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Expertenrunde berät weitere Schritte zu Umgang mit Fürstensärgen und Schaffung der Grablege Befunduntersuchungen am "Haufwerk"

Von Antje Rohm 06.06.2012, 03:18

Studenten der Fachhochschule Potsdam werden in der ersten Juliwoche die Särge aus der Zerbster Fürstengruft untersuchen. Zu ihrem Einsatz und dem weiteren Vorgehen auf dem Weg zur neuen Grablege im Schloss beriet jetzt erneut eine Expertenrunde.

Zerbst l In einem gemeinsamen Schreiben werden sich die Stadt Zerbst und die Evangelische Landeskirche Anhalts an das Haus Anhalt-Askanien wenden. "Wir müssen auf der rechtssicheren Seite sein, damit wir Handlungsfreiheit haben", sagt Dietrich Landmann, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates von St. Bartholomäi Zerbst. Auf seine Einladung kam jene Arbeitsrunde jetzt zum dritten Mal zusammen, die sich mit der Perspektive der Särge aus der Fürstengruft beschäftigt.

Einiges hat sich seit dem letzten Treffen im Januar getan. "Der Stadtrat hat ohne Gegenstimme sein Einverständnis gegeben, dass die neue Grablege im Corps-de-Logis-Bereich des Schlosses entstehen kann, wenn die technischen Möglichkeiten gegeben sind", nennt Andreas Dittmann eine wesentliche Grundlage, die damals vereinbarten Überlegungen umsetzen zu können. Voraussetzung sei, betont der Kulturamtsleiter noch einmal, dass die Stadt "ohne nennenswerten finanziellen Zuschuss" beteiligt sei.

Fundamente sind massiv gearbeitet

Etwa 420 000 Euro umfasst die derzeitige Kostenkalkulation zur Schaffung der bautechnischen Voraussetzungen für die Grablege im Schloss, informiert Dirk Herrmann, Vorsitzender des Fördervereins Schloss Zerbst. Und dass "die Fundamente massiv gearbeitet" sind. Das hätten umfangreiche Voruntersuchungen im für die Grablege vorgesehenen Kellerbereich und auch dessen äußeren Schlossumfeld ergeben. Aufgrund der Bombardierung des Schlosses im Zweiten Weltkrieg war der Kampfmittelbeseitigungsdienst vor Ort. "Dabei wurde nichts gefunden", so Dirk Herrmann. Ein vom Förderverein vorfinanziertes geotechnisches Gutachten mit Bohrungen bis in acht Meter Tiefe wurde erstellt. "Die Risse in den Aufbauten rühren nicht von einer Schwäche der Fundamente her. Und weitere Senkungen sind dort auch nicht mehr zu erwarten", erklärt der Vorsitzende die Ergebnisse.

In Vorbereitung der Grablege ist eine komplette Sanierung der entsprechenden Kellergewölbe vorgesehen. Geplant ist auch ein Treppenhaus ins Erdgeschoss, damit die Präsentation der fürstlichen Särge nicht nur von außen, sondern auch aus dem Innern des Schlosses erreichbar ist. Sicherungsarbeiten im Erdgeschoss und an den Mauerkronen ergänzen das Spektrum der Arbeiten, bei denen auch aus statischen Gründen drei bestehende Pfeiler weggenommen und neu aufgemauert werden müssen.

Gegebenenfalls, sind sich Andreas Dittmann und Dirk Herrmann mit Blick auf das mögliche Einwerben von Fördermitteln einig, müssten die Arbeiten in mehrere Abschnitte geteilt werden.

Kulturstiftung der Länder fördert eine erste Restaurierung

In geteilter Zuständigkeit und doch gemeinsamer Verantwortung werden die weiteren Schritte gegangen. Während sich Stadt und Förderverein um die Dinge kümmern, die die künftige Grablege betreffen, liegt alles, was die Särge in der Bartholomäikirche angeht, in den Händen von Kirchgemeinde und Landeskirche.

In der Kirche werden in der ersten Juliwoche Studenten der Fachhochschule Potsdam Befunduntersuchungen an den durch die unsachgemäße Lagerung in den 1980er Jahren stark beschädigten Särgen vornehmen. Wie das in den Räumlichkeiten der Kirche möglich ist, ob und wie einzelne Särge dabei verlagert werden können, war ebenfalls ein Thema der Beratungsrunde, zu der unter anderem stets auch Vertreter der Denkmalpflege gehören.

"Die Voruntersuchungen an diesem ,Haufwerk\' sind eine wesentliche Voraussetzung für die Restaurierung und die Kostenschätzung dafür", so Jeannine Meinhardt vom Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen-Anhalt e.V., die den Studenteneinsatz betreut.

Um erste Kontakte für eine finanzielle Unterstützung zur Restaurierung der Zerbster Särge, die besonders bedeutsam auch deshalb sind, weil jene der Eltern Katharinas II. dazu gehören, hat sich Dr. Regina Ströbl von der Forschungsstelle Gruft bemüht. Die Forschungsstelle mit Sitz in Lübeck engagiert sich mit für das Zerbster Projekt. Es gebe ein Angebot der Kulturstiftung der Länder, die Restaurierung eines ersten Sarges als Anschub zu fördern. Für alle Särge wird derzeit von einem Bedarf vom 1,5 Millionen Euro ausgegangen.