Rückkehr eines schwimmenden Superstars Baby-Lachse erobern die Zerbster Nuthe - zugleich beginnt der Kampf gegen Schwarzangler
In und um Zerbst wurden wieder Tausende Mini-Lachse ausgesetzt. Zugleich finden fortan verschärfte Kontrollen statt, um gegen Schwarzangler vorzugehen.

Zerbst - Lange Zeit gab es keine Lachse mehr in den Nutheläufen rund um Zerbst. Das soll sich ändern. Nur gelingt es? Und was hat der Kampf gegen Schwarzangler damit zu tun?
Aus Dänemark stammen die quirligen Junglachse, die am Mittwochvormittag in die Nuthe entlassen werden. Sechs bis zehn Zentimeter groß sind die gut 20.000 Fische, die in den verzweigten Flussläufen rund um Zerbst eine neue Heimat finden sollen. Um Revierkämpfe zu vermeiden werden die Winzlinge an verschiedenen geeigneten Stellen zwischen Lindau und Niederlepte ausgesetzt, in der Hoffnung, dass sie heranwachsen und nach ein bis vier Jahren in den fernen Atlantik abwandern, um irgendwann zum Laichen in ihre Kinderstube zurückzukehren.
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Denn einst war der Lachs heimisch in der Nuthe. Doch Ende des 19. Jahrhunderts verschwand der „Superstar unserer Gewässer“, wie es Martin Schwabe ausdrückte. Er ist hauptamtlicher Mitarbeiter für Naturschutz und Öffentlichkeitsarbeit des Landesanglerverbandes, der bei dem Projekt zur Wiederansiedlung von Wanderfischen in Sachsen-Anhalt mit dem Umweltministerium und dem Institut für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow kooperiert.
Erste Lachse kehrten 2011 in die Nuthe zurück
Die Wissenschaftler aus Brandenburg, die federführend bei der Umsetzung des Programms sind, waren gestern ebenfalls erneut angereist, um den aktuellen Besatz zu begleiten. Bereits seit 2009 werden jeden Herbst Baby-Lachse in die einzelnen Nuthe-Arme entlassen. Dieses Mal haben sie einen Bauchflossenschnitt auf der rechten Seite, wie Projektleiter Steffen Zahn verriet. An dieser Markierung sind sie später zu erkennen, wenn sie eines Tages zurückkehren, um sich fortzupflanzen und in flach überströmten Kiesbetten den Laich abzulegen.

Seit dem ersten Lachs 2011 kamen stetig weitere hinzu, so dass die 100er-Marke mittlerweile geknackt ist. In der letzten Aufstiegssaison 2023/24 konnten neun Lachse mit Hilfe der Video-Erfassungsstation in Niederlepte sowie einer gezielten Befischung dokumentiert werden. Vielleicht waren es sogar mehr, denn elf Großsalmoniden ließen sich nicht identifizieren, wie Steffen Zahn berichtete. Auch Laichplätze und geschlüpfte Jungfische konnten inzwischen nachgewiesen werden, was beweist, dass der Lebenszyklus der Nuthe-Lachse geschlossen ist – ein erster Erfolg.
Für einen natürlichen Selbsterhalt der Population ist die Rückkehrerquote bislang allerdings zu gering. Erst wenn von den ausgesetzten Jungfischen 20 Prozent in den Atlantik abwandern und davon drei Prozent zurückkehren, würde der Kreislauf ohne menschliche Eingriffe funktionieren und es könnte auf einen regelmäßigen Besatz verzichtet werden. Noch ist dieser notwendig.
Wasserpolizei hilft bei Kontrolle der Nuthe-Mündung
Wie Martin Schwabe ausführte, beliefen sich die Kosten für die diesjährige Aktion auf rund 14.000 Euro. Die Finanzierung erfolgt stets über die Fischereiabgabe. Es handelt sich um eine Investition in den Erhalt der Artenvielfalt und zugleich in den Umweltschutz. Immerhin gilt der Lachs als „stiller Botschafter für eine intakte Natur“, wie es Schwabe ausdrückte. Die Rückkehr der eindrucksvollen Fische spricht für den Zustand des Ökosystems Fluss und in dem Fall der Nuthe.

Bei der Ausbringung der Lachse leisten seit Anfang an die Zerbster Angler tatkräftige Unterstützung. Fortan werden sie zusammen mit dem Landesanglerverband eine Vielzahl der bisherigen Arbeitsaufgaben des Instituts für Binnenfischerei übernehmen, das sich auf ein neues Ziel konzentrieren wird, wie Steffen Zahn schilderte. So soll das Projekt zur Wiederansiedlung von Wanderfischen, das neben der Nuthe ebenfalls in der Jeetze in der Altmark läuft, nun auf die Bode ausgeweitet werden, die durch den Harz, die Börde und den Salzlandkreis fließt.
Unterdessen konzentrieren sich die Mitglieder des Zerbster Anglervereins auf den Nuthe-Lachs. Dazu gehört auch die engere Zusammenarbeit mit der hiesigen Wasserschutzpolizei. Wie Vereinsvorsitzender Alfred Schildt informierte, sollen im Bereich der Nuthe-Mündung jetzt verstärkt Kontrollen durchgeführt werden, um dort gegen Schwarzangler vorzugehen, die illegal rückkehrende Lachse fangen.