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Ausstellung Das mittelalterliche Zerbst

Zerbst als Handelsmetropole mit großem Einfluss und das Verständnis von Recht im Mittelalter sind Themen im Zerbster Museum.

Von Paul Schulz 12.09.2019, 07:00

Zerbst l Wissenswertes zur Rechtsprechung im mittelalterlichen Zerbst und die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt stehen im Fokus der Kabinettausstellung „Stadt Land Fluss – Metropole Zerbst“. Die Ausstellung wird am Sonntag um 15 Uhr im Zerbster Museum eröffnet. Bei der Eröffnung ist auch der renommierte Rechtshistoriker Prof. Dr. Heiner Lück dabei, der mit dem Vortrag „Roland und Butterjungfer“ in die Thematik einführt.

Mit dieser Ausstellung ist das Zerbster Museum übrigens Korrespondenzstandort zur Sonderausstellung „Faszination Stadt. Die Urbanisierung Europas im Mittelalter und das Magdeburger Recht“ des kulturhistorischen Museums Magdeburg.

Museumsleiterin Agnes-Almuth Griesbach freut sich bereits auf die Eröffnung. Sie ist überzeugt, dass die Besucher allerlei neue Erkenntnisse über die große wirtschaftliche Bedeutung der Stadt erlangen werden. „Wir stellen auch zwei Schriftquellen aus dem 14. und 15. Jahrhundert aus, die den Einfluss von Zerbst auf den Handel belegen. Besonders interessant ist zum Beispiel ein Brief an die Handwerkerschaft in Pirna, die von den Zerbstern einen bedeutsamen Auftrag erhielten“, macht Griesbach auf die Ausstellung neugierig.

Das andere zentrale Thema der Ausstellung ist das Recht im Mittelalter. Der „Sachsenspiegel“, das erste mittelalterliche Rechtsbuch in Deutschland, wird dabei natürlich eine sehr wichtige Rolle spielen. Aus diesem Grund haben Griesbach und Museums-Mitarbeiter Paul Globig auch eine originalgetreue Reproduktion des Sachsenspiegels, ein sogenanntes „Faksimile“, vor Ort.

„Der Sachsenspiegel ist so interessant, weil er sehr bildhaft ist. Die Bilder zeigen deutliche Handlungen und auch die gezeigten Personen lassen sich anhand ihrer Kleidung identifizieren. Die Darstellungen sind teilweise sehr symbolhaft“, erklärt Paul Globig. Der Sachsenspiegel musste auch bildhaft sein, denn in einer Zeit, in der ein immenser Teil der Bevölkerung nicht lesen konnte, waren Bilder die einzige Möglichkeit den Inhalt wiederzugeben, so Globig.

Die Museumsleiterin ergänzt: „Der Sachsenspiegel hat auch heute noch eine große Bedeutung, schließlich basieren alle weiteren Recht-Formulierungen darauf. Und auch die bekannte Redewendung ‚Wer zuerst kommt, mahlt zuerst‘, stammt aus dem Sachsenspiegel.“ Darüber hinaus wird bei der Ausstellung „Stadt Land Fluss – Metropole Zerbst“ die Rolle der Frau im Mittelalter thematisiert und auch interessante Informationen zur Zerbster Butterjungfer werden damit in Verbindung gebracht.