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Amigurumi Häkeltiere zum Verlieben

Knuffig anzusehen, sind die Häkeltiere von Kathrin Borchert aus Zerbst. Seit fünf Jahren ist Amigurumi ihre große Leidenschaft.

Von Petra Wiese 11.01.2021, 00:01

Zerbst l Schon mal was von Amigurumi gehört? Wer so in Richtung Origami denkt, liegt nicht ganz falsch. Während es sich bei letzterem um gefaltetes Papier handelt, das seine Ursprünge im Japanischen hat, setzt sich Amigurumi aus den japanischen Verben „amu“ und „kurumu“ zusammen – stricken und einhüllen. Eine japanische Strick- oder Häkelkunst ist hier gemeint, mit der zum Beispiel kleine Tiere hergestellt werden.

Wer mit dem Begriff nichts anfangen kann, der hat aber sicher schon einmal solche liebevoll gehäkelten Figuren gesehen. Bei Kathrin Borchert würden sie die ganze Couch füllen, wenn sie alle ihre Schmuckstücke aufreihen würde. Die Zerbsterin hat sich dieser Handarbeitskunst verschrieben. Schon vielen Freunden und Bekannten hat sie mit ihren Häkeltieren eine Freude bereitet und das will sie auch weiter tun.

Alles fing vor fünf Jahren an. Um die Weihnachtszeit war sie bei einer Freundin, erzählte sie. Da saß ein niedlicher kleiner Schneemann in der Deko. Der fiel ihr gleich ins Auge, auch dass er selbst gemacht war. Der Kontakt zur Macherin war schnell hergestellt und das Muster besorgt. Unmittelbar darauf hatte Kathrin Borchert ihren ersten eigenen Schneemann fertig gestellt. Den hat sie immer noch. „Da ist alles ziemlich locker“, betrachtet sie ihren Prototypen heute kritisch.

Nach dem ersten Schneemann gab es die nächsten Anleitungen zum Ausprobieren. Im Februar bekam die beste Freundin einen Teddy zum Geburtstag. Dann wurde die Schwiegermutter beschenkt. Bald durfte sich jeder in der Familie freuen. Im ersten Jahr entstanden auch gleich eigene Varianten. Anhand von Bildern aus dem Internet versuchte Kathrin Borchert verschiedene Tiere nachzuhäkeln. Außerdem machte sie aus kleinen große und aus großen kleine Ausgaben.

Etwa 20 Zentimeter sind die kleinsten Exemplare. Eine stattliche Größe von 65 Zentimetern hat dagegen ein knuffiger Elch, der erst in der jüngsten Weihnachtszeit entstanden ist. Waren die bisherigen Exemplare auch durchweg aus normalem Schulgarn, hat Kathrin Borchert zuletzt auch einfach mal andere Wolle ausprobiert. Darauf war sie im Internet gestoßen. Und siehe da – jetzt sind Pinguin, Eule und Elch in der Flauschvariante gelungen.

Schneemänner und Teddys sind bei Kathrin Borchert in bester Gesellschaft mit Einhörnern, Drachen, Hasen, Minions, Schildkröte, Maulwurf, dem Ferkel von Winni Puh, dem Olaf von der Eiskönigin, Biene Maja und Willi, Herrn Fuchs samt Frau Elster, Pittiplatsch und Schnatterinchen. Die Wünsche von Freunden und Bekannten sind vielseitig, manchmal auch ungewöhnlich. Eine Herausforderung sei einmal ein Clown gewesen, den sie für jemanden nachhäkeln sollte. „Den Schmollmund habe ich dreimal wieder aufgetrennt“, erinnert sich Kathrin Borchert.

Auf Wunsch bekommen die Häkeltiere auch die Namen der zu beschenkenden Kinder oder Erwachsenen verpasst oder die Zahl für ein Jubiläum oder einen Geburtstag. Für nachgehäkelte Vereinsmaskottchen etwa besorgt Kathrin Borchert das entsprechende Logo im Internet. Auch Augen, Wimpern, Schnabel und andere Accessoires werden bestellt. Die Füllwatte kommt in Kilosäcken.

Manchmal hat Kathrin Borchert richtig zu tun, um Wünsche rechtzeitig fertig zu stellen. Da ist phasenweise die Nachfrage groß und die Nächte sind zu kurz, um alles zu schaffen. Vor dem Fernseher wird gehäkelt oder zur Abwechslung auch mal gestrickt. „Eigentlich jeden Abend“, so Kathrin Borchert. Ohne Handarbeit wäre es ihr einfach zu langweilig, bekennt die Frisörin, zumal ihr Lebenspartner abends meist noch zu arbeiten hat.

Wenn sie nichts macht, sei sie entweder hundemüde oder fühle sich nicht. Da ihr das Häkeln längst in Fleisch und Blut übergegangen ist, könne sie das Fernsehprogramm trotzdem noch verfolgen. Anleitungen braucht sie für ihre Tiere längst nicht mehr. Dennoch hat sie sich für alle ihre Kreationen das Muster aufgeschrieben, dann kann man nachgucken und muss nicht neu probieren oder zählen.

Handarbeiten begleiten die 49-Jährige seit Kindertagen. In der 5./6. Klasse, wenn nicht sogar früher, habe sie damit angefangen. Die Mutti hat ihr alles beigebracht. „Ich saß da, bis ich das gekonnt habe“, erinnert sich Kathrin Borchert. Aufgeben kam für sie nicht in Frage. Der erste Strickpullover war aus lauter Resten. Ob Deckchen sticken oder Wandteppiche knüpfen, sie habe alles ausprobiert – „Das hat mit immer Spaß gemacht“. Und sie blieb den Handarbeiten treu.

Die eigenen beiden Kinder wurden von oben bis unten eingestrickt. Auch heute noch strickt sie Ausfahrgarnituren für Bekannte. Als die Kinder größer wurden, gab es zu jeder Jacke passend Mütze und Schal. Im eigenen Kleiderschrank sind die meisten Pullover selber gestrickt. Sohn und Tochter, die längst erwachsen sind, haben mit Handarbeiten nichts am Hut. „Sie haben es mal versucht“, so Kathrin Borchert. Eher nervte das Klappern von Mutters Stricknadel irgendwann. Zum Glück klappert die Häkelnadel nicht.

Wenn früher über den Sommer quasi Handarbeitspause war, strickt Kathrin Borchert inzwischen das ganze Jahr durch. Hat sie gerade keinen konkreten Auftrag, wird was Neues ausprobiert. Dabei hat die sportliche Frau, die Fitness macht, joggen geht und begeisterte Ski- und Motorradfahrerin ist, einen hohen Anspruch an ihre Arbeit. „Wenn es nicht so ist, wie ich es mir vorgestellt habe, trenne ich alles wieder auf“, sagt sie. Wie eine Figur geworden ist, sieht man allerdings erst richtig, wenn die Füllung drin ist. Auftrennen kommt inzwischen recht selten vor. Meist sind die Figuren, alles Unikate, ziemlich perfekt anzusehen. Von locker keine Spur mehr, jede Masche sitzt. Supersüß kommt da gerade ein zartrosa plüschiger Pinguin daher – aktuell erklärter Liebling von Kathrin Borchert. Das kann sich jedoch ganz schnell ändern...