wurden es in Deetz. 15 Jahre war Margitta Sens Fachmoderatorin Deutsch. „Das hat mich sehr geprägt“, sagt sie. Sie musste sich spezielles Fachwissen für Deutsch erarbeiten, machte Weiterbildungen für die Kollegen, begleitete die Rechtschreibreform. „Mein Herz schlägt für Deutsch und Musik“, bekennt sie. Ganz oft hörten ihre Schüler ihren Leitsatz: „Wer lesen kann, ist besser dran“. „Dazu stehe ich bis heute“, sagt sie.

Um Musik bis zur 10. Klasse unterrichten zu können, musste Margitta Sens auch eine zusätzliche Ausbildung machen. Mit eigenen Liedern und Tänzen sorgte sie dafür, dass Musikunterricht nie langweilig wurde. Ihr Steckenpferd war jedoch die Chorarbeit an jeder Schule. So gab es die „Ankuhner Spatzen“, als Margitta Sens 2002 an die kleine Zerbster Grundschule wechselte. „Da durfte ich mir den Musikraum nach meinen Bedürfnissen einrichten“, erzählt sie. Nach jedem Auftritt der Ankuhner Spatzen hatte Bürgermeister Helmut Behrendt wohl einen neuen Ohrwurm.

Für jedes Kind hatte sie offene Ohren. Da gab es in jeder Klasse Schüler, die besonders schnell ihr Herz eroberten, aber auch immer Kinder, wo sie cool bleiben musste. Mit klaren Regeln und Konsequenz leitete die Deetzerin die Schule. Personalmangel bei immer mehr Kindern mit Förderbedarf zunehmend im Bereich der emotionalen und sozialen Entwicklung erschwerte das Arbeiten. Ein Förderlehrer für einen Tag reiche da nicht aus.

Auch der Wegfall der pädagogischen Mitarbeiterin machte sich bemerkbar. Die Schulsozialarbeiterin nur an zwei Tagen zu haben, genüge ebenfalls nicht. „Es muss unbedingt Personal aufgestockt werden“, so Margitta Sens, die ansonsten ein tolles Team an ihrer Schule hatte. Unterstützung fand sie zudem bei einem aktiven Schul- elternrat und aktiven Förderverein.

„Ich blicke voller Freude und Dankbarkeit zurück“, ist Margitta Sens auch gar nicht traurig, jetzt aufzuhören. „Alles hat seine Zeit“, sagt sie und ist voller Elan für das, was vor ihr liegt. Ihre Zeit will die 65-Jährige nun vor allem ihrer Familie widmen, „die stets eine Kraftquelle war“.

Zwei Söhne haben Margitta Sens, die aus Grimme stammt, und ihr Mann. Vier Enkelkinder sind ihr ganzer Stolz. Auf eine sechswöchige Reise durch Nordeuropa freut sich Margitta Sens jetzt erst einmal. Und dann wollen sie und ihr Mann noch viele schöne Tage auf ihrem Stammcampingplatz in Brandenburg verleben.

Für noch mehr Entspannung zu Hause gab es für die Schulleiterin noch ein tolles Abschiedsgeschenk: eine Genießerbank. Die wird einen Platz im heimischen Garten mit Blick übern Teich erhalten. Die Fördervereinsvorsitzende Anja van Leusen überreichte passend dazu einen Genießerkorb. Der herzlichen und dankenden Worte zum Abschied wurden viele gewechselt. Auch der Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann würdigte das Engagement von Margitta Sens um ihre Schule. Volker Schub schloss sich im Namen des Lindauer Ortschaftsrates an.

Nur ein Wermutstropen bleibt: „dass ich nicht mehr mit der Whiteboardtafel arbeiten kann“, so Margitta Sens, die gemeinsam mit dem Lindauer Ortsbürgermeister Helmut Seidler drei Jahre dafür gekämpft hat. Damit kann mit Beginn des neuen Schuljahres gearbeitet werden, versicherte Dittmann noch einmal.

Die Leitung der Lindauer Grundschule übernimmt kommissarisch nun zunächst Martina Schub. Sie war in den vergangenen neun Jahren die Stellvertreterin an der Seite von Margitta Sens.