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Chronik Bornum will seine Geschichte aufschreiben

Die Ortsgeschichte aufarbeiten - das wünscht sich so mancher Ortsbürgermeister für sein Dorf. In Bornum wird genau das gemacht.

Von Arlette Krickau 16.01.2018, 05:00

Bornum l 2013 feierte das kleine Dorf Bornum sein 800-jähriges Bestehen. Bei so einem Jubiläum sollte auch einiges passieren und zu sehen sein. Und bei 800 Jahren drängt sich fast die Geschichte des Ortes auf – so dachte auch Hansjörg Schürer.

Bereits zwei Jahre zuvor sprach er einige Bornumer an, ob sie nicht Lust hätten, an einer kleinen Ausstellung für das Jubiläum mitzuarbeiten, die die Geschichte des Dorfes zeigen würde. Der Gedanke war geboren, und mit seinem Charme und seiner Leidenschaft für die Sache, steckte Hansjörg Schürer im Nu einige an, so dass eine Ausstellung mit Zeitstrahl und vielen historischen Dokumenten entstand.

„Wir wollten dran bleiben“, sagt Schürer, „denn wir wollen wissen, woher wir kommen.“ Damit sollte es aber nicht getan sein. Zu viele interessante Dinge hatte man im Zuge der Ausstellung entdeckt, an denen man weiter forschen wollte. Die Ortschronistengruppe blieb also erhalten – bis heute. Und wird immer professioneller.

Jeder hat sein Aufgabengebiet, es gibt Arbeitstreffen und gemeinsame Projekte. Alle Daten werden digital erfasst. Eine Excel-Tabelle umfasst mittlerweile 3165 Namen mit etwa fünfmal so vielen Hinweisen, die auf die Geschichte Bornums verweisen oder die aktuell Bornum gestalten.

Erklärtes Ziel der Gruppe ist es, eine Chronik zu schreiben. Aber Moment mal, es gibt doch schon zwei. Eine entstand im Jahr 1911 und eine weitere 1995. Beide sind in sich schlüssig geschrieben. „Es soll die Ortsgeschichte aus heutiger Sicht dargestellt werden und natürlich bis in die heutige Zeit gehen. Es sind mittlerweile Aspekte dazugekommen, die den beiden vorherigen Autoren nicht bekannt waren, die einige Dinge in einem anderen Licht erscheinen lassen und Neudeutungen ermöglichen“, erklärt Schürer. Wann diese Chronik abgeschlossen sein soll, da geben sich die Mitglieder offen. „Ich kenne Menschen, die haben 50 Jahre an einer Chronik recherchiert. Das werden wir wohl nicht mehr schaffen“, sagt Schürer mit einem Lachen.

Ziel sei es auch nicht, fertige Bücher herzustellen. „Das ist finanziell schwierig, dafür fehlt es wahrscheinlich auch an der Masse an Interessenten. Aber eine druckfertige Datei wird es werden“, kündigt er an.

Doch damit nicht genug. Die nur in Sütterlin vorliegende Chronik aus 1911 hat die Gruppe komplett „übersetzt“. Auch diese könnte neu aufgelegt werden, ebenso wie die 1995er Chronik. Außerdem hat die Gruppe speziell die Geschichte der kirchlichen Gemeinde in Bornum aufgearbeitet. „Einfach, weil sie sich von der gesellschaftlichen Gemeinde in der Entwicklung unterscheidet“, begründet Schürer. Und ein fünftes Heft, wäre denkbar: Erinnerungen. Die Mitglieder haben mit vielen alten, mittlerweile auch schon verstorbenen, Bornumern gesprochen und deren Erinnerungen an das Leben im Ort aufgeschrieben.

Wie, wann und ob die Hefte erscheinen ist noch offen. Aber die Arbeit ist getan und wird fortgesetzt.

Das jüngste Projekt der Gruppe ist ein Epitaphstein. Sie fanden die Steintafel bei Sanierungsarbeiten an der Kirche. Dort war sie als Treppenstufe verbaut worden. Bisherige Entschlüsselungsversuche der Inschriften des Steines schlugen fehl – die Schriften sind verwittert, der Zahn der Zeit hat an ihnen genagt. Aufgeben wollen sie aber nicht. Sie sind auf der Suche nach Hilfe, nach erfahreneren Menschen, die ihnen Tipps geben können, wie die Lesbarkeit wieder hergestellt werden kann.

Außerdem wollen sie die Ostung (Ausrichtung) der Kirche eindeutig bestimmen. Am St.-Georg-Tag, der 23. April, wird sich dazu einiges entscheiden, sagen die Hobbyhistoriker. Denn sie vermuten, dass nach dem Sonnenaufgang an diesem Tag, die Kirche ausgerichtet wurde. Denn der Name des St. Georg ist in die Glocke der Kirche eingraviert. „Daher nehmen wir an, dass er der Schutzpatron war“, vermutet Schürer. Die Spannung wird sich aber erst im April lösen.